Year Zero 1 (Comic)

Year Zero 1
(Year Zero Vol. 1, 2020)
Text: Benjamin Percy
Zeichnungen: Ramon Rosanas
Übersetzung: Frank Neubauer
Cross Cult, 2021, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Nicht zuletzt seit „The Walking Dead“ sind Zombie-Apokalysen nicht mehr aus der dystopischen Science Fiction wegzudenken. Viele Künstler schildern dabei einen gnadenlosen Überlebenskampf, bei dem die Menschen selbst hart und grausam werden. Aber Titel wie „Year Zero“ versuchen nun, einen anderen Weg zu gehen indem sie sich bewusst auf Einzelschicksale konzentrieren.

 

Da ist der japanische Auftragskiller, der bisher immer getan hat, was man von ihm verlangte, der aber nun den Zusammenbruch der Gesellschaft dazu nutzt, endlich das zu tun, was er schon lange wollte, um nicht mehr länger im Dienste eines anderen zu stehen. Zugleich kämpft ein mexikanischer Straßenjunge ums Überleben und versucht den Ort zu beschützen, der ihm immer am Wichtigsten war.

Eine afghanische Militärhelferin tut was sie kann, um anderen zu helfen, muss aber erkennen, dass sie und die anderen Frauen jetzt mehr denn je aufeinander angewiesen sind - und das stärkt sie ungemein. Und dann sind da noch eine Polarforscherin, die Unglaubliches entdeckt, und ein bisher zurückgezogener Nerd und Prepper, der nun seine Überlebenskünste unter Beweis stellen kann.


Das Bemerkenswerte an der Geschichte ist, dass die Figuren nicht gleich vor einer Übermacht an Zombies stehen, sondern erst nach und nach damit konfrontiert werden. Aber auch diese Einzelbegegnungen sorgen schon dafür, dass sie sich verändern. Das fängt bei dem Japaner an, der nun einen ganz neuen Weg geht, um sich selbst wieder ins Gesicht sehen zu können, vor allem als ihm etwas genommen wird, das ihm viel bedeutet hat.

Auch der Straßenjunge verändert sich, denn sein Überlebenswille wird nun von Hass geschürt und hilft ihm dabei, in der nicht nur durch Zombies feindlichen Umwelt zu überleben. Die afghanischen Frauen verstehen endlich, dass sie nicht länger in der Opferrolle bleiben können und so fort.

Letztendlich kitzelt die veränderte Situation die Stärken aller hervor; bemerkenswert dabei ist, dass sie dennoch eine gewisse moralische Integrität bewahren und vor allem die Hoffnung noch nicht verlieren.

Der Kampf den sie führen ist nicht äußerlich, sondern spielt sich eher in ihrem Inneren ab, weil sie nun immer wieder über ihren eigenen Schatten springen müssen, auch wenn sie bisher teilweise nur ganz normale Leute waren. Gerade das macht sie sympathisch und zu den Protagonisten, die der Handlung die nötige Spannung verleihen.

Auch das Artwork kann sich sehen lassen und weiß durch seine Klarheit zu gefallen.

„Year Zero“ geht die Zombie-Apokalypse mal ganz anders an und bietet so ein wenig Abwechslung zu der üblichen Monsterschlachterei, weil diesmal die Figuren und ihr ganz persönlicher Kampf ums Überleben beschrieben werden.