Cinda Williams Chima: Der Dämonenkönig (Buch)

Cinda Williams Chima
Der Dämonenkönig
(The Demon King)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Susanne Gerold
Titelillustration von Larry Rostant
Goldmann, 2010, Paperback, 574 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-442-46974-1

Carsten Kuhr

Knapp ein Jahr nach der Hardcover-Publikation bei cbj präsentiert Goldmann nun „Das Amulett“, wie der Roman bei cbj hieß, in einer prächtig gestalteten Paperback-Ausgabe unter neuem Titel.

Vor gut eintausend Jahren schlossen die wilden Stämme und die Stadtbewohner der Welt einen Pakt. Nie wieder sollte ein Magier sich zum Herrn der Welt aufschwingen, wie es der Dämonenkönig tat und dabei verbranntes Land hinter sich zurückließ. Seitdem bestimmen strenge Regeln das Miteinander der verschiedenen Gruppen. Es kommt, wie es in Fantasy-Romanen eben kommen muss – nicht länger sind alle bereit, sich an den eigentlich vernünftigen Kompromiss zu halten. Ausgerechnet der königliche Hochmagier Gavan Bayar plant, das labile Machtgefüge zu seinen Gunsten zu verändern. Hinter dem Rücken der Königin versucht er nicht nur die Hand der Kronprinzessin zu erobern, sondern auch ein magisches Amulett, das einst dem Dämonenkönig selbst gehört haben soll, in seine Hände zu bekommen. Nicht nur die Prinzessin, die nur zu bald bemerkt, was die Stunde geschlagen hat, sorgt dafür, dass seine Pläne zunächst nicht aufgehen...

Derweil bricht in den Strassen und Gassen des Königreichs Fell ein Bandenkrieg aus. Han Alister, ehemaliger Anführer einer der Jugendbanden, muss sich warm anziehen. Mitglieder einer anderen Bande werden ermordet, alle Indizien weisen auf ihn als den Schuldigen. Wer nur ist hinter ihm her, und warum nur – hat dies etwa etwas mit dem Amulett zu tun, das er einem Magier abgenommen hat?

Die Autorin nimmt sich viel Zeit, um ihre Figuren, die grundlegenden Konflikte sowie ihre Welt einzuführen und glaubwürdig zu zeichnen. Zwar nutzt auch Chima bekannte Versatzstücke – die scheinbar verwöhnte Prinzessin, die aktiv und mutig gegen ihr Schicksal aufbegehrt, der Gassenjunge, der seine Familie über Wasser hält und der machtgierige, intrigante Magier – doch bemüht sie sich, diesen neue, unbekannte Seiten abzugewinnen, und sie in einige ungewöhnliche Situationen zu bringen.

Das Buch insgesamt lebt aber nicht unbedingt von einer überraschend anderen, neuen Handlung, sondern von seinen Figuren. Die beiden großen Protagonisten, Prinzessin Raisa und Han, sind liebevoll und facettenreich beschrieben. Die Erbprinzessin ist dabei ungewohnt bodenständig dargestellt. Anders, als viele ihrer literarischen Kolleginnen, verschließt sie ihre Augen nicht vor den Nöten der nicht so Begüterten, begreift ihre Aufgabe und die der Politik als etwas zum Guten zu wenden. Auch Han weist als jemand, der den vorgezeichneten Weg verlassen hat, überraschend nachdenkliche Züge auf. Obwohl beide im Auftaktband der Saga zunächst noch wenig miteinander zu tun haben, wird bereits deutlich, dass sie in den beiden Folgebänden gemeinsam im Kampf vereint antreten werden.

Nach einem etwas zu behäbig wirkenden Beginn entpuppt sich der Roman dann als unterhaltsame Lektüre voller sympathischer Figuren, der Interesse an den weiteren Teilen weckt.