Mirror's Edge: Exordium (Comic)

Christofer Emgard
Mirror's Edge: Exordium
Zeichnungen von Matthias Hackström, Robert Sammeloin, Eric Perrson u.a.
Übersetzung von Franz He
Cross Cult, 2016, Paperback, 180 Seiten, 18,00 EUR, ISBN 978-3-86425-993-7

Von Christel Scheja

„Mirror’s Edge: Catalyst“ ist ein gerade frisch erschienenes Game und der Nachfolger des bereits in die Jahre gekommenen Jump & Run-Spiels „Mirror's Edge“, in dem die Teilnehmer atemberaubende Sprünge in einer futuristischen Umgebung bewältigen müssen. Natürlich haben diese akrobatischen Einlagen auch einen Sinn: Die sogenannten Runner sind Diebe, die so manches brisante Artefakt oder Nachrichten von einem zum anderen transportieren, oftmals am Rande der Legalität. „Mirror’s Edge: Exordium“ erzählt nun die Vorgeschichte der jungen Hauptfigur Faith.

 

Faith lebt in der Stadt Glass und hat ihr Lebensziel darin gefunden, als Runner tätig zu sein. Sie ist schnell, wendig und nicht zuletzt auch wagemutig, hat damit alle Voraussetzungen, die sie braucht, um zu einer der Größten ihrer Zunft zu werden. Aber bisher ist sie nur eine von vielen und schlägt sich eher schlecht als recht durch, obwohl sie sich vor den Sicherheitskräften nicht unbedingt fürchten muss. Das ändert sich, als sie ein Jobangebot erhält, das sie nicht ablehnen kann. Sie soll einen Impfstoff aus einem Krankenhaus entwenden. Dabei geht aber schief, was schiefgehen kann, denn jemand war nicht nur schneller als sie, auf ihrer Flucht begeht sie leider ein paar schwerwiegende Fehler und fällt damit ordentlich auf die Nase.

Nun hat sie nur noch eine Chance, den Zorn ihres Kunden abzumildern, indem sie herausfindet, wer das Serum hat, und es wieder an sich bringt. Die Spur führt dabei direkt zu anderen Runnern und einer Frau, die ihr nach ersten Schwierigkeiten sogar mehr als sympathisch ist, so dass sie sich entscheiden muss: Will sie mit den Konsequenzen leben, wenn sie den Auftrag nicht erfüllt, oder doch lieber den ungeschriebenen Runner-Kodex brechen?


Die Optik und Rasanz der Spielvorlage bleibt auch im Comic erhalten, denn „Mirror’s Edge: Exordium“ lebt vor allem von der dynamischen Graphik, den in den Panels festgehaltenen Sprüngen der Heldinnen und die durch die Zeichnung eingefrorenen aber dennoch atemberaubenden Sprünge, die eine Ahnung von dem geben, was einem im Spiel selbst erwartet.

Die Handlung erzählt die Vorgeschichte der Hauptfigur, wenngleich sie dabei auch darauf verzichtet, den Charakter von Faith sonderlich auszuarbeiten. Viele Details bleiben dem Leser verborgen, aber noch schlimmer sieht es mit den anderen Figuren aus. Der Hintergrund scheint ebenfalls nicht wichtig zu sein. Glass ist eine Megacity der Wolkenkratzer mit Glasfronten, wie man sie aus Manhattan kennt, wer dort außer irgendwelchen Wirtschafts- und Unterweltbossen eigentlich das Sagen hat, wird ebensowenig verraten, wie andere Strukturen, die der Handlung mehr Farbe verleihen könnten.

So beschränkt sich das Abenteuer auf die reine Action, dynamische Panels, die man mit Genuss betrachten kann, akrobatische Heldinnen, die immerhin nicht in die üblichen Frauenklischees gedrängt werden, sondern ebenfalls sehr selbstbewusst, ja fast sexuell agieren, und nicht zuletzt eine kurzweilige Geschichte. Für Nichtkenner des Games bleibt zwar die Rolle der Runner eher undurchsichtig, das schmälert den Lesegenuss aber nicht, wenn man reine Action-Geschichten mag.

Alles in allem sollte man von „Mirror’s Edge: Exordium“ nicht mehr erwarten, als eine atemberaubende Graphik die der des Spiels gleichkommt und ein kurzweiliges, wenn auch sehr seichtes Action-Abenteuer, das weder bei den Figuren noch beim Hintergrund ein facettenreiches Bild bietet.