Michael J. Sullivan: Das Geheimnis der Dornigen Rose - Die Riyria-Chroniken 2 (Buch)

Michael J. Sullivan
Das Geheimnis der Dornigen Rose
Die Riyria-Chroniken 2
(The Rose and the Thorn. Book Two of the Riyria Chronicles, 2014)
Übersetzung: Wolfram Ströle
Titelbild: Larry Rostant
Hobbit Presse, 2021, Paperback, 430 Seiten, 17,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Der Eine, Royce, ist ein Dieb und gnadenloser Mörder den innerlich scheinbar nichts anficht. Der Andere, Hadrian, ein mitfühlender Recke, der meisterhaft mit seinen Schwertern umgehen kann. Ein Gelehrter brachte sie zusammen, nun kehren sie nach Medford zurück um sich bei denen, die sie schwer verletzt aufgenommen und gepflegt haben zu bedanken.

Dass es sich bei diesen großherzigen Samaritern um Prostituierte handelt ist für unsere Beiden irrelevant. Sie haben eine Ehrenschuld zu tilgen, zumal Royce sich - das erste Mal im Leben - um einen anderen Menschen sorgt.

Und dass sie mitten in ein politisches Komplott hineinkommen, das die Ermordung der königlichen Familie und die Usurpation des Throns zum Ziel hat, macht die Angelegenheit dann interessant und herausfordernd - finden sich unsere Beiden doch, wie auch ein junger Stallbursche, plötzlich und unerwartet buchstäblich mitten im Feuer wieder.


Der zweite Band der „Riyria-Chroniken“ liegt vor mir. Schilderte uns der Verfasser im Auftaktroman der Trilogie das Kennenlernen unserer so ungleichen Recken, so steht dieses Mal die Vorgeschichte zu der Handlung, auf die er seine sechsteilige Saga aufgebaut hat, im Mittelpunkt des Plots. Und dies bringt uns ein Wiedersehen mit bekannten Figuren - nur, dass diese eben jünger sind und ihre ganz großen Abenteuer noch vor sich haben.

Dabei liegt die Krux für diejenigen Leser, die die „Riyria-Saga“ bereits goutiert haben darin, dass sie die Handlung per se bereits kennen - spricht, der Überraschungseffekt eher mau ausfällt. Wir wissen wer der Verräter ist, wem Ungemach droht und wie sich die Beziehungen der Figuren untereinander entwickeln werden. Dies nimmt der Handlung naturgemäß viel von ihrer Faszination und Spannung.

Dass Sullivan schreiben kann, hat er in den vorhergehenden Bänden zu Genüge bewiesen. Seine Figuren sind interessant gezeichnet, so dass man als Leser gerne in ihre Rolle schlüpft. Immer wieder nutzt er das Stilmittel; uns einen vom Schicksal nicht so begünstigten Protagonisten zu zeichnen, der es aus eigener Kraft schafft, seinen Weg zu gehen und ein klein wenig Glück in einer martialischen Welt zu finden. Das erinnert - von der Anlage, nicht etwa dem Plot her - ein klein wenig an die frühen Raymond-Feist-Romane, geht dann inhaltlich aber ganz eigene Wege.

Gegenüber dem ersten Band der Prequel-Trilogie hat sich allerdings das Tempo deutlich verlangsamt, spielen die Action-Szenen keine derartig dominierende Rolle. Das Augenmerk richtet sich auf die Darstellung späterer Hauptfiguren, der Ausschmückung der bekannten Intrigen und des Anschlags auf die Königsfamilie sowie Reuben Hilfred, der als einer der Haupt-Erzähler ins Zentrum rückt.

Das bietet für diejenigen, die die weitere Handlung bereits kennen, wenig wirklich Neues, rundet die Hauptfiguren eher ab, als dass es etwas wirklich Überraschendes offerieren würde, sorgt aber eben auch für mehr Tiefe durch die Darstellung der Ereignisse, die in die späteren Handlung münden.