The Warlord 1: Skartaris (Comic)

Mike Grell
The Warlord 1
Skartaris
(The Warlord 1 – 10. 1st Issue Special 8, 1975 – 1977)
Aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelillustration und Zeichnungen von Mike Grell
Cross Cult, 2010, Hardcover, 224 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-941248-87-8

Christel Scheja

Mike Grell gehört zu den Künstlerpersönlichkeiten der 1970er Jahre, die nicht nur an einer der gängigen Comic-Serien, in diesem Fall „Green Arrow“, mitarbeiteten, sondern später auch eigene Konzepte und Ideen umsetzen durften. So entstand Mitte der 1970er Jahre seine Serie „The Warlord“. Ein Teil davon erschien auch im Verlauf der 1980er Jahre bei Ehapa in großformatigen und farbigen Alben. Cross Cult legt die Serie nun wieder auf – allerdings nicht in Farbe sondern in Schwarzweiß und dem originalen Heftformat.

Erzählt wird die abenteuerliche Geschichte des Air-Force-Piloten Travis Morgan. Bei einem geheimen Einsatz über Russland wird er abgeschossen und stürzt mit seinem Jet ab. Doch die Welt, in der er zu sich kommt, hat nicht viel mit den ostasiatischen Dschungeln zu tun. Hier trifft er schon bald auf Urzeit-Säugetiere, die obligatorischen Dinosaurier und Echsenwesen, leicht geschürzte Kriegerinnen, die sehr geschickt mit dem Schwert umgehen können, aber auch schurkische Zauberer. Zunächst wird er sehr freundlich empfangen und hat Zeit, die Sprache der Welt zu lernen und ein wenig über ihre Kulturen zu erfahren. Er realisiert, dass er sich nicht mehr auf sondern in der Erde befindet. Skartaris ist eine Hohlwelt, die von einem riesigen Gasball beschienen wird. Dass auch noch die Zeit anders verläuft als auf der Oberfläche, das erfährt er erst später. Zunächst entgeht er einem schweren Verrat, schlägt sich mit der Barbarin Tara, die schnell zu mehr als nur einer Kampfgefährtin geworden ist, durch eine lebensfeindliche Welt, erliegt fast Kultisten und muss in der Arena kämpfen. Schließlich deckt er das große Geheimnis von Skartaris auf, als er auf die Geheimnisse der Atlanter stößt und diese entschlüsselt. Das macht den Warlord, der sich inzwischen für viele Menschen zu einer Führerpersönlichkeit entwickelt hat, zu einer großen Gefahr für Deimos, dessen Magie sich allein auf die Artefakte der Atlanter stützt, und so beginnt die grausame Jagd auf Travis ...

Vergessene Welten gibt es schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts. Die Idee von Sir Arthur Conan Doyle wurde nicht nur von Edgar Rice Burroughs aufgegriffen, sondern später auch von vielen anderen Autoren der Pulp-Romane, denn sie ermöglichten es, einen Mensch aus der Jetztzeit in eine archaische Welt zu versetzen, in die man neben fantastischen Kreaturen auch noch alle möglichen Versatzstücke aus der irdischen Geschichte oder alten Mythen unterbringen konnte. Und gerade in den 1970er Jahren erschienen auch sehr viele Fantasy-Romane mit ähnlichen Konstellationen, wenn auch anderen Welten, man denke nur an „Jandar von Callisto“ von Lin Carter oder die „Dray Prescott“-Saga von Alan Burt Akers. Gerade mit letzterem hat Travis Morgan eine gewisse Ähnlichkeit, speziell den Charakterzug, alles ein wenig offener und lockerer zu sehen, auch sich selbst. Die Abenteuer entsprechen natürlich dem, was man in der Sword & Sorcery jener Zeit so sehr geschätzt hat: der Kampf gegen böse Magier und Priester, Echsenwesen und Monster, die Rettung schöner Frauen und die Vermittlung amerikanischer Werte an die unterdrückten Massen dekadenter Reiche. Dennoch macht es nicht viel aus, diese Klischees wieder und wieder zu lesen, denn Mike Grell verpackt sie in eine spannende und lebendige Handlung und erlaubt sich auch manchmal ein wenig Systemkritik, denn Travis Morgan ist kein strahlender sonder eher gebrochener Held, den die Kriegsjahre in Vietnam gezeichnet haben. So bricht auch immer wieder ein gewisser Zynismus bei ihm durch. Er ist kein Idealist, und das hebt ihn ein wenig aus der Masse der anderen Comic-Helden heraus.

Die detailreichen und dynamischen Zeichnungen von Grell kommen erst jetzt durch den Abdruck der reinen Grafiken richtig zur Geltung. Man kann erkennen, wie ausgereift seine Kunst ist – hier stimmt in so gut wie jedem Panel die Anatomie, und die Figuren besitzen auch mehr als nur eine Regung im Gesicht.

All das macht „Skartaris“, den ersten Band der „The Warlord“-Reihe zu einem lesenswerten Comic für alle Fans handfester Fantasy, die zudem hochwertige Zeichnungen schätzen. Das bekommen sie in der edel aufbereiteten Ausgabe geboten, die auch noch mit einer interessanten Covergalerie und einem Essay über das Werk Grells neben „Green Arrow“ und „The Warlord“ aufwarten kann.