Spider-Man 6 (Comic)

Spider-Man 6
(Amazing Spider-Man (2018) 9+10, 2018)
Autor: Nick Spencer
Titelbild: Humberto Ramos
Zeichungen: Michele Bandini, Humberto Ramos, Victor Olazaba u.a.
Übersetzung: Michael Strittmatter
Panini, 2019, Heft, 52 Seiten, 4,99 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Die Diebesgilde hat auf nicht näher bekannte Weise viele Superhelden bestohlen und sich dadurch Waffen angeeignet, die zu einer Bedrohung für die Menschheit werden könnten, wenn mit ihnen Missbrauch betrieben wird. Angeblich geht es der Gilde unter der Leitung von Odessa Drake vor allem darum, wieder in aller Munde zu sein, geachtet und gefürchtet.

Die Helden wollen natürlich ihr Eigentum zurück, doch niemand ist den Dieben so dicht auf den Fersen wie Spider-Man/Peter Parker und Black Cat/Felicia Hardy.

Das liegt daran, dass sie selbst lange Zeit als Diebin in die Fußstapfen ihres Vaters trat und nach einem Seitenwechsel nun wieder in diesem Metier arbeitet, wodurch sie mehr über die bislang unbekannten Räuber weiß als jeder andere.

Um die gefährlichen Artefakte zurückzubekommen, legen Spider-Man und Black Cat ihre Dissonanzen, die auf das Wirken von Doctor Octopus zurückgehen, während dieser von Spider-Mans Körper Besitz ergriffen hatte, beiseite. Black Cat führt ihren Ex zum Versteck der Gilde, wo sie tatsächlich das ganze entwendete Gut finden - und entdeckt werden. Odessa Drake will die Objekte und die beiden Eindringlinge verschwinden lassen, dahin, von wo noch nie etwas zurückkehrte.


Nick Spencer vermischt in diesem Zweiteiler, der an den vorherigen Band anknüpft, jede Menge Action mit einem guten Schuss Humor. Zweifellos wird so mancher während der Lektüre feststellen, dass Spider-Man und Black Cat - trotz der zahlreichen Freundinnen, die Peter schon hatte und die teils über sein Alter Ego Bescheid wussten, meist jedoch nicht - nach wie vor das perfekte Paar sind.

Beide können auf sich aufpassen und einander den Rücken decken. Selbst wenn ihre Beziehung in der Vergangenheit liegt und zwischen ihnen einiges an bösem Blut vergossen wurde, knistert es unverändert zwischen ihnen. Zusammen sind sie cool, witzig und immer noch romantisch, obschon jeder einen anderen Partner hat.

Wie gut sie zusammenpassen, unterstreichen außerdem die Szenen von MJ, die eine Adresse aufsucht, die ihr von einer weiteren Ex von Peter zugesteckt wurde: Die Lookups sind gewissermaßen die „Anonymen Angehörigen und Freunde von Superwesen“, deren Treffen von Jarvis, dem Butler der Avengers, organisiert werden. Zögerlich spricht MJ über ihre Probleme, genauso wie die anderen, die man als treuer Leser anhand ihrer Andeutungen identifiziert, obgleich die Gesichter nicht preisgegeben werden, um die Anonymität untereinander zu wahren. MJ mag tough sein, aber sie ist nun mal keine Black Cat.

Beide Beziehungen bieten noch einiges mehr an Drama: Man erinnert sich, dass MJ, um Peter zu schützen, nahezu alle Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit (die Ehe) löschen ließ, um seine mittlerweile allgemein bekannte Identität vergessen zu machen. Sie finden seither nur noch vage Bilder von damals in ihren Gedächtnissen, wissen aber, warum es notwendig war. Anders Black Cat, der dadurch ein wichtiger Teil ihrer Erinnerung gestohlen wurde, nämlich die Identität von Spider-Man und sein Gesicht. Das alles ist weg und lässt sie furchtbar leiden. Peter gelingt es, ihr den persönlichen Frieden zurückzugeben, aber die Black-Cat-Fans hätten sich bestimmt mehr gewünscht.

Das Zwischenmenschliche ist hier wesentlich wichtiger als Action, Klamauk oder auch die Einbindung der Diebesgilde, die man weniger mit Black Cat als mit Gambit von den X-Men verbindet. Obwohl er da raus zu sein scheint, ist es verwunderlich, dass man die Chance nicht nutzte, ihn als Insider zu involvieren.

Am Ende gibt es noch ein kleines Extra, um an die vorherige Storyline anzuknüpfen, in welcher der Kingpin und dessen Erpresser (sowie indirekt Peters WG-Mitbewohner, der Schurke Boomerang) zurück ins Spiel gebracht werden, um die Weichen für das kommende Heft zu stellen.

Die Zeichnungen sind, wie man sie von den vorherigen Bänden kennt. Das Hinzufügen weiterer Künstler hat nichts an dem guten Gesamteindruck geändert, wenngleich man sich freuen würde über mehr realistisch-idealistische Illustrationen als über die leicht überzeichneten Charaktere.

„Spider-Man“ 6 knüpft nahtlos an den vorherigen Band an, bietet einen sehr befriedigenden Abschluss für die hier behandelten Probleme - und macht Lust auf sehr viel mehr Black Cat.