M. C. Steinway: Strictly Forbidden - Satisfaction On Demand 1 (Buch)

M. C. Steinway
Strictly Forbidden
Satisfaction On Demand 1
Blue Panther Books, 2018, Taschenbuch, 174 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-825-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Menschengemachte Katastrophen haben das Gesicht der Erde verändert und dafür gesorgt, dass die gesellschaftlichen Regeln neu geschrieben wurden. Um das Überleben der verbliebenen Bevölkerung zu sichern, haben die Frauen die Führungspositionen in einer nun befriedeten Welt übernommen. Die Zahl männlicher Geburten wird strikt kontrolliert, damit das System stabil bleibt. Alle Jungen werden in Einrichtungen aufgezogen, in denen man sie gemäß ihrer genetischen Veranlagung zu Arbeitern, Wächtern, ‚Satisfactoren‘ und so weiter ausbildet und darauf konditioniert, ihren Herrinnen stets zu gehorchen.

Janus ist ein Satisfactor, d. h., er lernte von klein auf, wie er einer Frau beim Liebesspiel den höchsten Genuss bereitet. Die eigenen Bedürfnisse spielen für ihn keine Rolle; nur die Wünsche seiner ‚Geberinnen‘ sind von Belang. Aufgrund des guten genetischen Materials dürfen er und seine Kollegen zudem als Samenspender dienen - die anderen Männer sind unfruchtbar. Lange Zeit ist Janus zufrieden mit seinem Leben. Es macht ihn glücklich, wenn er die Sehnsüchte der Frauen erfüllen kann und sie ihn gern buchen.

Das ändert sich, als ihm die junge Fleur zur Defloration zugeführt wird. Das Mädchen berührt etwas in ihm, und auch umgekehrt sieht sie in ihm mehr als bloß einen Sex-Sklaven und potentiellen Vater ihres Kindes. Nachdem Fleur, gemäß den Regeln, anschließend einen anderen Satisfactor besucht und die Vereinigung als schmerzhaft und gar nicht lustvoll empfindet, bucht sie Janus erneut, der ihr viel Verständnis und Zärtlichkeit entgegenbringt.

Obwohl es verboten ist, verlieben sich die beiden, und Fleur tauscht regelmäßig den Platz mit ihren Schwestern und einer Freundin, um bei Janus sein zu dürfen. Doch die geheimen Treffen fliegen auf. Janus wird verhaftet, nicht nur weil er, wie die Anklage lautet, Fleur emotional von sich abhängig gemacht hat, sondern weil er mit Andrew, dem Leibwächter von Fleurs Kommilitonin Sophie, bei einem ‚flotten Dreier‘ homosexuelle Praktiken ausübte, und Homosexualität ist „Strictly Forbidden“. Eigentlich wollte man Sophie und Andrew überführen; Janus und Fleur tappten eher zufällig in die Falle, welche gar nicht für sie bestimmt war.

Fleur wird unter Hausarrest gestellt. Janus droht nun die Löschung seiner Erinnerungen und Gefühle und die Deportation in eine andere Stadt.


Von M. C. Steinway ist bei Blue Panther Books außer dem vorliegenden Roman der Titel „Flug mit Benefits“ erschienen, Aus der „Satisfaction On Demand“-Reihe liegt außerdem Band 2, „Ménage-à-trois“, vor. Weitere Informationen zu der Autorin sind nicht bekannt. M. C. Steinway scheint ein Pseudonym zu sein – viele Autoren und Autorinnen, die bei Blue Panther Books publizieren, treten nicht unter ihrem richtigen Namen in Erscheinung.

M. C. Steinways erotische „Satisfaction On Demand“-Romane spielen vor einem SF-Hintergrund. Dieser ist nicht ungewöhnlich: Nach einer globalen Katastrophe  hier ausgelöst durch Fracking und das durch die Chemikalien verseuchte Trinkwasser sowie der Einsturz unterhöhlter Landstriche, dazu neue Virenstämme aus Afrika und Asien - ist die Erdbevölkerung drastisch geschrumpft und lebt über mehrere Städte und autarke Kingdoms verteilt unter Schutzschirmen. Insbesondere die Männer als Y-Chromosomen-Träger erwiesen sich als besonders anfällig für Viren und Umweltgifte, so dass die Frauen zum dominanten Teil der Menschheit wurden und durch Geburtenkontrolle ihre Machtansprüche festigten.

Es werden zwar Männer geboren, doch die meisten sind unfruchtbar und nur für einfache Arbeiten zu gebrauchen. Eine Sonderstellung genießen die durchweg attraktiven Satisfactoren, die besser ernährt und fitgehalten werden, damit sie den Frauen alle sexuellen Wünsche erfüllen und für Nachkommen sorgen können. Ausnahmslos werden alle Männer zur Unterwerfung erzogen und ständig beobachtet, um gar nicht erst den Gedanken an eine Rebellion aufkommen zu lassen.

