Tsumikoi (Comic)

Yuu Yoshinaga
Tsumikoi
Übersetzung: Yayoi Okada
EMA, 2013, Taschenbuch, 188 Seiten, 7,00 EUR, ISBN 978-3-7704-7939-9

Rezension von Irene Salzmann

Yuu Yoshinaga, geboren an einem 27. September, publiziert seit 2009 Shojo-Mangas. Ihre Geschichten thematisieren Romanzen im Schul-Alltag, teils mit humoriger, teils ernsthafter Note. „Tsumikoi“ ist eine Sammlung von sechs kurzen Storys und zugleich Yuu Yoshinagas Debüt als Mangaka.


Die Musterschülerin Yashiro sieht zufällig ihren attraktiven Mitschüler Maki mit einem anderen Mädchen statt seiner festen Freundin. Damit sie Sae nichts verrät, will Yashiro ebenfalls ein Seitensprung von Maki werden. Zu ihrer Überraschung stimmt er zu. Wenig später erwischt Yashiro Sae mit einem anderen Jungen. Offenbar nimmt auch sie es mit der Treue nicht so genau. Aber ist Yashiro wirklich besser, nachdem sie sich Maki an den Hals geworfen hat?
In einem Bonus-Kapitel am Ende des Bandes wird verraten, ob die beiden grundverschiedenen Jugendlichen nach zwei Monaten immer noch zusammen sind.

Rie bittet ihre Zwillingsschwester, mit ihr den Platz zu tauschen, da sie sich in Taes Banknachbarn Tanaka verknallt hat. Trotz Taes Zweifel, ob das gutgehen wird, lässt sie sich überreden und sitzt nun - Überraschung! - neben ihrem Schwarm Horiguchi. Schließlich lädt er Tae ein, Zuschauerin bei seinem nächsten Fußballspiel zu sein. Einerseits freut sich Tae darüber, andererseits weiß sie, dass Horiguchi sie für Rie hält, die schon immer von den Jungen mehr Beachtung geschenkt bekam.

Fuzuki träumt ständig von demselben jungen Mann, der Lehrer an ihrer Schule ist - aber dort gibt es keinen wie ihn. Alles, was ausgerechnet ihre Freundin Yuna über ihren neuen Verehrer erzählt, scheint auf den Unbekannten zu passen. Als er ihr vorgestellt werden soll, will sich Fuzuki Klarheit verschaffen, um von den Träumen endlich loszukommen.

Seit Jahren leidet Iyo darunter, dass sie Tsujai, den Jungen, der ihr den ersten Kuss gab, gegenüber den anderen Kindern verleugnet hat. Dass jemand sie beobachtet hatte, war ihr furchtbar peinlich. Inzwischen ist es für sie noch peinlicher, daran zu denken, wie sehr sie ihn dadurch verletzt haben muss. Fünf Jahre später sehen sich beim Feuerwerk an jenem Ort wieder, an dem es damals passierte.

Momoka und einige ihrer Mitschülerinnen beobachten die Jungen aus ihrer Klasse und überlegen, wer ihnen gefallen könnte. Als man ihr Shibahara zeigt, winkt sie ab mit der Begründung, dass sie lieber jemanden mit kurzen Haaren mag. Am nächsten Tag sind Shibaharas Haare ab. Hat er sie etwa gehört? Immer wieder laufen sie sich in der Schule über den Weg, und Momoka bekommt ihn einfach nicht mehr aus ihren Gedanken.


Die Mangaka bringt ihre kurzen Geschichten schnell auf den Punkt. Junge Mädchen im Alter von etwa 14 oder 15 Jahren verlieben sich in einen gleichaltrigen oder etwas älteren Jungen, der aus verschiedenen Gründen für sie unerreichbar scheint. Auf die eine oder andere Weise gelingt es ihnen, den love interest näher kennenzulernen und festzustellen, dass er nicht nur sehr nett ist, sondern die Gefühle sogar erwidert.

Etwaige Zweifel, ob man sich wirklich mit jemandem einlassen soll, der scheinbar nicht treu sein kann, der wohl die Schwester gernhat, der offenbar bloß im Traum existiert, der einem wegen eines dummen Fehlers offenbar seit Jahren grollt oder der sich wegen der Worte von irgendjemandem spontan verändert, lösen sich schnell in Wohlgefallen auf. Eine Weiterentwicklung der Charaktere aufgrund der neuen Erlebnisse findet auf den wenigen Seiten nicht statt.

Darum geht es auch nicht, sondern einzig und allein um das Herzeleid der Mädchen, ihre Hoffnungen und Ängste sowie die positiven Überraschungen, die ihnen die Jungen bereiten, sodass sich bis zum Schluss stets glückliche Paare gefunden haben - wovon die Zielgruppe, Leserinnen ab 11 Jahre, träumt.

Die Romanzen sind altersgerecht aufgebaut. Mehr als Händchenhalten und scheue Küsse sind nicht drin, so dass es ziemlich happig klingt, wenn sofort von einem „Seitensprung“ die Rede ist, sieht man jemanden mit einem anderen als dem festen Partner oder macht man jemandem schöne Augen, wohl wissend, dass der Betreffende bereits vergeben ist. Wenn man den Originaltext nicht kennt, lässt sich schwerlich beurteilen, ob die Übersetzung hier nicht übertreibt.

Das Publikum wird diesen Punkt allerdings genauso wenig hinterfragen wie die oft etwas merkwürdigen Annäherungsversuche und selbstgemachten Probleme der Protagonistinnen. Hat man schon einige Mangas dieser Art, zum Beispiel „xx me!“, „Crush on you“ oder „Kleine Schätze“, gelesen, kennt man das ohnehin.

Die Zeichnungen sind ‚typisch shojo‘, d. h., die Charaktere sind jung und hübsch, wirken kindlich Dank großer, runder Augen, üppigen Frisuren und überschlankem Körperbau. Sie stellen auch das Hauptmotiv dar, wohingegen Hintergründe meist bloß angedeutet, mit sparsam eingesetzter Rasterfolie aufgehübscht oder gänzlich blank gelassen werden, um nicht von Mimik und Gestik abzulenken, durch die viele Worte überflüssig werden.

„Tsumikoi“ ist ein Einzelband für romantische Mädchen, die von der ersten Liebe träumen und niedliche Illustrationen mögen.