Holly Black: Elfenkrone (Buch)

Holly Black
Elfenkrone
(The Cruel Prince, 2018)
Übersetzung: Anne Brauner
cbj, 2018, Hardcover, 444 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-570-16526-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Holly Black hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen durch Fantasy-Geschichten gemacht, die nicht nur von einer gute Kenntnis alter Sagen und Märchen künden, sondern auch dem Verlangen, die magischen Wesen so zu zeigen, wie sie unsere Vorfahren beschrieben und sie nicht zu verniedlichen. Zusammen mit Tony DiTerlizzi hat sie die „Spiderwick-Geheimnisse“ geschaffen, nun beginnt sie mit „Elfenkrone“ eine neue Solo-Reihe.

 

Schon als kleines Mädchen haben Jude und ihre Schwestern Vivienne und Taryn erfahren müssen, wie grausam Elfen sein können. Denn sie mussten nicht nur mit ansehen wie ihre Eltern von einem ermordet wurden, dieser verschleppte die Kinder dann ins Elfenreich, um sie dort in seinem Haushalt aufwachsen zu lassen.

Mehr als zehn Jahre verbringen die Kinder in diesem magischen Reich und wachsen zu schönen jungen Frauen heran. Doch sie wissen genau, dass die meisten Bewohner des Elfenreiches sie als Spielzeug ansehen und sie immer auf der Hut sein müssen, dass sie nicht für böse Zauber missbraucht werden.

Vor allem Jude will das nicht mit sich machen lassen. Sie hat aber auch das Ziel, um jeden Preis zu ihnen gehören zu wollen und auch als Mensch anerkannt zu werden. Prinz Dain scheint da eine Idee zu haben. Aus diesem Grund scheut sich Jude aber auch nicht, sich immer wieder mit Prinz Cardan anzulegen, dem unberechenbaren Sohn des Hochkönigs.
Doch als letzterer im Sterben liegt und ein Machtkampf um die Krone beginnt, zeigt sich, auf wen sie sich verlassen kann und auf wen nicht …


Die Geschichte mag beginnen wie jede andere Romantasy-Saga auch: Menschenkinder werden in das Reich der Elfen und Feen verschleppt und lernen sich dort anzupassen, während sie heranwachsen, erhalten aber wenig Anerkennung und Lob, nicht einmal von dem Mann, der sie aufziehen lässt und ihnen Schutz gewährt.

Wer Holly Black kennt, der weiß, dass es nicht in ihrer Natur liegt, eine Liebesgeschichte in den Mittelpunkt zu stellen, auch wenn es genügend knisternde Momente zwischen den Figuren gibt. Sie nutzt den Platz lieber, um Ambiente zu schaffen, eine Welt mit fremdartigen Gebräuchen zu schildern, denn die Feenwesen sind wie in den Sagen eher kaltherzig, haben eine deutlich andere Vorstellung von Liebe und Moral, Ehre und Respekt. Daher geht es stellenweise auch sehr brutal in der Geschichte zu - wirklich harmlos ist das Geschehen zum ende hin nun wirklich nicht.

Die Handlung schlägt einige Haken und sorgt dadurch für Spannung, denn immer wieder wendet sich das Blatt für Jude und ihre Geschwister. Die Heldinnen können zwar viel, aber auch nicht alles, sie werden dem Leser aber gerade durch ihre Schwächen und Fehler sympathisch.

Bei der Charakterisierung konzentriert sich die Autorin erst einmal ganz auf Jude, aus deren Sicht der Roman auch erzählt wird, dementsprechend kommen alle anderen Figuren eher schlecht weg, bleiben relativ blass. Von Klischees kann sich Holly Black auch nicht freisprechen, aber sie weiß diese angenehm zu variieren.

Die Handlung selbst ist relativ in sich geschlossen, bietet aber genügend offene Fragen um  eine Fortsetzung zu bedingen.

In „Elfenkrone“ bleibt sich Holly Black selbst treu, denn wie auch schon in anderen Romanen von ihr, werden hier die Feenwesen mit all ihren fremdartigen Moralvorstellungen und ihrer recht komplexen Gesellschaft vorgestellt, in der sich eine menschliche Heldin Respekt verschaffen muss. Liebe und Romantik schimmern zwar immer wieder durch - im Mittelpunkt steht aber das Abenteuer selbst.