Régis Goddyn: Exil - Das Blut der sieben Könige 2 (Buch)

Régis Goddyn
Exil
Das Blut der sieben Könige 2
(Le Sang des 7 Rois: Livre Deux, 2013)
Übersetzung: Carina Obstner
Cross Cult, 2019, Taschenbuch, 492 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-95981-962-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Auch heute noch sind Romane aus nicht-englischsprachigen europäischen Ländern eher selten auf dem deutschen Markt zu finden. Ab und an verirrt sich mal ein französischer Autor in das Programm der Verlage, so wie Régis Goddyn mit seiner sechsteiligen Saga „Das Blut der sieben Könige“, dessen zweiter Band „Exil“ nun erschienen ist.

 

Die meisten Königshäuser und Adligen des Inselkontinentes können ihre Blutlinien auf die sieben Krieger mit dem sprichwörtlichen blauen Blut zurückführen, die dort einst sieben Königreiche gründeten. Zwar verwässerten diese mit der Zeit, die damit verbundenen Gaben und die Langlebigkeit schwanden, aber man achtete weiter eifersüchtig auf die Reinheit der Linien und jagte jeden, der aus dem einfachen Volk stammte und blaues Blut besaß oder entwickelte.

Nun, viele Jahrhunderte später hat die Inquisition die Reiche immer noch fest im Griff und versucht die Blaublütigen auszulöschen, die nicht durch Geburt zum Adel gehören oder in die Reihen der Kirchendiener aufgenommen werden. Aber es scheint, dass sich der Wandel nicht mehr aufhalten lässt, entwickelt ein ehemaliger Wachmann doch die Macht und den Ehrgeiz ein achtes Königreich zu begründen und nehmen die Flüchtlingsströme zu, die den Rebellen neuen Zulauf bringen.

Und auch wenn Orville zusammen mit dem blaublütigen Barden Petrús ins Exil gehen muss, scheint die Flamme, die er entfacht hat, unlöschbar zu bleiben.


Régis Goddyn nimmt sich auch weiterhin sehr viel Zeit, seine Geschichte voran zu bringen, vermutlich weil sie von vorneherein auf sechs Bände konzipiert ist. So bleiben die Abenteuer, die Orville und die anderen erleben, eher auf einem niedrigen Niveau, denn der Mann, der im ersten Band noch eine Revolte auf einer Gefängnisinsel anzettelte, irrt jetzt in einer Nussschale durch die Inselwelt und muss sich mit Piraten herumschlagen - aber dadurch schafft er es auch nicht, etwas zu bewegen.

Eine weitere Handlungsebene wendet sich den Flüchtlingen zu, die vermutlich irgendwann mit dem Helden zusammenfinden werden, die Gegenspieler a.k.a. Wächter bleiben eher blass und im Hintergrund.

Die Geschichte ist durchaus flott und angenehm geschrieben, sie lässt sich ganz gut lesen, aber man fragt sich am Ende des Buches, was überhaupt passiert ist und wie die Gesamthandlung dadurch weiter kommt, denn die Spannung bleibt eher auf einem niedrigen und lauen Niveau. Auch sind die Figuren distanziert geschildert; man erhält teilweise zwar auch Einblick in ihre Gedanken, aber wirklich näher kommt man ihnen dadurch nicht.

Die Atmosphäre ist auch nicht intensiv, schaffen die Beschreibungen es trotz vieler Worte nicht, Bilder im Kopf zu schaffen und die Leser dadurch in den Bann zu schlagen. Alles in allem ist der Band dadurch doch unbefriedigender als gedacht, auch wenn ihn manche Ideen aus der Masse herausragen lassen.

„Exil“, der zweite Band von „Das Blut der sieben Könige“ verlangt dem Leser jedenfalls wieder jede Menge Sitzfleisch ab, denn die Geschichte nimmt sich weiterhin sehr viel Zeit, um in die Gänge zu kommen, auch wenn die episodenhaften Abenteuer solide geschrieben sind und zumindest kurzfristig fesseln können. Die Spannung bleibt aber leider nicht über das ganze Buch erhalten.