Thorinth 5: Das große Ganze (Comic)

Thorinth 5
Das große Ganze
(Thorinth: Le grand tout)
Text & Artwork: Nicolas Fructus
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Kai Frenken
Splitter, 2010, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-036-1

Von Frank Drehmel

Madalis' wahnsinnige Pläne, eine Kettenreaktion mittels der Lehmblöcke, deren Materie beziehunsgweise Form sie telepathisch beherrscht, in Gang zu setzen, um so der Menschheit das ewige Leben bringen wird, indem sie alle Lebewesen zu einem Einzigen, zum Großen Ganzen, verschmilzt, schreiten weiter voran.

Lediglich ihr Ehemann Vei-Din und die von Asmodef manipulierten Schnuffel könnten dem Wahnsinn Einhalt gebieten. Obwohl Vei-Din auf der Flucht vor den Sogrom-Züchtern ist, begibt er sich zu seiner Gattin, um sie erst durch gespieltes Verständnis und dann durch Anwendung von Gewalt von ihrem Vorhaben abzubringen. Doch letztendlich erweist er sich als unfähig, ihr Leid anzutun, sodass er erneut zu einer List greifen muss. Zunächst überzeugt er sie davon, dass er die letzten Momente des Universums an ihrer Seite verbringen will, nur um im Hintergrund mit Hilfe der Schnuffel und des Sogroms die Fusion zu verhindern. Doch auch wenn es so aussieht, als sei der wagemutige Plan von Erfolg gekrönt, erweist sich das als Irrtum, denn in Folge des Kampfes zwischen Madalis und dem Kaiser wird Vei-Din durch den Führer der Sogrom-Fischer tödlich verwundet. Außer sich vor Wut und Trauer beginnt die Frau, die Kettenreaktion zu starten, nicht ahnend, dass sie selbst alle nur Spielfiguren waren und sind.

Mit dem fünften Teil, „Das große Ganze“, erreicht Nicolas Fructus Debüt-Comic-Serie ihren Höhepunkt und nicht befriedigenden Abschluss. In künstlerischer Hinsicht hinterlässt das Album einen durchwachsenen Eindruck: visuell relativ langweilig und konventionell aufgebauten, detail- und farbarmen Panels beziehungsweise Seiten stehen hinreißende Panoramen und Bilder voller skurriler Details gegenüber. Zudem sind die Figurenzeichnungen nicht durchgängig gelungen und wirken unsicher: insbesondere Madalis' Gesichtszüge schwanken zwischen den eines alten und jungen Mannes sowie denen einer alten und jungen Frau ständig hin und her

Die Handlung selbst ist geprägt vom Aktionismus zahlreicher Protagonisten und selbst dann nicht immer ohne nachdenkliches Innehalten nachvollziehbar, wenn man der Vorgängerbände noch geistig gegenwärtig ist. Hat man hingegen schon den Inhalt dieser Alben gedanklich ad acta gelegt, kommt man nicht umhin, zumindest den vierten Teil, „Die vertikale Kaiserin“, nochmals zur Hand zu nehmen, um den roten Faden wiederzufinden. Und selbst wenn man diesen Faden gefunden hat, werden sich einige Zusammenhänge oder Hintergründe der Entschlüsselung entziehen. Was diesem abschließenden Album – wie schon den beiden Vorgängerbänden – abgeht, ist ein tieferer Humor beziheunngsweise diesmal überhaupt jeglicher Humor, welcher über eine grafische Dimension – die putzig dargestellten Schnuffels – hinausgeht. Die Story ist staubtrocken und weit von dem überschwänglichen Irrsinn entfernt, der insbesondere die beiden ersten Alben der Reihe auszeichnete.

Fazit: Ein sowohl grafisch als auch inhaltlich nicht befriedigender Abschlussband, in dem Fructus das Potenzial der Serie nicht wirklich nutzt, sondern die Geschichte um Madalis, Vei-Din und das Turmlabyrinth zu einem hektischen und stellenweise wirren Ende bringt.