Gotham Central 1: In Erfüllung der Pflicht (Comic)

Ed Brubaker, Greg Rucka
Gotham Central 1
In Erfüllung der Pflicht
(Gotham Central 1-5, 2003)
Übersetzung: Christian Heiss
Titelbild und Zeichnungen: Michael Lark
Panini, 2015, Paperback, 124 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-483-8

Rezension von Elmar Huber

„In Erfüllung der Pflicht“:
Die Detectives Charlie Fields und Marcus Driver ermitteln im der Vermisstensache Bonnie Lewis. Die vierzehnjährige Schülerin kam vom Babysitten nicht nach Hause. Als die Beamten an einer Hotelzimmertür klopfen, stehen sie plötzlich Mr. Freeze gegenüber, eine Begegnung, die Fields das Leben kostet. Das gesamte Departement ist schockiert, und Freeze zu finden, wird zur obersten Pflicht.
Renee Montoya und Crispus Allen von der Tagschicht übernehmen den Fall. In klassischer Polizeiarbeit nähern sie sich Freeze, doch dessen eigentliches Ziel macht die Angelegenheit eine Nummer zu groß für das GCPD.

„Motiv“:
Driver bekommt Romy Chandler als neue Partnerin auf Zeit zugeteilt, um weiter im Fall Bonnie Lewis zu ermitteln; das Mädchen wurde inzwischen tot aufgefunden. Einige Ungereimtheiten in der Angelegenheit wecken Zweifel daran, dass Bonnie tatsächlich entführt wurde. Ein seltsames Gefühl stellt sich bei der Befragung des Ehepaars Combs ein, für das Bonnie am Abend ihres Verschwindens als Babysitter gearbeitet hat. Auch Bonnies Tagebuch liefert einige Motive, und die Detectives gehen jeder Spur nach.
Gleichzeitig ist Firebug wieder in Gotham aktiv. Unter dem Kommando von Sergeant „Sarge” Jackson Davies wird Joseph Rigger, der bekannte Firebug, ausfindig gemacht und überwältigt. Doch Rigger hat sein Kostüm bereits vor Jahren verkauft.


Gleich auf Seite 4 wird ein Detective getötet, der kurz zuvor noch erwähnt, dass seine Schicht eigentlich schon zu Ende ist und er jetzt zu Hause im Bett bei seiner Frau liegen sollte. Mit diesem Brett beginnt die Cop-Serie der Krimi-Spezialisten Ed Brubaker („Criminal“, „Incognito“, „Fatale“) und Greg Rucka („Whiteout“, „Lazarus“), die im Batman-Universum spielt, aber den Alltag der normalen Cops zeigt und damit eine deutliche Inspiration für die Fernsehserie „Gotham“ darstellt.

Während die Beamten die fieberhafte Verfolgung von Mr. Freeze aufnehmen, lernt man zumindest oberflächlich die Cops und die Vorgesetzten des Reviers kennen. Charakter-Merkmale werden skizziert, Marotten werden angerissen. Sich einzelne Personen und Teams herauszupicken und näher zu beleuchten, haben sich die Autoren für die einzelnen Fälle vorgenommen. Lediglich Driver und seine ‚Ersatz‘-Partnerin Chandler bekommen in „Motive“ genügend Platz eingeräumt, um sich zu beschnuppern.  Insofern wird „In Erfüllung der Pflicht“ nicht von einer ‚Vorstellungsrunde‘ erschlagen; das würde schon aufgrund der Personenzahl bei Weitem den Rahmen sprengen.

Viel deutlicher verankern Brubaker und Rucka gleich einen weiteren Grundpfeiler ihrer Serie, nämlich das zwiegespaltene Verhältnis der Polizei zum Vigilanten Batman. Sehr eindringlich beschwört Driver - selbst noch mit verletzten Händen - seinen Commissioner, Batman nach dem Freeze-Zwischenfall nicht zu Hilfe zu rufen, sondern den Fall von seinen Leuten aufklären und abschließen zu lassen. Auch später wird die leidende Moral der Truppe - weil sowieso der ‚große Bruder‘ Batman alles regelt - nochmals thematisiert. Erst als Driver erkennt, dass Freezes Plan von GCPD nicht ohne Opfer zu vereiteln ist, pocht er auf die Unterstützung des Dunklen Ritters. Dies ist die ewige Zwickmühle, in der sich das GCPD befindet. Offiziell dürfen die Beamten Batman überhaupt nicht anerkennen, weswegen auch Leasingkraft Stacy vom Empfang als Nicht-Beamtin das Batsignal bedienen muss.
 

So bietet „Gotham Central“ mit seinem Haupt-Krimi-Plot bodenständige und ‚menschelnde‘ Unterhaltung innerhalb des Batman-Universums. Und das Bestreben, die Normalität zu bewahren im Angesicht von Schurken mit Superkräften, Wunderwaffen und tödlicher Gewissenlosigkeit.

Zeichner Michael Lark („Terminal City“, „Scene of the Crime“) pflegt einen Noir-Stil, der mit seinen harten Schatten und der filmhaften Inszenierung an Sean Phillips erinnert. Auch die non-verbale Dynamik - vor allem zwischen den Cops - spielt eine große Rolle und ist von Lark treffend umgesetzt.

„New York Cops - NYPD Blue“ trifft „Gotham“. Die etwas andere „Bat“-Serie der Crime-Spezialisten Ed Brubaker und Greg Rucka.