Catherine Aurel: Bella Donna - Die Schöne von Florenz (Buch)

Catherine Aurel
Bella Donna - Die Schöne von Florenz
Penguin, 2021, Paperback, 416 Seiten, 13,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Catherine Aurel liebt nicht nur das Schreiben und die Beschäftigung mit der Vergangenheit, sie reist auch sehr gerne und hat sich bei Recherchen in Italien zu mehreren Romanen inspirieren lassen, von denen „Bella Donna - Die Schöne von Florenz“ den Reigen eröffnen darf.


Simonetta muss schnell lernen, dass die Liebe ihres Lebens eine bittere Enttäuschung ist und sie im Hause Vespucci eher eine Randerscheinung bleibt als ein anerkanntes und wichtiges Familienmitglied, weil sich ihr Mann Marco nicht um sie schert. So sucht sie ihr Glück andereorts und findet es im Hause der Medici selbst. Und dabei erkennt sie eines: Die Schönheit kann auch eine Waffe sein und gewinnbringend eingesetzt werden.

Ausgerechnet Cosima Belloni, eine alternde Kurtisane, profitiert von ihr, denn Simonetta und sie kommen auf die Idee, das Gesicht „Der Schönen von Florenz“ auf Tiegelchen und Töpfchen zu vermarkten. Verbündeter in diesem Unterfangen wird der junge Maler Sandro Boticelli, zu dessen Muse sich Simonetta nach und nach auch noch entwickelt.

Vor dem Hintergrund einer großen Epoche - dem Aufstieg des Hauses Medici unter Lorenzo dem Großen und mit vielen historischen Persönlichkeiten (denn bis auf die Kurtisane Cosima Belloni und ihren näheren Umkreis sind fast alle anderen entsprechend verbürgt) - entfaltet die Autorin ein lebendiges Szenario einer Stadt aus der Sicht der Frauen und einer Familie, die nicht direkt in die Konflikte zwischen den Pazzi und den Medici verwickelt ist.

Sie schildert das Leben und die Möglichkeiten, die die Frauen in der beginnenden Renaissance hatten: adeligen Töchtern wie Simonetta blieb oft nur die Ehe oder das Kloster, und die Verträge wurden meistens über den Kopf der jungen Frauen hinweg geschlossen.

Wenn dann das Ganze mehr Schein als Sein ist, weil der Mann ganz andere Interessen hat und sich sein Vergnügen an anderer Stelle holt, dann bleibt den Mädchen oft nur die Möglichkeit, sich damit zu arrangieren.

Simonetta bricht immerhin aus dem Schema aus und entwickelt sich zu einer Unternehmerin, weil sie früh entdeckt, dass ihre Schönheit nicht nur dazu da sein muss, Männern zu gefallen und irgendwo als Geliebte ihren Spaß zu haben. Und nicht zuletzt ist da Sandro Boticelli, der einzige Mann, der es wohl ehrlich mit ihr meint, seine Liebe aber auch ganz anders ausdrückt als alle anderen.

Die Geschichte ist berührend und spannend geschrieben, die Figuren erwachen zum Leben, so dass das Kopfkino auch anspringt und man kann sehr gut nachvollziehen, dass sich so etwas auch wirklich ereignet haben könnte und Simonetta Vespucci mehr gewesen sein könnte als nur eine Muse und Geliebte.

Der Roman ist atmosphärisch, wirkt gut recherchiert und macht Lust auf Mehr, gerade mit dem Hintergrund, der einmal nichts mit Politik und Kunst in dem Sinne zu tun hat.

„Bella Donna - Die Schöne von Florenz“ sei daher all jenen empfohlen, die die beginnende Renaissance und die Epoche der Medici einmal aus der Sicht der Frauen erleben wollen. Mit Simonetta Vespucci wird einer Figur mehr Leben eingehaucht, die vermutlich mehr als nur Muse und Geliebte.