Afterimage Slow Motion (Comic)

Jyanome
Afterimage Slow Motion
Übersetzung: Martin Gericke
Cross Cult, 2022, Paperback, 224 Seiten, 10,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Ein festes Genre bei japanischen Mangas ist seit einigen Jahrzehnten auch die Boys Love, in der die homoerotische Liebe zwischen zwei - zumeist sehr jungen Männern - für eine weibliche Leserschaft thematisiert wird. Das ist auch bei „Afterimage Slow Motion“ wieder einmal der Fall.


Kikuchihara aus dem dritten Jahr der Oberstufe ist der unangefochtene Star der Highschool. Sportlich, gutaussehend, charmant und nicht auf dem Mund gefallen leitet er den Filmclub und weiß genau, wie er sich inszenieren muss. Doch dann tritt Ichikawa aus dem zweiten Jahr in den Club ein und scheint alles durcheinander wirbeln zu wollen, hat er doch ganz eigene Ansichten zum Thema Film, mit denen er sich nicht zurückhält. Dennoch fühlt sich Kikuchihara merkwürdig stark von ihm angezogen, vor allem als es zu einem ungewollten Kuss zwischen den beiden kommt.

 

Sieht man einmal davon ab, dass es sich nicht um einen Sport, sondern Filmclub handelt, ist der Hintergrund nicht ungewöhnlich - auch die Konstellation scheint vertraut, auch wenn man diesmal das Gefühl nicht loswird, dass beide Figuren Alpha-Männchen sind.

Die Geschichte nimmt sich Zeit, die Jungs nach dem überraschenden Kuss dann doch langsam zusammenzubringen und hilft dabei natürlich ein wenig nach, indem sie verhindert, dass diese durch ein paar äußere Umstände zusammen leben und sich nicht wirklich aus dem Weg gehen können. So sind sie gezwungen, sich näher miteinander zu beschäftigen, dabei kommt bald auch ein überraschendes Geheimnis ans Licht. In der Hinsicht spult die Künstlerin also mehr oder weniger bekannte Handlungsmuster ab. Auch die Auseinandersetzungen werden routiniert beschrieben, Schwierigkeiten sind schnell gelöst, denn immerhin hat die Künstlerin nur diesen einen Band, um die Geschichte zu erzählen und kann sie nicht in die Länge ziehen. Dabei schafft sie immerhin eine angenehme und lockere Atmosphäre, das ganze wird mit leichter Feder erzählt.

Alles in allem ist „Afterimage Slow Motion“ eine solide, wenn auch nicht besonders überraschende Boys-Love-Geschichte, die ganz nett zu lesen ist, aber keine wirklich ungewöhnlichen Entwicklungen bietet, damit sie schnell auf ein Happy End zusteuern kann.