Sandman: Die Traumjäger (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 05. Mai 2010 18:05
Sandman: Die Traumjäger (Sandman: The Dream Hunters)
Autor: Neil Gaiman
Zeichnungen: P. Craig Russell
Farben: Lovern Kiendzierski
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-789-8
Von Christel Scheja
Als Neil Gaiman gebeten wurde, die englischen Dialoge für „Prinzessin Mononoke“ zu verfassen, begann er sich auch mit der fernöstlichen Mythologie, den Sagen und Märchen Japans, zu beschäftigen und stieß dabei auch auf die Geschichte „The Fox, the Monk and the Mikado of All Nights Dreaming“. Diese zeigte so viele Parallelen zu seinem „Sandman“-Hintergrund, dass er beschloss, das Motiv auch bei sich einzubinden. So entstand die Novelle „Die Traumjäger“, die von Yoshitaka Amano illustriert aber nicht in eine grafische Geschichte umgesetzt wurde. Nun endlich, gut zehn Jahre später, gibt es auch einen Comic, umgesetzt von der amerikanischen Zeichnerlegende P. Craig Russel, der sich in eigenen Heften schon vieler europäischer Mythen angenommen hatte.
Schon sehr lange lebt ein Mönch in seinem abgelegenen Tempel und erfüllt seine Pflichten, indem er den Schrein in Ordnung hält, zu den Göttern und Geistern betet und sich mit der Nahrung zufriedengibt, die sein karger Acker hervorbringt, oder die ihm Gläubige überlassen. Er lebt mit sich und seiner Umgebung in Harmonie.
Aber wie so oft gibt es andere, die ihn auf die Probe stellen wollen. So schließen ein Dachs und eine Füchsin eine Wette ab, weil sie den Winter an einem warmen Platz verbringen wollen. Wem es von beiden gelingen wird,, den Mönch aus dem Tempel zu vertreiben, der darf dort für immer wohnen, ohne dass der andere ihm diese Zuflucht abjagt.
Der Dachs hat kein Glück, denn der junge Mönch weiß ihm immer wieder zu durchschauen und allein durch die Macht der Wahrheit zu vertreiben. Dagegen scheint es der Füchsin zu gelingen, da der junge Mönch von ihrer menschlichen Gestalt sehr eingenommen ist, auch wenn er erkennt, dass die schöne junge Frau, die sich im Wald verirrt hat, kein echter Mensch sein kann.
Ehe sich beide verstehen verlieben sie sich ineinander. Doch als die Füchsin von einem grausamen Fluch erfährt, der den jungen Mönch nach dem Willen eines Zauberers aus der Hauptstadt treffen soll, beschließt sie zu handeln und das dunkle Karma von ihm abzuwenden. Dafür sucht sie den Traumkönig auf.
Geschichten von Tiergeistern, die unachtsame Menschen zum Narren halten (wollen) gibt es in der fernöstlichen Mythologie sehr viele, so dass man merkt, dass sich Neil Gaiman wie so oft genau eingelesen und ein ausführliches Quellenstudium betrieben hat. Die Atmosphäre und auch der Erzählstil sind jedenfalls stimmig und schlagen eine Brücke zwischen der japanischen Sagenwelt und westlichen Vorstellungen.
Das trifft auch auf die Zeichnungen von P. Craigh Russel zu. Er orientiert sich dabei bewusst an den schlichten japanischen Tuschezeichnungen, ohne seinen eigenen Stil zu verleugnen, transformiert die japanische Symbolik in auch im Westen verständliche Bilder.
Deshalb ist die grafische Umsetzung von „Die Traumjäger“ durchaus einen Kauf wert, auch wenn man die Geschichte vielleicht schon durch die illustrierte Novelle kennt. Denn sie legt die Schwerpunkte doch ein wenig anders und arbeitet neue Aspekte heraus.
Wer die „Sandman“-Reihe mag, sollte sich jedenfalls „Die Traumjäger“ nicht entgehen lassen, denn die Graphic Novel ist inhaltlich wie künstlerisch ein Hochgenuss.