David Weber: Die Invasion – Nimue Alban 5 (Buch)

David Weber
Die Invasion
Nimue Alban 5
(By Heresis Distressed, Part 1)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ulf Ritgen
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, 2010, Taschenbuch, 478 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-23348-9

Von Carsten Kuhr

Eine Welt irgendwo in den Weiten des Weltalls. Hierhin, in eine abgelegene Region der Galaxis, haben sich die letzten Menschen vor feindlichen Aggressoren zurückgezogen. Um den Aliens keinen Anhaltspunkt zu geben, wo sich die letzten Überlebenden versteckt haben, wurde jegliche technische Errungenschaft verboten, die heilige Kirche wacht akribisch darüber, dass jede entsprechende Entwicklung geahndet und vernichtet wird.

Eines Tages aber kommt eine Kriegerin des untergegangenen Reiches in einem männlichen Cyborg-Körper wieder zu sich – als Merlin sorgt sie seitdem dafür, dass die ungerecht, ja despotisch agierenden klerikalen Fürsten und ihre Folterknechte plötzlich und unerwartet Paroli geboten bekommen. Nach der Modernisierung der Flotte, der Einführung von Galeonen statt Galeeren, Geschützen und Lateinbesegelung, gehen das von Merlin unterstütze und geschützte charisianische Kaiserpaar und ihre Verbündeten nun weiter gegen die scheinbar allmächtige Kirche vor. Die Abschottung der Küstenstädte der kirchlichen Reiche sorgt nur zu bald dafür, dass sich Rohstoffe und Importwaren merklich verteuern, daneben treibt der Kaiser die Invasion feindlicher Reiche voran. Dabei verschaffen ihm die neuesten Errungenschaften der Waffentechnik deutliche Vorteile – und dass Merlin ihn mit seinen Sonden tagesaktuell über die Entwicklungen und Pläne der Gegenseite auf dem Laufenden hält, erweist sich als weiterer, unschätzbarer Vorteil. Auch wenn auf der Gegenseite noch so findige Strategen sitzen, die Kirche selbst weiterhin perfide Pläne ausbrütet und sich Verräter daran machen, die Kaiserin zu ermorden – alles scheint für die Charisianer zu sprechen – bis dann, allen Planungen zum Trotz, doch etwas schiefgeht ...

David Weber, mit diesem Namen verbindet der Science-Fiction-Fan in erster Linie die Abenteuer der Raumfahrerin Honor Harrington. In mittlerweile 20 Bänden begleiten wir deren Aufstieg in der mantikorianischen Raummarine. Geboten wird dort Military SF der Extraklasse, auch wenn sich die Handlungsschemata zunehmend wiederholen. Daneben hat Weber sich in einem für die Übersetzung geteilten Roman mit der Heroic Fantasy beschäftigt („Schwerter des Zorns“, Heyne) und zusammen mit John Ringo exotische Planetenabenteuer um Prinz Roger, einen gestrandeten Raumfahrer, verfasst. In der erfolgreichen „Nimue Alban“-Reihe verbindet er klassische Seeromane in der Nachfolge eines Hornblower mit einer futuristischen Rahmenhandlung um den Cyborg.

Was sich auf den ersten Blick eigentlich als eine unmögliche Kombination anbietet, das entwickelt im Verlauf der Titel zunehmend seinen Reiz. Zum einen wuchert der Autor mit dem Pfund eines gerechten Kampfes aufrechter Helden gegen selbstsüchtige Unterdrücker in Form einer sich verselbständigenden, absolutistischen Kirche. Das riecht nach Revolution, das hat den Charme einer nachvollziehbaren „guten“ Motivation und bietet jede Menge faszinierender Ansatzpunkte. So lässt der Verfasser Elemente des klassischen Spionagethrillers ebenso einfließen, wie typische Elemente moderner Kirchenthriller. Die Arbeit der Inquisition, Kirchenschisma und Interdikt, dazu die innere Verderbtheit der Kirchenoberen – nichts wird hier ausgelassen.

Neben recht ausführlichen Hintergrundschilderungen, die auch der Tatsache zu verdanken sind, dass wir vorliegend wiederum nur die ersten Hälfte eines für die Übersetzung gesplittenen Romans in Händen halten, nehmen die dieses Mal nur sehr dosiert eingesetzten Kampfbeschreibungen einen wichtigen Platz im Buch ein. Hier ist der Autor ganz in seinem Element. Statt von Kämpfen im luftleerem Raum berichtet er uns in dieser Serie von Seegefechten, Landschlachten und Attentaten. Die packende Schilderung von Schlachten ist Webers Metier. Dass er sich hier an klassischen Gefechten orientiert und von diesen inspirieren lässt, sei ihm verziehen. Auch wenn er die Auswirkungen von Kugeln, Kartuschen und Granaten auf die zerbrechlichen Zielobjekte deutlich beschreibt, die Grausamkeit des Krieges nicht verschweigt, lesen sich seine Gefechtsbeschreibungen einfach spannend und packend. Der Leser findet sich förmlich im Pulverdampf und Kugelhagel wieder. Vorliegend geht es aus maritimen Gewässern an Land. Hier erleben wir einmal mehr einen militärischen Triumph unserer aufrechten Recken. Natürlich weiß der Leser im Vorhinein, dass seine Helden letztlich, schon aufgrund des gerechten Kampfes für den sie stehen, siegen werden, doch das wie bleibt interessant.

Wie schon angedeutet hat der Roman seine Längen. Insbesondere die ausführliche Schilderung von Hintergründen, Plänen der Gegner und Intrigen, schmälert das Lesetempo. Hier wird ganz eindeutig das in diesem Buch noch fehlende Finale sorgfältig vorbereitet, so dass sich erst nach Erscheinen des restlichen Teils des Romans ein ganzheitliches Ganzes ergeben wird. Natürlich ist das Gebotene bekannt, greift der Autor auf altbewährte Versatzstücke zurück und lässt sich weidlich von klassischen Vorbildern inspirieren. Dennoch lässt sich das Ergebnis sehen, respektive lesen, bietet sich der Text flüssig und – unter Berücksichtigung der vorgenannten Längen – spannend an.