Europa 1: Der Eismond (Comic)

Europa 1
Der Eismond
(Europa 1: La Lune de Glace, 2021)
Text: Leo & Rodolphe
Titelbild und Zeichnungen: Zoran Janjetov
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2021, Hardcover, 48 Seiten, 15,00 EUR

Rezension von Elmar Huber

Nachdem ein Forschungsteam, das den unterirdischen Ozean auf dem Jupitermond Europa untersuchen soll, verschollen ist, wurde eine Rettungsmission entsandt, von der zuletzt nur noch rätselhafte Botschaften und schockierende Bilder zur Erde übertragen wurden. Ein realistisches Zeitfenster, den Jupitermond bald zu erreichen, schließt sich, sodass mit heißer Nadel ein zweites Rescue-Team zusammengestellt wird, das die Lage aufklären soll. 

Auf Europa angekommen, sind Blutflecken und eine Leiche alles, was die Neuankömmlinge zunächst auf der Forschungsstation vorfinden. Wie vorgesehen führt ein 200 Meter tiefer Schacht von der Station durch die Eisdecke in den unterirdischen Ozean, wo sich dem Rettungsteam ein unerklärliches Bild bietet: Zwischen Eis und Wasser gibt es eine Atmosphäre, und in dem Meer befindet sich sogar eine Insel.

Parallel geschehen auf der Erde rätselhafte Morde. Einige Menschen scheinen schon genau zu wissen, dass auf Europa Antworten zu grundlegenden Fragen der Menschheit zu finden sind. Ein Wissen, das um jeden Preis bewahrt werden muss.


Leo (Luiz Eduardo de Oliveira) & Rodolphe sind für SF-Fans schon längst keine Unbekannten mehr. Mit ihrer ausgewogenen Mischung aus Mystery im SF-Gewand, lebendigen und interessanten Charakteren sowie unvorhersehbaren Entwicklungen sind die Geschichten der beiden Künstler eine Garantie für erstklassige und fesselnde Comic-Unterhaltung.

Als Leser folgt man zunächst der distanzierten Raumschiff-Pilotin Suzanne Saint-Loup, deren mangelnde Sozialkompetenz sie eigentlich für den Auftrag, der ihr bevorsteht, ausschließt. In der Kürze der Zeit ist allerdings niemand mit vergleichbaren Fähigkeiten verfügbar. Nicht weniger sperrig und eigensinnig sind die anderen Missionsbeteiligten gezeichnet. Hier wird bereits Konfliktpotential für die Gruppe aufgebaut.

Erst Commander Paul Douglas (gezeichnet wie Robert Mitchum), dem der Ruf eines Alkoholikers vorauseilt, bricht das dünkelhafte Abstandhalten auf. Er nimmt sich Suzanne an und bringt die nötige Hemdsärmeligkeit in das Geschehen, auch wenn nicht jeder mit seinem Führungsstil und dieser Verbrüderung klarkommt.

Spätestens mit der Ankunft des Teams auf dem Jupitermond ist man dann auch als Leser am erzählerischen Haken und mitten in der undurchsichtigen Handlung, denn kaum in der Forschungsstation angelangt, warten weitere Rätsel auf die Neuankömmlinge. Der passende Zeitpunkt, einige parallele Erzählstränge zu beginnen, die die Rettungsmission indirekt auf der Erde in Gang gesetzt hat. Es gilt, etwas geheimzuhalten, das die Menschheitsgeschichte umschreiben und die Religionsvertreter in schwere Bedrängnis bringen könnte.

Erzählerisch passt hier einfach wieder alles. Die Figuren, das Rätsel, Thriller-Elemente und eine gute Portion Sense of Wonder machen auch „Europa“ wieder zu einem grandiosen Pageturner. Die Bilder dagegen sind sehr nüchtern und statisch geraten. Wenige, einfache, doch exakte Striche, die erst durch die Kolorierung Tiefe und Struktur erhalten.