Jodi Taylor: Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass (Buch)

Jodi Taylor
Doktor Maxwells chaotischer Zeitkompass
(A Symphony of Echoes (The Chronicles of St. Mary´s Book 2), 2013)
Übersetzung: Marianne Schmidt
Blanvalet, 2019, Taschenbuch, 476 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-7341-6210-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Madeleine, genannt „Max”, Maxwell ist noch immer eine dickköpfige Unruhestifterin und emotional instabile archäologische Forscherin, die strukturell schwer einen an der Waffel hat und die trotzdem eine Forschungseinrichtung leiten darf, welche Zeitreisen unternimmt.

Wer wollte nicht mal Jack the Ripper kennenlernen?! Max und ihrer Kollegin gelingt dies, aber er ist ganz anders als die zwei Damen ihn sich vorstellen... nämlich noch viel dämonischer und schreckenerregender!

Kaum dieser unheimlichen Bedrohung entkommen, wartet schon die nächste Herausforderung auf Max: Die Feinde aus den eigenen Reihen, die ihr schon im ersten Abenteuer die Zeitreisen sauer gemacht hatten, schlagen wieder zu und überfallen das Institut in der Zukunft und töten deren leitende Mitarbeiter. Nun muss Max hier die Leitung übernehmen und alles mühsam wieder aufbauen.

Als ihr und ihrem Liebhaber dann endlich Urlaub gewährt wird, erweist sich ein Kurklinik-Aufenthalt als blödeste Idee von allen und Max crasht erst einmal lustvoll und rachsüchtig den deutschen Luxuswagen ihres Freundes und rastet völlig aus, nachdem hier etwas gründlich schiefläuft. Ist dieser Ausraster jemals wieder auszugleichen?


Erneut mit viel schrägem Humor und fliegenden Emotionen erzählt die Autorin von den unglaublichen Abenteuern ihrer schwer gestörten und trotzdem sympathischen (solange sie nur ein Charakter in einem Buch bleibt!) „Heldin”, der wieder die tollsten Dinge widerfahren, egal ob im antiken Ninive mit den Hängenden Gärten oder im Schottland des Jahres 1567 beim Besuch an Maria Stuarts Hof oder gar bei der Ermordung des englischen Kirchenoberhaupts Thomas Becket.

Erneut werden historische Details eher ausgespart oder zumindest extrem geizig eingesetzt, im viktorianischen London kippt die Geschichte dann fast in die Fantasy, aber egal, Jodi Taylor umschifft auch die unglaubwürdigsten Klippen mit viel Verve und noch mehr Witz. Wer auf naturwissenschaftliche Genauigkeit steht, der sollte besser die Finger von diesen Büchern lassen (hier seien nochmals die göttliche Connie Willis oder der wunderbare Jack Finney empfohlen). Bei Jodi Taylor regiert der Irrsinn pur und vor allem die dominante Max stiehlt fast allen die Show, wenn auch viele ihrer Mitarbeiter ebenfalls schwer bekloppt sind.

Wer diese Farce nicht allzu ernst nimmt und sich auf die manchmal rasante Handlung und die Kauzigkeit der Figuren konzentriert, dem winkt erneut ein wunderbar schräges (leider aber kein allzu niveauvolles) Abenteuer. Lese-spaß pur mit viel Ironie und Witz. Also: Gehirn ausschalten, genießen und durch, huiiii!

Fieser Fun Fakt am Rande: Der Gestalterin des Titelbildes (Isabelle Hirtz) ist es gelungen, ganz unverfänglich, das Wort Corona (hier als Halo der Sonne) auf dem Cover unterzubringen. Ein Schelm wer sich hier was Böses denkt ;-)!