Maximum Ride 2 (Comic)

James Patterson
Maximum Ride 2
(Maximum Ride – The Manga, Vol 2, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Aranka Schindler und Michael Waaler
Titelbild und Zeichnungen von NaRae Lee
Tokyopop, 2010, Paperback, 254 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-86719-823-3

Christel Scheja

Der Krimi-Autor James Patterson hat sich offensichtlich nun auch dem Schreiben von Jugendbüchern zugewandt. Wie nicht anders zu erwarten war, sind auch diese im Thriller-Genre angesiedelt. In „Maximum Ride“ geht es um die gleichnamige Titelheldin und ihre Geschwister. Sie bilden den ‚Schwarm‘, da sie alle Flügel besitzen, die sie auch wirklich durch die Luft tragen.

Aufgewachsen in einem Labor, hat ihnen ein Angestellter ermöglicht zu entkommen. Für viele Jahre hat er mit ihnen versteckt gelebt, bis er ums Leben gekommen ist. Maximum und die anderen haben sich danach, eine ganze Weile alleine weiterversorgt. Dann aber wird Angel, die Jüngste, von einem ‚Eraser‘-Team aufgespürt und in das Labor zurückgebracht. Die anderen machen sich auf, sie zu retten. Dabei werden Maximum und die anderen getrennt. Das ist vielleicht gut so, denn das Mädchen trägt einen Peilsender unter der Haut, durch den man sie leicht aufspüren kann. So wird sie, als eine Tierärztin sie gerade versorgt, von ‚Erasern‘ aufgespürt und ebenfalls in das Labor gebracht. Dort nehmen die Überraschungen kein Ende, denn Jeb, der für sie und die anderen über Jahre wie ein Vater war, ist doch nicht tot, sondern steht lebendig vor ihr. Maximum weiß, dass man sie nun nicht mehr so leicht entkommen lassen wird. Dennoch ist sie nicht bereit, klein bei zu geben und äußert das auch immer wieder. Ehe ihr Schlimmeres wiederfahren kann, sind die anderen zur Stelle und befreien Angel und sie. Sie fliehen gemeinsam – doch wohin sollen sie nun gehen? Da ihr altes Zuhause dem Labor bekannt ist, können sie dahin nicht mehr zurück. Und dann bringt Angel, die während ihrer Gefangenschaft so einiges gehört hat, neue Fragen auf. Kann es sein, dass ihre biologischen Eltern nicht tot sind, wie man ihnen all die Jahre gesagt hat, und dass diese irgendwo noch leben? Und wenn ja, wer sind sie? Antworten könnte ein Archiv in New York geben. So gibt es für den Schwarm kein Halten. Sie suchen den ‚Big Apple‘ auf, der für sie alle noch weitere Überraschungen bereit hält, denn ganz offensichtlich sind die Flügel nicht das einzige, was sie von den normalen Menschen unterscheidet. Interessante Gaben erwachen in ihnen, und Maximum hört von nun an ständig eine Stimme in ihrem Kopf. Doch ist diese Freund oder Feind?

Der zweite Band von „Maximum Ride“ zeigt ebenfalls, wie gelungen amerikanische Autoren und koreanische Künstler zusammenarbeiten können. NaRae Lees dynamischer Stil setzt die Abenteuer gekonnt in Szene, und auch die viel klarere westliche Erzählweise bleibt erhalten.

Inhaltlich gibt es auch diesmal Überraschungen, denn auch wenn einiges über die Vergangenheit der Kinder enthüllt und alte Feindschaften gepflegt werden, enthüllen sich doch wieder andere Geheimnisse, und die Kinder wechseln den Schauplatz. Eine besondere Rolle bekommt dabei die Stimme in Maximums Kopf zugewiesen, die das Mädchen nicht nur halb wahnsinnig macht, sondern auch so manche interessante Enthüllung oder kryptische Äußerung parat hat. Zudem setzen sich die Entwicklungen des letzten Bandes fort, da die Kinder tatsächlich besondere Gaben besitzen. Interessant ist, wie unterschiedlich sie damit umgehen – gerade Angel hat als unschuldiges Kind keine Skrupel, sie hemmungslos einzusetzen, wenn sie etwas haben will. Dazu kommt eine abenteuerliche Geschichte, denn auch in New York ist der Schwarm nicht sicher, da sie durch ihr Verhalten immer wieder mit der Polizei anecken und nicht zuletzt die falschen Leute auf sich aufmerksam machen. So müssen sie mehr als einmal überhastet fliehen. Zudem bedient James Patterson einige der urbanen Mythen der Stadt – zumindest bekommt man einen kurzen Blick auf die Gesellschaft der kauzigen Ausgestoßenen im Untergrund geboten. Alles in allem bleibt die Spannung erhalten, da zwar einige Fragen beantwortet, aber auch wieder genug neue aufgeworfen wurde. Und auch die Figuren erhalten ein wenig mehr Profil, da man neue Aspekte ihres Wesens miterlebt – vor allem bei Angel und Maximum ist das so. Dadurch wachsen die Kinder einem aber auch ans Herz und man fiebert umso mehr mit.

Die gesunde Mischung aus Action und Drama, garniert mit einer Prise Humor und genügend Geheimnissen, macht „Maximum Ride“ auch für den Phantastik-Fan interessant, denn die übersinnlichen Elemente nehmen zu. Die detailgenaue und lebendige zeichnerische Darstellung erhöht die Atmosphäre und Qualität der Geschichte.