Ben Aaronovitch: Der Geist der British Library und andere Geschichten aus dem Folly (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 22. März 2021 14:30

Ben Aaronovitch
Der Geist der British Library und andere Geschichten aus dem Folly
(Tales from the Folly, 2020)
Übersetzung: Christine Blum
Titelbild: Lisa Höfner
dtv, 2021, Taschenbuch, 222 Seiten, 10,95 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Nicht weniger als acht Romane, eine Novelle sowie einen Band mit einem Spin-off hat uns Ben Aaronovitch bislang um der Erlebnisse von Peter Grant, das Folly und seinem deutschen Widerpart kredenzt. Mit diesen Werken hat er die internationalen Bestseller-Listen gestürmt, hat die Leser und seine Fans begeistert und immer wieder den Ruf nach einem „Mehr“ hören dürfen.
Sein britischer Verlag hat ihn, in Co-Operation mit einer der größten Buchhandelsketten im Vereinigten Königreich, gebeten zu vielen der Romane als exklusive Beigabe jeweils eine Kurzgeschichte zum Buch zu verfassen. Als ehemaliger Buchhändler weiß Aaronovitch, was er seinen Ex-Kollegen, den Verlagsmitarbeitern und nicht zuletzt seinen Lesern schuldig ist - sprich, er hat sich brav hingesetzt und sich Stor<s um Figuren aus den Romanen einfallen lassen.
Zwischenzeitlich sind einige Erzählungen, genauer deren elf, sowie drei Momentaufnahmen zusammengekommen, die uns sein Verlag nun in gesammelter Form, dem britischen Vorbild folgend, anbietet.
Das Buch ist grob in drei Abschnitte unterteilt.
Zu Beginn erwarten uns sechs Geschichten, in denen Peter Grant himself im Zentrum des Geschehens steht. Dabei begegnet uns der liebgewonnene Protagonist schön verteilt über seine ganze bisherige Karriere bei der britischen Polizei.
Im zweiten Teil schließen sich Geschichten an, die sich dem Autor förmlich aufdrängten. Figuren aus den Romanen, deren Geschichte noch nicht erzählt war, die ihn nicht mehr losließen oder Schicksale von Charakteren, von denen seine Leser einfach wissen wollten, was aus diesen geworden ist.
Abschließend hat uns der Autor zur Vervollständigung noch einige Skizzen und Miniaturen beigegeben, die Personen oder Schauplätze beleuchten ohne eine wirkliche Handlung zu offerieren.
Ich muss zugeben, dass diese Storys auf mich fast interessanter wirkten, als die eigentlichen Peter-Grant-Erzählungen. Um Peter so richtig in Szene zu setzten, braucht es Platz. Nur dann, wenn Aaronovitch die lakonischen Bemerkungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen einstreuen kann, wenn er auf seine so gekonnte unterschwellige Art Rassismus oder Missbrauch anprangert, auf Versäumnisse der Politik wie der Gesellschaft hinweist, dann haben wir einen wirklichen Peter Grant. Auffällig oft dient dieser seinem Schöpfer dazu, derartige Themen anzusprechen. Das funktioniert in den Romanen bestens, dafür ist den kurzen Texten aber schlicht kein Platz.
So gibt es vorliegend ein oftmals willkommenes Wiedersehen mit Figuren aus den Romanen, werden aber auch neue Gottheiten und Magier vorgestellt und einige Fragen, die in den Romanen offen blieben, beantwortet. Natürlich ist dies nicht dasselbe, wie ein neuer PeterGrant-Roman aber als Appetizer und zum Reminiszieren bestens geeignet.