J. R. Ward: Blinder König – Black Dagger 14 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 17. August 2010 21:40
J. R. Ward
Blinder König
Black Dagger 14
(Lover Avenged, Part 2)
Aus dem amerikanischen Übersetzt von Corinna Vierkant
Titelillustration von Dirk Schulz
Heyne, 2010, Taschenbuch, 432 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453-53350-9
Carsten Kuhr
Weiter geht es im zweiten Teil des für die Übersetzung geteilten Originalbandes mit der Lebens- und Leidensgeschichte von Rhevenge, kurz Rhev genannt.
Rhev ist nicht eben der angenehmste Zeitgenosse. Als Drogenbaron beherrscht er die Szene seiner Stadt, mit seinem Nachclub verdient er, neben der Steuer versteht sich, Millionen. Was dabei keiner ahnt, er verpulvert das Geld nicht etwa für eigene, niedrige Zwecke, sondern wird erpresst. Ausgerechnet seine Halbschwester zwingt ihn nicht nur dazu, ihr seinen unrechtmäßig erworbenen Reichtum abzutreten, sondern sich auch zu prostituieren. Wie auch er ist sie ein Sympath, ein Vampirmischling, dessen besondere Kräfte es ihnen nicht nur erlaubt bei Tageslicht auf die Straße zu gehen, sondern auch Menschen wie Vampire zu beeinflussen. Und sie weiß, dass er seinen die Familie missbrauchenden Vater umgebracht hat. Als Rhev in der Krankenschwester Ehlena seine wahre Liebe findet, spitzen sich die Ereignisse zu. Er weiß, dass sich alles auf eine finale Konfrontation mit seiner Halbschwester zubewegt. Um seine Geliebte zu schützen, täuscht er seinen eigenen Tot vor. Im Reservat wird er von seinem Onkel, dem König der Sympathen, gefangengenommen und gefoltert. Einzig Ehlena ahnt, dass er noch am Leben ist.
Wrath, der König der Vampire, hat zunächst ganz andere Sorgen. Er verliert sein Augenlicht, ist auf einen Blindenhund angewiesen. Nach einer Phase tiefer Depression aber nimmt er die neue Prüfung an, und erlaubt es den Daggern, Ehlena und eine Freundin Rhevs bei ihrem Befreiungsversuch zu unterstützen. Tief in den Katakomben des Reservats treffen sie nicht nur auf Rehvs Halbschwester, sondern auch auf Lash, den neuen Anführer der Lesser ...
J. R. Wards etwas andere Urban-Fantasy-Serie hat sich immer weiter fortentwickelt. In jedem Roman, der jeweils für die Übersetzung in zwei deutsche Ausgaben geteilt wird, wird ein anderes Mitglied der Bruderschaft beziehungsweise deren Umfeldes in den Mittelpunkt der Handlung gestellt. Dieses Mal ist mit Rhev ein etwas zwielichtiger Charakter der Protagonist. Selbst aufgrund seiner Abstammung verfemt, von seiner Halbschwester erpresst und sexuell missbraucht, ist Rhev ein tragischer Charakter. Wieviel Leid hat er in seinem Leben schon über sich ergehen lassen müssen, wieviel aber hat er anderen, durch seinen Job als Drogendealer und Zuhälter, bereits zugefügt – Fragen, die immer im Hintergrund mitschwingen und durchaus für Tiefe sorgen. Mit versierter Hand gelingt es der Autorin, uns immer wieder von Schicksalen zu berichten, die uns betroffen machen, und gleichzeitig unseren Respekt für den Protagonisten wecken. Verpackt hat die Autorin ihre Handlung einmal mehr in ein Geflecht aus Gewalt und Sex. In deutlichen Bildern wird der Akt zumeist als gewaltsames Ereignis der rein triebhaften Lustbefriedigung geschildert, nimmt der Plot hier voyeuristische Tendenzen an.
Die Kämpfe sind wiederum sehr intensiv, aber auch packend geschildert. Beides, sowohl die sexuellen Darstellungen als auch die Kämpfe, gehen an die Grenze dessen, was in einem Mainstream-Roman erlaubt ist. Ich habe das Gefühl, dass die Autorin hier ganz bewusst ihre Grenzen auslotet, wieweit Verlag und Leser ihr gestatten, mit dem Verruchten und Verbotenen zu kokettieren, ihre an eine Soap-Opera erinnernde Handlung voller Dramatik und Emotionen durch das Spiel mit dem Anrüchigen von der Masse entsprechender Titel abzuheben. Das hat durchaus auch außerhalb der anrüchigen Szenen seinen Reiz, zumal durch den regelmäßigen Wechsel des Protagonisten immer wieder ein anderer Blickwinkel auf die Personen und die Handlung ermöglicht wird. Ohne die Kenntnis der Vorbände aber wird sich der Leser in der verschachtelten Handlung, die immer wieder auf bisherige Geschehnisse Bezug nimmt, kaum zurechtfinden können. Für Fans ein Muss, Neuleser sollten mit den ersten Titeln der Serie beginnen.