Lisa Maxwell: Der letzte Magier von Manhattan (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 03. September 2019 21:59
Lisa Maxwell
Der letzte Magier von Manhattan
(The Last Magician, 2018)
Übersetzung: Michelle Gyo
Titelbild: Craig Howell
Knaur, 2019, Paperback, 574 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-426-52367-4 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Seit Jahrhunderten werden sie verfolgt: Menschen mit besonderen Begabungen, gemeinhin zumindest während der desaströsen Inquisition als Hexer und Magier verunglimpft. Dass sie ihre Gaben dabei zumeist zum Wohle ihrer Mitmenschen einsetzten - geschenkt. Der Inquisition folgte der Orden Ortus Aurea. Und dieser hat eine Waffe gegen die auserkorenen Ungeheuer gefunden.
In Manhattan werden sie durch eine magische Barriere gefangengesetzt, können die Insel nicht verlassen. Das macht die Jagd auf die magisch Begabten einfacher, hat man sie doch dort zusammengepfercht.
Über die Jahrhunderte gab es immer wieder Versuche, das undurchdringliche Gefängnis zu sprengen, die Grenze zu vernichten - bislang ohne Erfolg.
Esta hat ihre Eltern verloren, wächst als Begabte in unserer Welt heran. Sie macht sich, angeleitet von ihrem Mentor und Vormund Professor Lachlan daran, ihre magischen Kräfte ebenso zu schulen, wie ihr Talent als Taschendiebin. Dass sie mit Hilfe eines Juwels, das frühere Großmagier mit ihrer Kraft aufgeladen haben durch die Zeit reisen kann, ermöglicht Professor Lachlan, dem Mastermind hinter dem Plan, einen erstmals erfolgsversprechenden Ansatz die Herrschaft des Ordens zu brechen.
Im beginnenden 20. Jahrhundert soll Esta dem Orden nicht nur magische Juwelen entwenden, die die Macht des Ordens speisen, sie soll auch das Ars Arcana, das Buch der Bücher an sich und mit dessen Hilfe die Magie wieder in die Welt zurückbringen.
Ihr Weg führt sie zurück ins Jahr 1902. Esta gelingt es zwar in der Zeit zurück zu reisen, sie verliert dabei aber ihr magisches Hilfsmittel und ist in der Vergangenheit gefangen. Um ihr Ziel zu erreichen, muss sie in die Halle des Chephren des Ordens eindringen - etwas, das nur mit Hilfe versierter Unterstützung möglich ist.
Sie schließt sich einer der vielen New Yorker Gangs an, lernt einen Bühnenmagier kennen, der über echte Magie gebietet und weiß doch, dass sie all ihre neuen Freunde und Verbündete wird verraten müssen, will sie die Zukunft, die sie kennt, retten…
Was ist dies für ein Roman, der monatelang auf der Bestsellerliste der „New York Times“ stand?
Einmal mehr der Auftakt einer Reihe - ursprünglich waren wohl zwei Bände geplant, zwischenzeitlich ist Teil 2 erschienen und mit einem mehr als fiesen Cliffhanger versehen, sprich Fortsetzung folgt - versuchen Autorin und Verlag, auch hierzulande die Fans zu begeistern.
Es geht um eine Zeitreise-Geschichte, doch nicht nur dies. Gleichzeitig beschreibt uns die Autorin sehr eindringlich das Leben zur Jahrhundertwende in Manhattan, die Elendsviertel, in denen die Immigranten ausgebeutet werden, in denen Gewalt und Unterdrückung, Armut und Verzweiflung herrschen. Doch es gibt auch den Glamour der an der Tür klopfenden wilden 20er Jahre, es gibt den Geldadel, der sich alles leisten kann - und dies nicht nur finanziell, sondern auch mit allem davonkommt, schließlich kennt man sich ja untereinander.
In diese sehr wirklichkeitsnah beschriebene Kulisse hat die Autorin nun ihre Story um die auf der Insel im Hudson eingekerkerten Magier eingebaut, berichtet von der Angst, die diese umtreibt, die Verfolgungen und das Schreckensregime der Banden.
Dabei besticht sie nicht nur durch Lokalkolorit, sondern auch durch ihre wenigen, handlungsrelevanten Figuren, die sie liebevoll und interessant zeichnet. Hier bemüht sie sich, diese durchaus ambivalent darzustellen - keiner ist nur gut oder böse, jede Figur wird mit einem glaubwürdigen Hintergrund und passender Motivation ausgestattet.
Allerdings führt dies dazu, dass der Roman insbesondere zu Beginn seine Längen hat. Die Einführung der Personen braucht Platz und Raum, währenddessen passiert zunächst wenig. Dann, ab dem zweiten Viertel des Buches nimmt das Tempo und die Dramatik deutlich zu, packt uns der Plot.
So ist dies ein Roman, der ein wenig Zeit braucht, bis er seine Leser fesselt, dann aber wird man in wunderbaren, manches Mal aber auch erschreckenden Bildern mit einer lange vergessenen Zeit konfrontiert und in eine Handlung gezogen, die phantastisch zu unterhalten weiß.