Christian Rau: Wanyama - Die Wächter der Meere (Buch)

Christian Rau
Wanyama - Die Wächter der Meere
2020, Paperback, 288 Seiten, 9,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1987 in Worms geborene Christian Rau ist Sekretär. Er liebt zudem Bücher mit phantastischen Themen. Bereits mit 15 entdeckte er die Leidenschaft für das Schreiben und begann eine Ideensammlung, aus der er nun die Themen für seine Geschichten schöpft. Nach den „Wanyama Tales“, durch die er sich seiner Welt annäherte, beginnt er nun eine größere Saga in „Wanyama - Die Wächter der Meere“.


Immer wieder werden in und um Afrika herum Menschen geboren, die eng mit dem Geist eines Tieres verbunden sind. Sie erhalten besondere Fähigkeiten, tragen aber auch große Verantwortung für den Schutz des Kontinents. Als Tume zieht es sie von einem Ort zum anderen, um einzugreifen, wann immer es notwendig ist.

Allerdings gab es vor Jahrhunderten eine Spaltung, weil es einige der Tume in Geisterschiffen auf das Meer hinauszog. Und heute scheinen die beiden Welten unvereinbar. Allerdings merkt Farol, der Kapitän der „Carina Borea“, das mehr als nur die Naturgewalten dahinterstecken, als immer mehr Flüchtlinge auf dem Meer ertrinken. Er hat einen schlimmen Verdacht, aber den können nur die Tume des Landes bestätigen. Deshalb springt er über seinen Schatten und nimmt Kontakt mit Ajabu, dem Hüter der Serengeti auf.

Keinen Augenblick zu spät, denn auch dieser ahnt, dass etwas Schlimmes im Busch ist, da die „Claws“, ihre ewigen Gegenspieler, aktiver denn je sind.

Und so entsteht über starre Traditionen und Vorurteile hinweg eine Allianz zwischen Meer und Land - die allerdings schnell zusammenwachsen sollte, wenn Schlimmeres verhindert werden soll.


Der Autor verpackt ernste Themen in eine abenteuerliche Geschichte, die auch schon Jugendliche ansprechen soll. Daher sind auch die meisten seiner Hauptfiguren eher Teenager oder nur knapp darüber, damit die Identifikation leichter ist. Außerdem nimmt man diesen halben Kindern den Idealismus noch leichter ab.

Es geht um die vielen Flüchtlinge, die auf dem Mittelmeer ums Leben kommen, weil Schlepper sie nur unzureichend ausgerüstet in Boote setzen, in denen sie der Natur hilflos ausgeliefert sind, aber auch andere Probleme wie die Vermüllung ganzer Städte mit dem illegalen aus Europa angelieferten Schrott, werden thematisiert, auch wenn der eigentliche Konflikt ein anderer ist.

Denn die Menschen, deren Geist sich mit dem eines Tieres verbunden haben, sind nicht alle auf der Seite der Natur. Einige nutzen ihre Fähigkeiten, um genau das Gegenteil zu tun. Diese Claws erweisen sich schnell als die Gegenspieler der Tume. Sie sind skrupellos, grausam und scheren sich nicht um den Schaden, den sie anrichten. Ihnen und den Drahtziehern hinter den Kulissen geht es allein um Macht und Reichtum, manchmal auch um Rache. Dafür scheuen sie sich auch nicht, über Leichen zu gehen und dafür uralte Mächte heraufzubeschwören.

Allerdings sind auch die Tume sich nicht ganz einig untereinander. Trotz besonderer Kräfte und Sinne kommen auch hier menschliche Schwächen und oft auch das Unvermögen über den eigenen Schatten zu springen, ins Spiel.

Der Autor verpackt das alles in eine abenteuerliche Geschichte mit einem guten Schuss an Fantasy, die flott und flüssig geschrieben ist. Die Handlung ist in sich geschlossen, lässt sich aber genug Fäden für eine passende Fortsetzung offen.

Die Figuren ordnen sich dem Geschehen unter, entwickeln aber dennoch genügend Profil, um sie sympathisch zu finden oder ihnen zu misstrauen. Geheimnisse, die einige von ihnen umgeben, sorgen für zusätzliche Spannung.

Alles in allem fügt sich alles gut ineinander. Der Autor verzichtet darauf, den moralischen Zeigefinger zu heben und bringt seine Anliegen geschickt in der Handlung unter.

Das macht „Wanyama - Die Wächter der Meere“ zu einem spannenden Fantasy-Abenteuer, das aber auch Elemente des Öko-Thrillers mit einbindet. Die Leidenschaft des Autors für seine Geschichte springt durchaus auf den Leser über - Jung und Alt können gleichermaßen mit den Tume mitfiebern, die zwar große Kräfte haben, aber wie jeder Mensch auch noch einiges lernen müssen, wenn sie effektiv zusammenarbeiten wollen.