SinBad 1: Der Krater von Alexandria (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 02. Mai 2010 09:20
SinBad 1
Der Krater von Alexandria
(Sinbad: Le cratère d’Alexandrie)
Text: Christophe Arleston & Audrey Alwett
Zeichnungen: Pierre Alary
Farben: Jean-Paul Fernandez
Übersetzung: Monja Reichert
Lettering: Dirk Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 64 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-81-9
Irene Salzmann
Mit Hilfe der Wunderlampe wurde Aladin Kalif von Bagdad. Allerdings ließ er sich von der Macht, die der Djinn ihm verlieh, korrumpieren. Als er erfährt, dass einer seiner Söhne ihn eines Tages töten wird, schickt er seine Soldaten in den Harem. Eigentlich sollten sie die Knaben lediglich in die Verbannung senden, doch, angestachelt von dem Djinn, töten sie die Kinder und ihre Mütter, die sich schützend vor sie werfen. Nur ein Junge entgeht dem Massaker, da ihn die Mutter rechtzeitig in einem Körbchen durch einen Brunnen, der zu einem unterirdischen Fluss führt, aussetzen kann.
Sinbad wird von einem Kaufmann gefunden und aufgezogen. Als junger Mann will er das Rätsel um seine Herkunft lüften und verlässt den Ziehvater mit einem Sack voller magischer Dinge, die er im Laufe der Jahre sammelte. Sinbads Ziel ist die Insel der grausamen Zauberin Turabah. Er hofft, seine kleinen Schätze gegen den „Krater von Alexandria“ tauschen zu können. Das Trinkgefäss soll, wenn es mit delphischem Wein gefüllt wird, einen Blick in die Vergangenheit erlauben.
Turabah ist jedoch nicht bereit, den Krater aus der Hand zu geben. Heimlich schleicht sich Sinbad in die Schatzkammer, um das Objekt zu stehlen. Dabei wird er von Azna, dem weißen Panther, überrascht …
Christophe Arleston, dessen spannende und humorvolle Geschichten – darunter „Lanfeust von Troy“, „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ und „Morea“ – den Freunden francobelgischer Comics zweifellos bekannt sind, präsentiert mit „SinBad“ seinen nächsten Streich. Illustriert wird die Reihe von Pierre Alary, der mit „Belladonna“ debütierte.
Munter mischt der Autor bekannte Motive aus Märchen, Mythen und Legenden, um ein dichtes, farbenfrohes, orientalisches Setting einschließlich einiger Aha-Effekte zu schaffen: So wird Titelheld Sin(d)bad zum Sohn von Aladin, der jedoch zusammen mit seinem Djinn böse geworden ist, was die Farbgebung (erst rosa, nun blau) verdeutlicht. Sinbads Mutter belauscht den aufschlussreichen Dialog, und das Kind überlebt genauso wie Moses. Das Motiv der Kinds- beziehungsweise Vatertötung findet man sowohl in der „Bibel“ (Herodes, Moses) mehrmals als auch in der der griechisch-römischen Sagenwelt (Uranos/Kronos/Zeus, Ödipus). Anspielungen auf das Orakel von Delphi, die Bibliothek von Alexandria mit all dem aufgezeichneten Wissen, das Labyrinth des Minotaurus, den Vogel Roc, Daedalos & Ikaros, Meerjungfrauen, Werwesen und vieles mehr finden sich zudem.
Schon nach wenigen Panels ist klar, Sinbad ist ein wahrer Filou – ein kleiner Gauner, Betrüger und Frauenheld. Dennoch hat er die Sympathien der Leser auf seiner Seite, denn praktisch alle Leute, denen er begegnet, haben mehr Dreck am Stecken als er, sei es der Hüne, der seine Schwester tötete, nachdem sie von Sinbad ‚entehrt’ worden war, oder auch Turabah, die aus Langeweile ihre Sklaven ermorden lässt.
Der erste Band stellt das Setting, die Akteure und die Problematik vor, die reichlich ausgeschmückt wurde und eine Menge Abenteuer und Spaß verspricht. Als Leser weiß man mehr als der Titelheld, jedoch längst nicht alles, außerdem kennt dieser jede Menge Trick, um der Handlung unerwartete Wendungen zu verleihen. Die Illustrationen, die mit detailreichen Hintergründen und überzeichneten Figuren aufwarten, unterstützen gelungen den Arlestonsche Humor.
Schätzt man die Comic-Serien des Autors oder hat man Spaß an Reihen wie „Marlysa“ und „Alim der Gerber“, wird man auch „SinBad“ eine Chance geben wollen. Schon der Auftaktband bietet viel Handlung, so dass man sicher sein kann, dass weitere opulent inszenierte Abenteuer folgen werden.