Jörg Benne: Dämonengrab (Buch)

Jörg Benne
Dämonengrab
Titelbild: Matyan & Matthias Lück
Mantikore, 2017, Paperback, 306 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-96188-038-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Tief unter der Erde lauert ein Dämon. Gefangen in einem verlassenen Tempel wartet er auf die Gelegenheit zum Ausbruch - da kommen ein paar arglose Abenteurer doch gerade recht!

 

Der junge Ordo, ein einfacher Bauernbursche, träumt schon lange von einem Dasein als Held. Diesen Berufswunsch zu verwirklichen, stellt sich in einem kleinen Dorf am sprichwörtlichen Ende der Welt allerdings als ziemlich schwieriges Unterfangen heraus.

 Interessanterweise stand aber vor langer Zeit gleich um die Ecke ein gigantischer Tempel, wo skrupellose Kultisten offenbar den einen oder anderen Dämon beschworen haben. Irgendwann machte dann eine gute Göttin dem Treiben ein Ende und ließ einen gewaltigen Erdrutsch den Tempel zerstören. Bei einem heftigen Sturm allerdings wird das Heiligtum freigelegt - Grund genug für Ordo, gemeinsam mit einem Freund in die mysteriösen Tiefen hinabzusteigen. Die beiden Jungen finden eine Münze und nehmen sie mit an die Oberfläche. Am nächsten Tag sind Ordos Freund nebst seiner ganzen Familie verschwunden.

Aus der nächstgelegenen Stadt wird eine kleine Truppe der Garde herbeordert, welche die Vermissten finden soll. Doch nicht nur das: Die Freilegung des Tempels macht - aus nicht so ganz nachvollziehbaren Gründen - ziemlich schnell die Runde, sodass rasch mehrere Abenteurer im Dorf auftauchen. Kurzerhand verbündet man sich und steigt gemeinsam in den Tempel. Dort lauert allerdings der Dämon...


Wer bei „Dämonengrab“ einen klassischen Fantasy-Roman erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt: Das Buch ist waschechter Survival Horror. Und das bedeutet eben auch, dass ein Großteil der Handlung aus dem (mal mehr, mal weniger spektakulären) Wegsterben der Protagonisten besteht - von denen gibt es glücklicherweise einen ganzen Haufen. Eine großaufgezogene Geschichte um epische Schlachten, höfische Intrigen und so weiter sucht der Leser also vergebens. Dafür bekommt er allerdings eine nette Portion Horror serviert, die mit einer guten Prise Klaustrophobie garniert durchaus zu überzeugen weiß. Benne pflegt einen hierzu passenden Schreibstil, der sich gut in die minimalistische Handlung einfügt. Am Ende bleiben Fragen offen - und das macht nichts. Denn eine gewisse Unsicherheit macht einen guten Teil des Reizes des Buchs aus: Am Ende weiß keiner, was eigentlich so ganz genau passiert ist. Aber in welchem Survival-Horrorfilm ist das schon so? Es ist schließlich viel beängstigender, wenn man etwa nicht in Gänze erfährt, wie der Dämon eigentlich in unsere Welt gekommen ist - und ob er auf immer in seinem Tempel zu bleiben gedenkt.

Was dem Roman allerdings durchaus gut getan hätte, wären ein paar Seiten weniger. In den ersten zwei Dritteln packt Benne seine Leser mit dem minimalistischen Schauplatz, der Enge, den plötzlichen Charakter-Toden, der ständigen Furcht vor der fiesen Kreatur der Dunkelheit. Aber letzten Endes wiederholt sich das alles schon irgendwie. Und wieder. Und wieder. Hier wäre es nur konsequent gewesen, dem Weniger-ist-mehr-Grundsatz treu zu bleiben und eben ein paar Seiten einzusparen. Davon abgesehen ist „Dämonengrab“ ein wirklich schöner Horror-Roman, der sich irgendwo zwischen der wohlig-schaurigen Erinnerung an „Dungeons and Dragons“-Abende und Nächte mit Filmen wie „The Descent - Abgrund des Grauen“ bewegt.