Die Thematik der futuristischen Frauengesellschaften kennt man aus diversen SF-Filmen/Serien, -Büchern und phantastischen Comics, beispielsweise „Sumuru, Planet der Frauen“, „Raumpatrouille: Der Kampf um die Sonne“ (Folge 5), „Die Mädchen aus dem Weltraum“, Naomi Alderman: „Die Gabe“, Ursula K. LeGuin: „The Matter of Seggri“, Hardy Manthey: „Der Planet der Frauen/Die Zeitreisende 6“, Joanna Russ: „Planet der Frauen“, Lothar Streblow: „Planet der bunten Damen“, James Tiptree Jr.: „Houston, Houston, hört Ihr mit?“, Marion Zimmer Bradley: „Die Matriarchen von Isis“, „Wonder Woman“, „Y: The Last Man“ - um nur ein paar zu nennen.

Je nachdem, wie der jeweilige Autor seine inhaltlichen Präferenzen setzt oder welche ideologische Orientierung er vertritt, können die Titel spannend-abenteuerlich, romantisch-erotisch oder gesellschaftskritisch ausfallen und Welten schildern, in denen ein feministisches Utopia mit oder ohne Männer beschrieben wird, Gender-Diversity die traditionellen Frau-Mann-Rollen abgelöst hat oder sich in einer feministisch-rückschrittlichen Dystopie dieselben Fehler wiederholen, die den patriarchalischen Gesellschaften zum Vorwurf gemacht werden.

In „Satisfaction On Demand“ bietet die Autorin eine Dystopie als mageres Gerüst für die Verknüpfung der erotischen Szenen an. Nur nebenbei und aus dem Glossar erfährt man von einer auf aktuellen Umweltsünden basierenden Katastrophe, durch die die Frauen an die Macht gelangten.

Vordergründig scheint um das Jahr 2250 dieses neue Gesellschaftssystem gut zu funktionieren und besser zu sein als die einstigen patriarchalischen Strukturen: Es gibt keine Kriege mehr, die Bevölkerung organisiert ihr Leben in hochmodernen Städten (und unabhängigen Kingdoms, in denen Gleichberechtigung herrscht und die geschlechtertrennenden Gesetze der übrigen Welt keine Gültigkeit haben), jeder hat eine Aufgabe, auf die er spezialisiert ist, die Männer werden von den Frauen kontrolliert, damit sie nicht in die einstigen Aggressionsmuster zurückfallen - und jeder ist zufrieden. Weil er es nicht anders kennt. Weil Ungehorsam und Regelverstöße nicht geduldet werden. Doch unter der Oberfläche gärt es. Sowohl Männer als auch Frauen, die irgendwann merken, dass sie auf widernatürliche Weise gegängelt werden, begehren insgeheim auf und beginnen, nach Auswegen aus ihrer Situation zu suchen, unterstützt von Gleichberechtigungsaktivisten.

Zunächst dient der Hintergrund nur dazu, das Leben des Satisfactors Janus, aus dessen Perspektive die Ereignisse erzählt werden, mittels grafischer Sex-Szenen zu veranschaulichen, wobei verschiedene Stellungen, Entjungferung, Dominanz-Sadismus, der flotte Dreier, Homosexualität und Gewalt abgehakt werden.

Erst im zweiten Drittel des Buchs keimt schließlich etwas Spannung, als er und Fleur entdeckt werden. Allerdings nutzt die Autorin diese Chance nicht für die aktive Handlung, sondern reduziert das Weitere auf eine ausführliche Erklärung, in der von Rebellen die Rede ist, die Mittel und Wege wissen, um Personen, die die Regeln verletzt haben, vor empfindlichen Strafen in Sicherheit zu bringen. Die Zahl der Unzufriedenen wächst, aber noch können sie dieses System, in dem Männer Menschen zweiter Klasse sind, nicht verändern. Kurz: Der gesellschaftliche Hintergrund dient als Kulisse für deftigen Sex und eine Romanze, Erotik rangiert vor Phantastik und Spannung. Infolgedessen plätschert die Geschichte vor sich hin, ohne echte Höhen. Dabei wäre durchaus mehr drin gewesen.

Von daher ist „Strictly Forbidden“ weniger an SF-Leser adressiert als an ein Publikum, das erotische Storys vor einer exotischen Kulisse wünscht. Janus geht ordentlich zur Sache, entdeckt die romantische, das Herz rührende Liebe - und wer genau so etwas lesen möchte, wird auch gut bedient.