Heide Solveig Göttner: Die Königin der Quelle – Insel der Stürme 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 18. August 2010 11:07
Heide Solveig Göttner
Die Königin der Quelle
Insel der Stürme 3
Titelgestaltung von Agentur Nele Schütz
Piper, 2009, Taschenbuch, 442 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-492-26696-3
Christel Scheja
Anders als seine Vorgänger erscheint „Die Königin der Quelle“, der dritte Band der Saga um „Die Insel der Stürme“, nur noch im Taschenbuch-Format und nicht mehr als gebundene Ausgabe. Deshalb liegen einige Jahre zwischen dem Ersterscheinungstermin von Band 2 und 3, da die Taschenbuchausgabe erst aufholen musste.
Noch immer ist der Krieg auf der „Insel der Stürme“ nicht vorüber. Die oberste Königin des Ziegenvolkes und ihre Verbündeten aus dem Norden sinnen nach der Niederlage von Defagós auf Rache. Sie lecken sich die Wunden und sammeln sich zu weiteren Angriffen, denn die Menschen sollen für die Schmach büßen, vor allem die Gefährten um das geheimnisvolle Kind Lillia, das laut einer alten Prophezeiung die Macht hat, das Schicksal ihrer Welt neu zu formen. Vor allem die hasserfüllte Königin hofft auf die Hilfe ihres Verbündeten – des dunklen Totengottes –, um ihre Rache zu vollenden und ihr Volk zum Sieg zu führen. Dafür ist ihr jedes Mittel recht, auch Grausamkeit und Verrat. Die Gefährten begeben sich derweil auf getrennten Wegen ins Gebirge. Getreu der Prophezeiung, deren Wortlaut sich nun auch ihnen eröffnet hat, hoffen sie, dort das Feenvolk zu finden, zu dem Lillia gehört, oder zumindest die Stätten ihres Lebens und Wirkens. Auch sehen sie dort die letzte Hoffnung für Jemren, den Bogenschützen, der von einem magischen Pfeil getroffen wurde. Die immer noch im Körper befindliche Spitze bewegt sich auf sein Herz zu. Auch in anderer Hinsicht ist das ganze ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Menschen und Ziegenvolk rüsten sich zur letzten großen Schlacht, und es ist klar, dass sie diese verhindern müssen, wenn sie die Menschheit retten wollen. Allerdings ist ihr Plan nicht unbemerkt geblieben, und so sind sie nicht die einzigen, die sich auf den beschwerlichen und gefahrvollen Weg in die abgelegene Region der Insel machen...
Wie in ihren beiden ersten Romanen erzählt Heide Solveig Göttner eine Geschichte, die auf Schwarz-Weiß-Malerei verzichtet. Zwar gibt es sehr negativ besetzte Figuren wie die Königin des Ziegenvolkes, die Naurn, die vor Hass verblendet ist und vor keiner Grausamkeit zurückschreckt, aber sie steht nicht symbolisch für ihr Volk. Nicht alle sind ihrer Meinung, und einige folgen letztendlich sogar den Menschen. Doch auch diese finstere Gestalt hat Motive und Beweggründe für ihr Handeln. Die Helden handeln ebenfalls nicht immer moralisch richtig und gut, sondern so wie sie es für richtig halten, auch wenn sie damit manchmal den Gegnern den Ball zuzuspielen scheinen oder nicht bessere Methoden haben als sie – aber gerade das macht sie sehr glaubwürdig und nachvollziehbar menschlich. So steht die Action auch nicht sonderlich im Mittelpunkt der Geschichte, auch wenn Kämpfe und Schlachten diesmal ein wichtiger Teil der Handlung sind. Allerdings konzentriert sich die Autorin lieber auf Einzelschicksale und die Folgen des Ganzen, als akribisch den Ablauf der Auseinandersetzungen zu schildern. Sie bleibt ihrer Linie ebenfalls treu, durch eigene Begriffe eine besondere Atmosphäre zu erzeugen und die exotische Stimmung des Buches zu betonen. Dazu gibt es auch immer wieder ausführliche Beschreibungen von Orten und Menschen. Der Spannung tut dies keinen Abbruch. Die einzelnen Erzählstränge sind sehr sauber voneinander getrennt und fügen sich am Ende nahtlos zusammen, die Geschehnisse sind gelungen in Szene gesetzt. Allerdings sollte man die Vorgängerbände schon kennen, da nicht mehr viel von der Vorgeschichte der Helden eingeflochten wird.
Alles in allem hält der dritte und letzte Band die Qualität des Zyklus‘ und führt ihn zu einem zufriedenstellenden Abschluss. Da die Helden und die Handlung angenehm vielschichtig sind, gewinnt der Roman Tiefe, ohne dabei an Spannung zu verlieren. Allerdings ist der Hintergrund anspruchsvoller und komplexer als üblich, so dass man sich schon darauf einlassen und etwas mehr Zeit zum Lesen nehmen sollte.