Coco Zamis 22: Die Geliebte aus dem Totenreich, Logan Dee & Catalina Corvo (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. Juni 2010 20:31
Coco Zamis 22
Die Geliebte aus dem Totenreich
Logan Dee & Catalina Corvo
Titelillustration von Arndt Drechsler
Zaubermond, 2010, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR
Carsten Kuhr
Nach wie vor ist Cocos Mutter, Thekla Zamis, die im Auftrag ihres Vater Asmodi Verbindung zu den Oppositionsdämonen aufnehmen soll, verschollen. Während Coco mitten in Wien eine Leiche findet, die zumindest äußerlich ihrer Mutter gleicht, schleicht sich eine Fremde, die mittels eines Zaubers aussieht wie Thekla, in ihre Familie ein. Coco und ihr Bruder Georg werden, als sie dem vermeintlichen Wechselbalg an die Gurgel gehen wollen, von ihrem Vater mundtot gemacht, während das vorgebliche Ehepaar schwarze Messen in der österreichischen Hauptstadt besucht, und ihre Machtbasis konsolidiert.
Um die einmal mehr allzu vorlaute Coco zu beschäftigen, entsendet ihr Vater sie nach Istanbul. Hier, an der Grenze zwischen Orient und Okzident, soll sie die Spur ihrer Mutter aufnehmen. Und wirklich stößt sie auf eine Fährte, die sie direkt zu dem geheimnisumwitterten Anführer der Oppositionsdämonen führt.
Im anderen Handlungsabschnitt steht Cocos Bruder Georg weiter im Zentrum des Geschehens. Seine Jugend wird nach und nach aufgearbeitet. Wir erleben mit, wie er zur weiteren Ausbildung zu einer Hexe gegeben wird. Im nahegelegenen Ort gastiert eine Freakshow. Zusammen mit einem Menschenfreund besucht Georg die Show und entwickelt immer deutlicher menschliche Charakterzüge. Mitleid, der Versuch zu helfen, das Hinterfragen der Lebensweise der schwarzen Familie – alles Charakterzüge, die der Leser eher von Coco kennt. Im Verlauf seiner Initiation aber muss sich der Junge zwischen seiner Menschlichkeit und seiner dämonischen Abstammung und Zukunft entscheiden ...
Nach dem genialen Vorgängertitel, so hatte ich zumindest den Eindruck, mussten die Autoren erst einmal wieder tief durchatmen und sich sammeln. Die Handlung selbst spiegelt dies wieder. Nach wie vor ist und bleibt der Führer der Oppositionsdämonen eine mysteriöse Gestalt. Zwar erfahren wir, dass sowohl Thekla als auch Georg Zamis früher schon die
Bekanntschaft des uralten Dämonen, der sich hinter den dunklen Schleiern verbirgt, gemacht haben, doch wirklich voran geht es noch nicht. Stattdessen erwarten uns viele unterschiedliche Bühnen. Wien, Istanbul und London, die Handlung springt von einem Ort zum nächsten, verweilt kaum lange genug, um das Setting mit Hintergrund und Tiefe auszustatten. Immer wieder einmal kommt, insbesondere bei der Beschreibungen aus Georgs Jugend, Gruselfeeling auf, die schwarze Messe, während der er als vollwertiges Mitglied der schwarzen Familie aufgenommen wird, stellt diesbezüglich sicherlich das Highlight dar. Ansonsten aber bietet das hohe Tempo kaum Zeit und Raum für entsprechende Schilderungen.
Es ist ein wenig Luftholen angesagt, ohne dass dies die Lesefreude aber sonderlich beeinträchtigen würde.