Kurd Laßwitz: Bilder aus der Zukunft (Buch)

Kurd Laßwitz
Bilder aus der Zukunft
Titelbild: Albert Robida
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback, 140 Seiten, 12,50 EUR, ISBN 978-3-945807-40-8

Rezension von Carsten Kuhr

Dieter von Reeken, der sich unermüdlich um die Hebung vergessener Schätze der Phantastischen Literatur unseres Sprachraumes bemüht, legt in seiner „Kollektion Lasswitz“ vorliegend in Neuauflage zwei Novellen von Kurd Laßwitz vor.

Laßwitz, der dem heutigen Leser, wenn überhaupt, nur noch von seinem Roman „Auf zwei Planeten“ ein Begriff ist, schuf diese 1869 und 1876. In beiden Erzählungen berichtet er uns, verpackt in eine Liebesgeschichte, von einer so noch nie gelesenen Zukunft.

 

Die Menschheit hat sich fortentwickelt; der Himmel wird von Flugwagen durchkreuzt, die vor den Fenstern der in gigantischen Pyramiden-Hochhäusern lebenden Menschen geparkt werden, die Kunst hat die Nase als Sinnesorgan entdeckt. Eine Geruchsorgel bedient mit extra für diese komponierte Symphonien die Sinne der Menschen, die sich bei den Aufführungen für die entsprechenden Werke begeistern. Als eine der gefeierten Künstlerinnen zwischen zwei Männer gerät, wird ein Anschlag auf ihre Aufführung verübt.

Die letztlich tragische Dreiecks-Story lebt insbesondere von der Darstellung der Zukunft. Diese erinnert etwas an Thea von Harbous „Metropolis“, geht dann aber doch wieder andere, eigene Wege. Hier fällt auf, dass Laßwitz sein Augenmerk mehr auf eine auf den ersten Blick positiv beschriebene, hochtechnisierte Zukunft richtet, in der er seine tragische Geschichte dann platziert. Durch boshafte Manipulation des Geruchsklaviers kommt es zur Katastrophe, die letzthin in den Tod von Unschuldigen mündet.
Lässt den heutigen Leser die Love-Story relativ kalt, überrascht dagegen die Imaginationskraft Laßwitz’ in Hinblick auf seine Vorstellung einer fernen Zukunft positiv.


In der zweiten Novelle entführt uns der Autor noch einmal 1000 Jahre weiter in die Zukunft.

Wiederum stößt der Leser auf eine Frau zwischen zwei Männern, somit handelt es sich auch hier um eine typische Dreiecksgeschichte. Während der eine Mann, ein getriebener Forscher. versucht seine Angebetete gewaltsam zu überzeugen, versucht der andere, mehr den Geisteswissenschaften zugeneigt, sie zu schützen.

Dem Plot mangelt es an Faszination - zu vorhersehbar und stereotyp bietet sich die Handlung an, als dass große Spannung aufkommen würde.


Interessant ist, wie der Autor in der ersten Novelle die technischen Ideen in seinen Text hat einfließen lassen. Der Fernunterricht der Eleven mittels Datenfernübertragung ins Gehirn, die Bestimmung der Neigungen des künftigen Filius durch die werdenden Eltern, erinnert an aktuelle Gen-Forschungen - die Beispiele sind Viele und verblüffend aktuell.

Wie es der Titel verspricht, bietet der Autor seinem Leser in erster Linie Bilder aus der fernen Zukunft an, die eigentliche Handlung der beiden Texte fällt gegenüber der vielen interessanten - ja revolutionären Ideen - deutlich ab.