Wrath James White: Purer Hass (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 11. September 2016 11:26

Wrath James White
Purer Hass
(Pure Hate)
Übersetzung: Manfred Sanders
Titelbild: Dean Samed
Festa, 2016, Paperback, 378 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-453-9 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Freundschaften sind etwas Schönes, etwas Wichtiges im Leben. Dies ist die Geschichte einer Freundschaft, die zerbrach.
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Seit der Highschool waren sie unzertrennlich. Der weiße Softie Reed und sein dunkelhäutiger Kumpel Malcom. Dann betrogen gleich zwei Frauen Malcom mit dem Frauenversteher Reed und für den muskulösen Riesen brach eine Welt zusammen. Die einzigen Menschen, denen er jemals vertraut hatte, hintergingen ihn auf hinterhältigste Art und Weise.
Das forderte, nein das schrie nach Rache. Rache der blutigen, der bestialischen Art. Jahre hat Malcom sich auf den Tag der Tage vorbereitet, hat seine sadistische Ader gepflegt, sich mittels Morden an Unschuldigen herangetastet an seine Rache. Eines Abends ist es soweit: Die beiden Kinder Reeds müssen als erste daran glauben, dann wird die Barbie-Frau seines Ex-Kumpels brutal vergewaltigt und mitten im erzwungenen Akt aufgefressen. Reed selbst bleibt, für diesen selbst überraschend, zunächst am Leben. Noch ist die Rache nicht vollendet – das ahnt er.
Mit 25 Jahren ist Titus dank väterlicher Protektion bereits ermittelnder Detektive der Philadelphia Police Departments. Sein Partner James Bryant hat sich als Schwarzer seinen Weg mühsam erkämpfen müssen. Zusammen, aber nicht gemeinsam, sind sie dem Serienkiller auf der Spur. Nachdem dieser Reese am Leben gelassen, ja sich mit seinen früheren Taten gebrüstet hat, scheinen die Morde aufgeklärt zu sein. Sie könnten sich, sobald der Flüchtige gefasst ist, gemütlich zurücklehnen – doch da meldet sich Bryants Instinkt. Irgendetwas passt nicht – und dann geraten die beiden Cops selbst ins Visier des Killers...
Wrath James White ist eine der großen Entdeckungen des Festa Verlags. Wie seine Kollegen Tim Miller und Tim Curran bereichert der Afro-Amerikaner das Genre mit seinen Romanen. Hart und brutal geht es in diesen zu, voller Tempo lernen wir Killer der besonders Art kennen.
Das Besondere an Whites Romanen ist, dass er neben dem mitreißenden Plot auch immer interessante Figuren in einem zumeist von Armut, Gewalt und Rassismus geprägtem Umfeld einfließen lässt. So sind es immer seine Protagonisten, die mich besonders an die Seiten fesseln. Das sind Personen, die nicht nur realistisch gezeichnet sind, sondern die durch ihre Umwelt, in der sie aufwuchsen, geprägt sind. Hier bekommen wir Leser einen ungeschminkten Blick auf die Zustände in den US-Megastädten, die wenig mit dem Glanz und Glamour zu tun haben, mit denen man die USA bei uns zumeist gleichsetzt. Hier wird uns der Nährboden gezeigt, auf dem die Crackdealer, die gewaltbereiten zumeist farbigen Jugendlichen ohne jegliche Perspektive und damit die alltägliche Gewalt beruhen. In diesem Milieu nehmen die Rassen-Unruhen ihren Anfang, hier finden die Tötungen von Farbigen durch weiße Polizisten ihre Erklärung und hier wird der amerikanischen Traum zu Grabe getragen.
Gerade diese Realitätsbezogenheit, der ungeschminkte Blick auf die sozialen Missstände, auf die Tristesse und Aussichtslosigkeit der Heranwachsenden fasziniert mich an diesen Romanen. Das verleiht dem packenden Thriller-Plot eine tiefgründige zweite Ebene, die die Romane Whites aus der Masse der Konkurrenten weit heraushebt.