The Boys: Spielverderber, Dan Wickline (Comic)

The Boys: Spielverderber
Dan Wickline
(The Boys: Name of the Game, 2020)
Idee: Garth Ennis & Darick Robertson
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Panini, 2021, Paperback, 204 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Garth Ennis und Darick Robertson schufen mit ihrer Serie „The Boys“ eine Serie, in der sie das Superhelden-Genre auf den Kopf stellten, denn diese übermächtigen Wesen entpuppten sich in ihrer Version als besonders verdorben. Die Comic-Serie wurde so erfolgreich, dass sie inzwischen auch in eine Fernsehserie umgesetzt wurde. Vielleicht ist auch das der Grund, die Anfänge der Serie noch einmal in Romanform Revue passieren zu lassen. Dan Wickline hat es übernommen die ersten sechs Hefte in „The Boys: Spielverderber“ in Worte zu fassen.

 

Bisher hat der schüchterne Schotte Hughie Campbell die Superhelden immer bewundert und für Retter gehalten, doch dann erlebt er den Schock seines Lebens, rennt doch einer von ihnen seine Freundin buchstäblich über den Haufen. Für den Nerd bricht eine Welt zusammen, doch dann taucht überraschend ein Amerikaner auf, der ein verlockendes Angebot für ihn hat.

Billy Butcher hat sich nämlich schon lange dem Kampf gegen die Supies verschrieben und entdeckt, dass diese bis auf wenige Ausnahmen nicht unzerstörbar sind. Hughie scheint eine passende Ergänzung für sein Team zu sein.

Gleichzeitig erlebt die junge Annie January, die zu einem Mitglied der Superheldengruppe „Seven“ geworden ist, dass auch diese der Bevölkerung nur Einiges vorspielen und in Wirklichkeit ganz andere Ideen und Gedanken haben…


Für diejenigen, die nur die Fernsehserie kennen, ist es sicherlich spannend, die originale Geschichte noch einmal nachzulesen, die in einigen Punkten von der Verfilmung abweicht und etwas bösartiger und zynischer herüber kommt. Vermutlich fehlen deshalb Illustrationen, damit die Leser nicht umdenken müssen. Der Roman selbst liest sich gefällig, geht aber auch nicht sonderlich in die Tiefe. Dafür genießt es der Autor scheinbar, die zynische Ader der Vorlage auszuleben.

Das Buch selbst ist nichts für schwache Nerven, denn sieht man einmal von Hughie und Annie ab, die die Sympathieträger der Geschichte sind, führen sich alle übel auf, sind Gut und Böse eigentlich kaum voneinander zu unterscheiden. Bei den Superhelden wird man das Gefühl nicht los, dass sie durch ihre Kräfte auch mit einem übersteigerten Ego gesegnet sind, das sie alle möglichen Perversitäten gegenüber normalen Menschen begehen lässt.

Aber immerhin klingt auch schon jetzt an, dass sie mehr oder weniger auch nur Marionetten sind, die Spielbälle von Voight Industries, das sie nach Belieben in die A-Liga versetzt aber auch wieder aus dieser entfernen kann. Immerhin lernt man so auch einmal andere Teams außer den Seven kennen, die aber auch nicht viel besser sind als diese - eher noch hemmungsloser. Alles in allem muss man schon selbst entscheiden, ob man das Buch lesen will - denn wirklich viel Neues gegenüber der Comicvorlage gibt es nicht, schon gar keine neuen Erkenntnisse.

So gesehen ist „The Boys: Spielverderber“ vielleicht am Ehesten für die Fans der Fernsehserie interessant, die keine Lust haben, nach Bänden der längst vergriffenen Comic-Serie zu suchen. Denn wirklich Neues gibt es nicht - gerade einmal die Offenbarung, dass die Vorlage in einigen Dingen viel drastischer daher kommt als die Serie bei Amazon Prime Video.