Fortunato: Die Spur des Drachen – Dragos dunkle Reise 1 (Buch)

Fortunato
Die Spur der Drachen
Dragos dunkle Reise 1
Titelillustration von Norbert Maier
Baumhaus, 2009, Hardcover, 218 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-8339-3720-0

Carsten Kuhr

Ein paar Jahre ist es her, dass sich die kleine Familie des jungen Drago aus ihrer Heimat Triest aufgemacht hat, ihr Glück in Venedig zu suchen. Vor dem Krieg in Illyrien wollten sie fliehen, in der Hoffnung, in der reichen Lagunenstad, unter der Herrschaft des Dogen ein neues, sichereres Leben beginnen zu können.

Die Erkrankung der Mutter aber hat die Familie schwer getroffen. Der Vater verdingt sich als Totengräber, Drago selbst schlägt sich als Taschendieb durch, um wenigsten ab und an etwas zu Essen auf den Tisch zu bringen. Statt ihr Glück als Angestellte eines der Dogen zu machen, herrscht so Armut, Not und Elend. Dies ändert sich erst, als Drago den Gelehrten Hannibal Rabe kennenlernt, der den Jungen in seine Dienste nimmt. Fürderhin führt der Junge den englischen Gelehrten über die Brücken der Stadt zu den Palästen, organisiert Gondelfahrten und begleitet den Forscher in die Bibliothek. Und hier erschließt sich dem wissbegierigen Jungen eine neue, eine andere, verborgene Welt – die Welt der Dämonen und Magier und deren Kämpfe vereinnahmen ihn immer mehr ...

Fortunatos Auftaktband der großen „Drago“-Trilogie entführt den Leser in die zauberhafte Umgebung der Stadt in der Lagune. Schon Kai Meyer schöpfte aus der besonderen Umgebung und Ausstrahlung Venedigs in seiner preisgekrönten „Merle“-Trilogie eine besondere Atmosphäre, und auch Fortunato besticht mit der besonderen Stimmung, die von den Palästen, den diese umgebenden Kanälen und den Gondeln ausgeht.

In diese malerische Kulisse hat der Autor dann seine Handlung eingebettet. Zunächst macht er uns mit seinem Protagonisten, dem jungen, aus edlen Motiven klauenden, Draco bekannt. Unwillkürlich bekommt man mit dem Jungen Mitleid, kann sich gut in seine Haut versetzen. Nach uns nach offenbart sich dem Leser durch Dracos Augen dann die verborgene Welt der Magier und Dämonen. Wie üblich geht es um Macht, Reichtum und Wissen – letzteres führt direkt zur Beherrschung der Zeit. Immer deutlicher wird dabei, dass die Macht ihren Preis hat. Auf ein Happy End wartet man vergebens, stattdessen wird deutlich, dass Draco dazu auserwählt ist, in dieser Welt eine zentrale, wenn auch ungewollte Rolle einzunehmen.

Das ist vom Aufbau des Plots her für meinen Geschmack etwas zu verschachtelt. Lange irrt man ein wenig orientierungslos im Geschehen umher, fragt sich, wie diese Person oder jene Tat einzuordnen ist. Die Schilderung der kargen Lebensumstände der unwillkommenen Flüchtlinge ist überzeugend, ansonsten aber bleibt das Leben in Venedig blass, die Figuren oft zu flach. Man muss hierbei aber auch berücksichtigen, dass der Autor für ein jugendliches Publikum schreibt, das zu dezidierte Beschreibungen vermutlich eher langweilig findet.