Royce Buckingham: Die Klinge des Waldes (Buch)

Royce Buckingham
Die Klinge des Waldes
Übersetzung: Michaela Link
Penhaligon, 2018, Paperback mit Klappenbroschur, 702 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-7341-6171-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Der 1966 geborene amerikanische Autor Royce Buckingham machte international erstmals mit humoristischer Fantasy wie „Dämliche Dämonen“ auf sich aufmerksam. Er hat inzwischen aber auch bewiesen, dass er sich in ernsteren Gefilden genauso gut bewegen kann. Das zeigt sich auch in seinem neuesten Werk „Die Klinge des Waldes“, die wie Jugend-Fantasy wirkt, aber keine ist.


Flora wächst abgeschieden und beschützt im Waldkönigreich Strata auf. Ihr konservativer Vater herrscht mit harter Hand über das Land und lässt keine wirklichen Veränderungen zu, und er scheint auch keine Liebe zu seiner unwichtigen Zweitgeborenen zu kennen. So hat das junge Mädchen gerade einmal eine gefühlsmäßige Bindung zu ihrer älteren Schwester Amora, die allerdings Einiges an Verstand vermissen lässt.

Das bringt sie auch dazu, als Bündnisse es notwendig machen, dass Amora in ein anderes Reich heiratet, diese retten zu wollen. Ihre Tat, den Ehemann der Schwester zu ermorden, löst eine ganze Kette von Katastrophen aus, die sie tiefer fallen lässt, als sie es sich je hätte vorstellen können.

Entstellt und von Hass erfüllt, findet sie Zuflucht in Schmutz, einem Moloch, in dem die Herren über die verschiedenen Bezirke vor und hinter den Kulissen um die Macht kämpfen. Sie wird zu einer skrupellosen Meuchelmörderin, nicht ahnend, dass schon bald ihre Loyalität auf eine schwere Probe gestellt wird.


In einem Interview sagte Royce Buckingham, dass die Geschichte aus der Frage heraus entstanden sei, wie sich wohl eine Disney-Prinzessin verhalten würde, wenn sie tief in den Abgrund fällt.

So wirkt auch der Anfang der Geschichte idyllisch. Flora ist wie ihre Schwester noch naiv, verträumt und idealistisch, denkt nicht über die Konsequenzen ihres Handelns nach. Das ändert sich, als sie verstoßen und verunstaltet wird, einem Schicksal schlimmer als der Tod ausgesetzt.

Flora ist immerhin stark und abenteuerlustig genug, um nicht unterzugehen und zu sterben; sie findet einen Weg, um an diesem Schicksalsschlag zu wachsen und ihren eigenen Weg zu gehen. Sie wird erwachsen und passt sich der Welt an, die sie bisher noch nicht kannte.

Das Ganze wird in einem klaren und einfachen Stil erzählt. Auch am Anfang spart sich der Autor blumige Beschreibungen des friedlichen Waldkönigreichs, macht keinen Hehl daraus, dass seine Heldin schon bald mit Grausamkeit, Gewalt und Schmutz in Berührung kommt und dadurch keine Prinzessin mehr sein kann.

Die Idee hat durchaus ihren Reiz, und ist interessant zu sehen, auf welche Seite sich die Heldin schließlich schlägt, denn so ganz kann sie ihr früheres Leben auch nicht verleugnen.

Allerdings wird man mit der Hauptfigur nicht wirklich warm, denn Flora ist auch schon als unschuldige Prinzessin ein unangenehmer Charakter, der nur wenig rebelliert und sich ansonsten die Welt so macht, wie sie ihr richtig erscheint. Alle Nebenfiguren bleiben völlig blass und sind auf ihre Funktion in der Handlung reduziert. Positiv ist allerdings, dass der Autor seiner Heldin nicht noch eine unnötige Liebesgeschichte aufzwingt - in der Hinsicht bleibt er dem Charakter, der genug anderes zu tun hat, erstaunlich treu und weicht ihn nicht auch noch auf.

Die Beschreibungen von Gewalt und Grausamkeit sind nicht von schlechten Eltern und werden auch nicht beschönigt - letztendlich dürften zartbesaitete Gemüter immer wieder schlucken.

Das Buch findet immerhin einen konsequenten und in sich runden Abschluss, es bleibt aber ein Hintertürchen offen, um Flora noch einmal auftauchen zu lassen.

Fazit: Alles in allem ist „Die Klinge des Waldes“ ein Roman, der zwar auf einer im Moment sehr beliebten Welle reitet, der Handlung aber doch noch ein paar Eigenheiten verleiht, die sie ein wenig von anderen „Junges Mädchen wird Meuchenmörderin“-Geschichten abhebt, gerade weil der Autor in der einen oder anderen Sache erstaunlich konsequent bleibt.