Smith, Lisa J.: In der Schattenwelt – Tagebuch eines Vampirs 4 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 14. Februar 2010 00:00
Lisa J. Smith
In der Schattenwelt
Tagebuch eines Vampirs 4
(Dark Reunion – The Vampire Diaries 4, 1992)
Die deutsche Erstausgabe erschien unter dem Titel »Die Rache« 2002 bei Cora
Aus dem Amerikanischen von Ingrid Gross, neu bearbeitet von Kerstin Windisch
Titelgestaltung von HildenDesign, München unter Verwendung eines Motivs von Shutterstock/Alexandra Igolkin
cbt, 2008, Taschenbuch, 270 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-570-30500-3
Von Irene Salzmann
Von dem großen Erfolg der »Bis(s)«-Romane profitieren mittlerweile auch ältere Einzeltitel und Serien, so dass sie neuaufgelegt werden. Die Reihe »Tagebuch eines Vampirs« wird außerdem durch die Verfilmung (die Serie läuft seit Januar 2010 in Pro7) viele Fans hinzu gewinnen können.
Highschool-Queen Elena verliebt sich in Stefano, den attraktiven neuen Schüler. Daran ändert sich auch nichts, als sie herausfindet, dass er ein Vampir ist. Allerdings neidet ihr so mancher dieses Glück, darunter ihre Freundin Caroline und Damon, Stefanos düsterer Bruder. Aber nicht diese beiden bedrohen die kleine Gemeinde Fell’s Church, sondern ein Gespenst aus der Vergangenheit der jungen Männer. Elena, die einen Angriff nur dadurch überlebte, in dem sie selber zum Vampir wurde, opfert sich, um ihre Freunde und die ahnungslosen Menschen zu retten.
Seiher ist fast ein Jahr vergangen. Bonnie ahnt als Erste, dass erneut das Böse in Fell’s Church Einzug gehalten hat. Es gelingt ihr, Elenas Geist zu beschwören, der sie warnt und ihr rät, Hilfe zu rufen. Tatsächlich kehren Stefano und Damon zurück und beginnen zusammen mit Bonnie, Meredith und Matt, Nachforschungen anzustellen. Trotzdem können sie nicht verhindern, dass zwei Mädchen sterben – und es scheint, als wären die Vampire sogar mit vereinten Kräften machtlos, denn ihr Gegner ist ein Uralter …
Wer hätte das zu Beginn der Serie gedacht, dass Hauptfigur Elena tatsächlich sterben würde!
Ihren Platz nimmt nun Bonnie ein, die ihr am nächsten gestanden hat und sensibel auf übersinnliche Phänomene reagiert. Nachdem ihre Fähigkeiten anfangs eher spielerisch und unter dem Lächeln der anderen eingesetzt wurden, um kindlich-naive Schwüre zu besiegeln oder kryptische Informationen zu beschaffen, sind sie jetzt Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, denn Bonnie bemerkt das Böse zuerst, sie ruft die Helfer herbei und ahnt auch später immer, wann Gefahr droht. Obwohl sie stets etwas ängstlich war, hat sie sich notgedrungen zu einer Kämpferin entwickelt.
Merediths Rolle ist kleiner, aber auch sie beweist regelmäßig ihren Mut. Dasselbe gilt für Matt, der jedoch über lange Passagen hinweg eher wie ein Hemmschuh wirkt, da er Elenas Tod immer noch nicht verkraftet hat und regelmäßig daran zweifelt, dass ihre Aktionen in dieser schlechten Welt gegen das übermächtige Böse überhaupt einen Sinn haben.
Die Streitigkeiten zwischen Stefano und Damon gehen weiter, wie gehabt, auch wenn sich Elena gewünscht hatte, dass sich die Brüder vertragen. Damons Provokationen lassen das Misstrauen der anderen nicht geringer werden, doch schließlich verblüfft er alle, und die Autorin versäumt nicht, die entsprechenden Erklärungen nachzuliefern, die sein Image aufbessern.
Und es gibt noch mehr Überraschungen. Einer der Mitschüler, die Elena und Stefano immer wieder Schwierigkeiten bereitet haben, tritt das Erbe eines Ahnen an, aber er ist nur der Handlanger des wahren Feindes. Dass dieser ein Uralter ist, dürfte das lese-erfahrene Publikum sicher anhand der Hinweise schnell erraten haben. Leider wird er als eindimensional Böser geschildert, als schmuddelig und mit psychopathischen Zügen, damit man seine Geschichte und sein Wesen gar nicht erst faszinierend findet.
Abschließend folgt die größte Überraschung, die etwas versäuert wird durch das Eingreifen von Deus ex Machina. Das Finale wirkt darum etwas dick aufgetragen, ist aber genau das, was Fans, die noch bunte Träume in Technicolor haben, lesen wollten.
Wieder zeigt Lisa J. Smith, dass ihr alle Figuren ans Herz gewachsen sind und sie jede davon gut in Szene setzen kann. Ihre kleinen Tricks, die Handlung stets in die gewünschte Richtung zu lenken oder Entwicklungen, die ursprünglich vielleicht anders geplant waren, zu korrigieren, fallen nur reiferen Lesern auf. Mit ihrem angenehmen Erzählstil zieht sie das Publikum in die dramatische Story hinein und führt es bis zum fulminanten Höhepunkt, der alle Hoffnungen der Fans erfüllt.
Wer bereits mit Vergnügen die ersten drei Bände der Reihe »Tagebuch eines Vampirs« verfolgte, wird den vierten Teil nicht missen wollen und mit den neuen Ereignissen vollauf zufrieden sein. Die Fortsetzung folgt bald …