McNamee, Graham: Knochenkälte (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 13. Februar 2010 00:00
Graham McNamee
Knochenkälte
(Bonechiller, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Yvonne Hergane-Magholder
Titelgestaltung von init.büro für gestaltung, Bielefeld unter Verwendung eines Motivs von: Jon Helgason, Anssi Ruuska, Aleksandar Velaseric Istockphoto
cbt, 2009, Taschenbuch, 348 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-570-30609-3, 348/795
Von Irene Salzmann
Seit dem tragischen Tod der Mutter sind Danny und sein Vater auf der Flucht vor ihren Erinnerungen und dem Leben. Vor Kurzem haben sie sich in Harvest Cove, Kanada niedergelassen – aber es ist nur eine Frage der Zeit, wann die Unrast sie weiter treibt. Danny hat sich mit seinen Mitschülern Pike, Howie und Ash – echten military brats – angefreundet. Vor allem die toughe Ash hat es ihm angetan, und es scheint, als wäre sie auch nicht völlig desinteressiert, wenngleich sie, wie ihm sehr wohl bewusst ist, mehr Mann ist als er.
Auf dem Heimweg wird Danny von einem mysteriösen Monster angefallen. Nur knapp kann er entkommen, aber das Wesen hat ihn verletzt: Ein winziger blauer Punkt, wie von einem Füllerstich, befindet sich auf seinem Handrücken. Plötzlich wird Danny von Albträumen heimgesucht, er ist nicht mehr kälteempfindlich und vermag im Dunkeln zu sehen.
Genau dasselbe passiert wenige Tage später Howie, aber er hat nicht gar so viel Glück und wird ins Krankenhaus gebracht, wo man ihm, der sich ebenfalls langsam verändert, nicht helfen kann. Der intelligente Junge beginnt zu recherchieren und findet heraus, dass in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Teenager unter seltsamen Umständen verschwanden – und zuvor zeigten sie ähnliche Symptome.
So verrückt es auch klingen mag, es scheint, als wären an den Legenden vom Windigo, einer Menschen fressenden Bestie, mehr dran, als jeder auch nur vermutet hätte. Ein alter Mann, der ebenfalls als Jugendlicher gezeichnet wurde, rät Danny, schleunigst zu verschwinden, so weit weg, wie nur möglich, denn es gibt kein Entkommen.
Aber Danny bleibt. Er will nicht schon wieder davon laufen. Außerdem kann er Howie nicht im Stich lassen. Zusammen mit Ash und Pike will er das gefährliche Wesen unschädlich machen. Aber was haben vier Teens und ein alter Mann einer Kreatur aus der Mythologie schon entgegenzusetzen?
Es steht zwar »Thriller« auf dem Cover, aber »Knochenkälte« ist eher dem Horror-Genre zuzuordnen, denn es gibt keine Verbrechen und Ermittlungen, wie man sie aus den Krimis kennt, dafür treibt jedoch ein mythisches Monster sein Unwesen und zieht junge Menschen in seinen Bann.
Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen vier Teens, von denen zwei als Opfer ausgewählt werden. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern schaffen sie es jedoch, Informationen zu sammeln, und erkennen, womit sie es zu tun haben. Zwar können sie sich niemandem anvertrauen, da die Wahrheit zu phantastisch ist, aber das Wissen reicht, um Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Danny, aus dessen Sicht die Ereignisse geschildert werden, findet dank seiner Freunde die Kraft, sich dem Feind zu stellen. Das mit dem Tod seiner Mutter verbundene Trauma und die Liebe zu Ash sind die wichtigsten Triebfedern. Zwar wahren die ›cool Kids‹ eine gewisse Distanz zum Leser, da sie einem Milieu entstammen, das einem fremd ist, aber gerade dieser Punkt erweist sich als Zünglein an der Waage.
Der Autor zieht durch seinen flüssigen Stil, der die jungen Protagonisten glaubhaft in Szene setzt, in den Bann. Man fiebert richtig mit, während die Puzzlestücke zusammengetragen werden, und das Finale überzeugt.
»Knochenkälte« ist ein spannender Horror-Roman, der an ein All-Age-Publikum adressiert ist und von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhält.