Henry H. Neff: Das geheime Portal – Schule der Magier 1 (Comic)

Henry H. Neff
Das geheime Portal
Schule der Magier 1
(The Tapestry – The Hound of Rowan, 2007)
Aus dem Englischen von Michaela Link
Titelbild von Corey Godbey
cbj, 2008, Hardcover, 464 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-570-13440-5

Christel Scheja

Schulen für junge Magier gab es schon vor der „Ära Harry Potter“, wenngleich sie noch nicht die Aufmerksamkeit der Leser genossen wie heute. Aber wirklich aus dem Boden geschossen sind die besonderen Unterrichtsstätten erst in diesem Jahrtausend, da viele junge Autoren den Bedarf an Geschichten mit diesem Hintergrund erkannt haben. Zu ihnen gehört auch der ehemalige Unternehmensberater und Kunstdozent Henry H. Neff.

Max McDaniels hat sich immer für einen ganz normalen Jungen gehalten. Doch dieser Glaube gerät ins Wanken, als er in einem Museum Seltsames erlebt. Er entdeckt in einem Nebenraum einen Wandbehang, der zum Leben zu erwachen scheint, als er ihn sich genauer anschaut. Doch als er seinem Vater das Phänomen zeigen will, ist beides verschwunden – der Raum wie auch sein Inhalt. Verwirrt geht Max nach Hause und findet in seiner Tasche einen Brief, der ihm das Kommen eines ‚Anwerbers‘ ankündigt. Tatsächlich taucht schon bald ein Fremder auf und unterzieht ihn seltsamen Prüfungen. Als der Junge diese besteht, erfährt er, dass starke magische Gaben in ihm schlummern, die ausgebildet werden sollten. Und so kommt Max schließlich auf die Rowan-Schule, wo er mit Erstaunen feststellen muss, dass die jungen Zauberer gar nicht so weltfremd unterrichtet werden, wie er gedacht hatte. Denn neben den besonderen magischen Fächern erhalten die Kinder auch weiterhin ganz normalen Unterricht und arbeiten dabei mit hochmoderner Technik.

Nachdem er sich eingelebt hat, macht es ihm sogar Spaß hier zu sein, denn er findet gute Freunde. Dann aber erkennt er, dass auch in der neuen Welt nicht alles eitel Sonnenschein ist und düstere Gefahren unter der Oberfläche lauern. Zuerst sind es nur Mythen und Legenden, die im Internat die Runde machen, dann Gerüchte und die Tatsache, dass immer wieder Schüler verschwinden. Und schließlich wird deutlich, das ein Gegner der Magier erneut zu unheiligem Leben erwacht ist und die Fäden in der Hand hält: der Dämon Astaroth...

Es sind alle Zutaten vorhanden, die das Interesse junger Leser wecken dürften, welche bereits Spaß an „Harry Potter“ hatten: eine besondere Schule, ein Hauch von Magie und natürlich auch viele kauzige oder skurrile Gestalten, mit denen sich Max auseinandersetzen muss – und nicht zuletzt eine finstere, dämonische Bedrohung. Allerdings begeht Henry Neff nicht den Fehler, schamlos zu kopieren, darum ist Max auch kein Auserwählter mit besonderen Kräften, sondern eher ein Durchschnittstyp, Magie und Technik beißen sich nicht, sondern gehen eine sehr moderne Symbiose ein, denn die jungen Zauberer nutzen durchaus auch den Computer für Recherchen und vertrauen nicht allein auf ihre Intuition. Das Tempo des ersten Bandes ist eher verhalten, muss dieser doch erst einmal in die ganze Handlung einführen, die Figuren und das Setting vorstellen. Das gelingt dem Autor gut, da es keine Länge gibt und auch immer wieder kleinere Abenteuer einfließen, die die ganze Geschichte lebendig machen. Auch sein Stil ist der Zeit angepasst und bleibt modern, verzichtet auf Altertümelei. Interessant ist auch die Einbindung keltischer Mythen in das Ganze.

Alles in allem bietet „Das geheime Portal“, der erste Band der Reihe „Schule der Magier“, spannende Unterhaltung, die sich zwar in erster Linie an Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren richtet, aber auch genug Spannung für erfahrenere Leser bietet und zudem weit genug davon entfernt ist, ein „Harry Potter“-Klon zu sein.