Stephen Baxter: Eisenwinter (Buch)

Stephen Baxter
Eisenwinter
Nordland-Trilogie 3
(Iron Winter, Northland-Trilogy Book 3, 2012)
Übersetzung: Claudia Kern
Cross Cult, 2015, Paperback, 608 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-86425-452-9 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Eisenwinter“ ist der dritte und letzte Teil von Stephen Baxters „Nordland“-Trilogie, in der er eine alternative Welt beschreibt, in der die Geschichte etwas anders gelaufen ist, als man sie kennt. Andere Reiche und Imperien haben die Welt geformt, die sich nun weitere dreieinhalbtausend Jahre später dem Leser präsentiert.

 

Seit dem Bau der Mauer in der Steinzeit hat sich in Nordland, der dem Meer abgerungenen Ebene, die bestimmende Hochkultur Europas entwickeln und halten können, die diesen Teil der Welt durch Handel mit den Mittelmeerländern und noch weiter entfernten Kulturen bestimmt. Keine Religion hat die Völker verändert, noch immer halten sich alte und neue Glaubensrichtungen nebeneinander. Aber es scheint nun so, dass auch die mächtigen Bollwerke nicht für immer Bestand haben werden, denn die Mauer, die das Meer abhält, ist brüchig geworden. Aber das ist nicht die alleinige Sorge der Menschen.

Denn es zeichnet sich immer mehr ab, dass sich auch das Klima verändert. Erst schleichend, dann immer stärker kehrt die Kälte zurück, scheint eine neue Eiszeit nach dem Norden zu greifen. Die Sommer sind fast gar nicht mehr vorhanden, Missernten und Hunger die Folge. Letztendlich scheint nur noch eines die Menschen zu retten - die Flucht in den Süden.

Auch die Bewohner der Metropole der Baumeister, Exeltur, scheinen trotz überlegener Technologie nicht mehr weiter zu wissen. Ein Gelehrter sucht deshalb Rat im fernen Osten

Ganze Völker setzen sich in Bewegung und dringen in die Herrschaftsbereiche im Mittelmeer ein. Doch sind Hattier und Karthager wirklich bereit, das so einfach zuzulassen?


„Eisenwinter“ greift interessante Entwicklungen auf, die die Welt in einem ganz anderen Licht darstellen, aber die Geschichte ist diesmal nicht mehr ganz so faszinierend wie in den beiden ersten Romanen.

Das Setting ist schon einen Blick wert: Eine Welt, in der Rom niemals bedeutend werden und seine Errungenschaften in den Norden, speziell nach Britannien tragen konnte, und das Christentum nur eine Glaubensrichtung von vielen bleibt - aber die dahinter stehende Handlung wirkt zu zerfahren, zu auseinandergerissen, um wirklich in den Bann zu schlagen.

Es scheint so als wollte Stephen Baxter noch einmal alles in die Geschichte packen, was er noch unterbringen wollte - dabei sind die Entwicklungen im Mittelmeerraum noch am unterhaltsamsten und lassen durch die ganzen Intrigen so etwas wie Spannung aufkommen. Krieg und Gewalt scheinen keine Lösung zu sein; die trickreichen Händler haben da andere, ähnlich böse Ideen, die doch zum Nachdenken anregen.

Derweil zieht sich die Handlung um den alten Gelehrten und seine Begleiter in die Länge, auch wenn man durchaus verstehen kann, dass der Autor hier beschreiben will, wie sich andere Kulturen entwickelt haben. Aber am Ende ist man da genau so klug wie zuvor und die Natur unaufhaltsam, nicht einmal in einem Punkt können die Handlungsträger Erfolge erzielen. Das ist zwar logisch, aber in einem Roman, der auch unterhalten soll, eher frustrierend. Auch und gerade weil die Figuren diesmal überhaupt kein Profil entwickeln.

Alles in allem ist „Eisenwinter“ leider kein guter Abschluss der „Nordland“-Trilogie, sondern eher ein Konglomerat von interessanten Ideen, die durch ihre Vielzahl leider nicht ordentlich ausgearbeitet werden und so mehr oder weniger langweilig nebeneinander her plätschern, bis zu einem Ende, das ähnlich kraftlos daher kommt.