Jonathan Stroud: Das Grauenvolle Grab - Lockwood & Co. 5 (Buch)

Jonathan Stroud
Das Grauenvolle Grab
Lockwood & Co. 5
(The Empty Grave)
Übersetzung: Katharina Orgaß & Gerald Jung
cbj, 2017, Hardcover, 512 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-570-17462-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das hatten sich unsere Agenten von Lookwood & Co. so auch nicht vorgestellt. Da haben sie sich über Jahre hinaus einen guten Ruf bei der Geisterbekämpfung erarbeitet, haben die finsteren Machenschaften eine der beiden großen Agenturen aufgedeckt und dabei mit dem Ministerium vertrauensvoll zusammengearbeitet, und doch sollen sie jetzt aus dem Markt gedrängt werden!

Fittes, eines der beiden Traditionsunternehmen, hat seine wirtschaftliche und politische Macht in den letzten Monaten immer weiter ausgebaut. Dass die Agentur dabei vor Mord nicht zurückschreckt, macht die Sache nicht besser. Zumal Lockwood & Co. ganz oben auf der Liste der Konkurrenzfirmen steht, die es gilt aus dem umkämpften Markt zu drängen. Zu intensiv haben sich unsere Agenten mit der Vergangenheit der Firmengründerin beschäftigt, zu vielen Geheimnissen sind sie dabei auf die Spur gekommen.

Als ihr Hauptquartier angegriffen wird, bleibt ihnen nur die Flucht - die Flucht auf die andere Seite… und der Kampf gegen die Chefin von Fittes persönlich.

 

Jonathan Stroud eroberte die Herzen aller Buchwürmer mit seiner wunderbar witzigen und atemberaubend phantastischen „Bartimäus“-Trilogie, der er später noch einen vierten Erzählband folgen ließ. Danach aber blieb ihm der Erfolg längere Zeit versagt. Die publizierten Einzelromane lasen sich zwar angenehm, allein, der besondere Kick, der Nervenkitzel und der Humor ging diesen ein wenig ab.

Erst mit dem Start der 5teiligen „Lookwood & Co.“-Serie stellte sich der große wirtschaftliche Erfolg für ihn und seine internationalen Verlage wieder ein. Hier traf der Fan und Leser auf markante Figuren, eine bestechende Idee und jede Menge Tempo.

Vorliegend bringt der Autor seine Handlung in sich stimmig zum Abschluss. Uns sind die Figuren natürlich mittlerweile bekannt. Dennoch warten auch in diesem Band wieder einige so nicht abzusehende Eröffnungen auf den Leser. Insbesondere erfahren wir endlich mehr über Lockwoods verunglückte Eltern, aber auch die Artefakte-Sammlerin Flo wird näher beleuchtet. Hier, bei der Beschreibung der Figuren, spielt der Autor sein ganzes Geschick, seine Erfahrung aus. Uns begegnen Menschen, die ihre Fehler haben, die heimgesucht werden von traumatischen Erfahrungen aus ihrer Vergangenheit, die aber dennoch nicht aufgeben, sondern voranblicken. Stroud macht sich stark dafür, sich seinen inneren Dämonen, seinen Sorgen und Ängsten zu stellen und dann voranzuschreiten, den Mut zu finden, weiter zu machen. Das sind gerade für die jugendliche Zielgruppe wichtige Aussagen, die unauffällig im Plot versteckt transportiert werden.

Inhaltlich wartet ein großer Showdown auf den Leser. Kopfkino, könnte man den finalen Kampf auch nennen, was könnte CGI à la Hollywood daraus nicht machen? Da wird gefightet, kommen phantastische Waffen, skurrile Erfindungen und natürlich böse Geister satt zum Einsatz. Mittendrin unsere Agenten ohne Furcht und Tadel. Das Tempo ist ebenso hoch, wie der Unterhaltungswert. Einzel der massive Info-Dump zum Ende hin hätte man ein wenig besser verpackt lösen können. Weiter anzumerken ist, dass der Leser die vorangegangenen Bände gelesen haben sollte, um der Handlung wirklich folgen zu können.

Fazit: Jonathan Stroud bringt seine Handlung mit der von Geistern heimgesuchten Welt stimmig und mit einem Paukenschlag zu Ende. Erneut zeigt er uns markante Figuren voller Charisma und persönlichen Schicksale, die diese überwinden. Großes Kopfkino mit Gruselfaktor aber auch einer ernsten Aussage.