StarCraft 1 (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 07. August 2010 14:53
StarCraft 1
Autor: Simon Furman & Keith Giffin (Heft 1)
Zeichnungen: Federico Dallaocchio u.a.
Farben: Milen Parvanov, Carrie Strachan
Übersetzung: Clauidia Fliege
Lettering: Alessandro Benedetti
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR
Frank Drehmel
Rechtzeitig zum Release des zweiten Teils der Computer-Spiele-Serie „StarCraft“, die von dem kosmischen Kampf dreier Spezies – Terraner, Zerg und Protoss – handelt, die sich seit ihrem Debüt im Jahre 1998 neben „Diablo“ und „Warcraft“ zu einer regelrechten Cashcow für die Spiele-Schmiede Blizzard Entertainment entwickelt hat und zu der mittlerweile auch eine größere Anzahl vergleichsweise gelungener Romane verfügbar ist, veröffentlicht Panini die siebenteilige „StarCraft“-Comic-Serie von DC/Wildstorm aus dem Jahre 2009 komplett im vorliegenden Tradepaperback auf Deutsch.
Eine Spezialeinheit der von Korruption und inneren Kämpfen zerrütteten Terranischen Liga – die „War Pigs“ – soll auf Order des skrupellosen und opportunistischen Technokraten Tamsen Cauley den abtrünnigen Ex-Marshal der Konföderation, Jim Raynor, jagen und töten. Cauley, der den Untergang der Liga und den Sieg der „Söhne von Korhal“ unter Führung des charismatischen Mengsk für unausweichlich hält, hofft, dadurch die Spuren zu verwischen, die ihn mit der geplanten Ermordung Mengsks in Verbindung bringen, um später mit quasi weißer Weste eine bedeutende Rolle in der mutmaßlich neuen Führungsriege der Terraner spielen zu können. Die „War Pigs“ selbst setzen sich aus ehemaligen Verbrechern zusammen, welche einer Gehirnwäsche sowie einer Neu-Konditionierung unterzogen worden sind und die nun eine in Aussicht gestellte Resozialisierung für jenen Mann arbeiten lässt, der sie zuvor schon einmal in den fast sicheren Tod schickte. Die Suche nach Raynor gestaltet sich als schwierig: nicht nur, dass der erfahrene Kämpfer seine Spuren zu verwischen weiß, auch ihre eigene Vergangenheit holt die Söldner immer wieder ein. Neben gravierenden Zweifeln an ihrem Auftrag und Auftraggeber machen ihnen zudem Piraten, Freiheitskämpfer, Zerg und Protoss das Leben im wahrsten Sinne des Wortes zur Hölle, wobei zu allem Überfluss Raynor unter dem Schutz der Dunklen Templer der humanoiden Protoss zu stehen scheint.
Um es vorwegzunehmen: ein Leser, der nicht über ein fundiertes „StarCraft“-Grundwissen verfügt, wird an dem vorliegenden Tradepaperback – wenn überhaupt – nur bedingt Freude haben, da zuviele Zusammenhänge lediglich vage angedeutet beziehungsweise als bekannt vorausgesetzt werden. Allenfalls die Psychologie der Figuren, die überraschenderweise trotz des Military-SF-Backgrounds und trotz des Spiel-Bezugs gerade für ein Comic erstaunlich gut dargestellt ist, wird ihn storyseitig bei der Stange halten, denn auch wenn – genretypisch – die Action im Vordergrund steht, findet der Autor ausreichend Gelegenheit, einzelne Mitglieder der „War Pigs“ als interessante, vielschichtige Charaktere zu zeichnen. „StarCraft“-Kenner hingegen werden – anders als die Einsteiger – von Beginn an problemlos in ein hartes, düsteres Universum eintauchen können, in dem Mutalisken und Hydralisken Massaker anrichten, in dem korrupte Politiker ihre Macht mit allen Mitteln – und sei es mit Hilfe telepathischer Ghosts – verteidigen und in dem Protoss ganze Planeten zu Glas verbrennen.
Im dynamischen Artwork spiegelt sich der Military-SF-Charakter perfekt wieder. Die Künstler verstehen es, sowohl Figuren, als auch den technischen Elementen sowie den Kämpfen einen einerseits hochrealistischen Anstrich zu verleihen, verzichten andererseits jedoch auch nicht auf eine stimmungsvolle Koloration, die in Teilen allerdings etwas zu grell geraten ist.
Fazit: Die grafisch gefällige und inhaltlich fesselnde Umsetzung eines der erfolgreichsten Computer-Spiele des letzten Jahrzehnts. Bedauerlicherweise für Einsteiger weniger geeignet; dafür kommen Fans voll auf ihre Kosten.