Gruselkabinett 108: Der Kapitän der Polestar, Arthur Conan Doyle (Hörspiel)

Arthur Conan Doyle & Marc Gruppe (Script)
Der Kapitän der Polestar
Gruselkabinett 108
Sprecher: Louis Friedemann Thiele, Matthias Lühn, Claus Thull Emden u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2016, 1 CD, ca. 66 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5250-0

Von Christel Scheja

Über Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) muss man sicherlich nicht mehr viele Worte verlieren. Er hat als Schöpfer von Sherlock Holmes Literaturgeschichte geschrieben und eine der ikonischen britischen Figuren geschaffen. Dadurch sind seine anderen Werke, die oft auch einen phantastischen Anstrich hatten, etwas in Vergessenheit geraten, wie etwa „Der Kapitän der Polestar“.

 

Eigentlich ist John McAllister noch Medizinstudent, aber seine Kenntnisse reichen aus, um bereits an Bord eines Schiffes zu arbeiten. So gewinnt er nicht nur einiges an praktischer Erfahrung, sondern kann sich gleichzeitig auch genug Geld verdienen. Bisher glaubt er es auf dem alten Walfänger „Polestar“ ganz gut getroffen zu haben, denn die Mannschaft ist sehr umgänglich und hängt auch ziemlich an ihrem gerecht und freundlich wirkenden Kapitän.

Doch kurz vor Spitzbergen spitzt sich die Lage zu. Auch wenn Wale gesichtet wurden, so gerät das Schiff doch immer mehr in Schwierigkeiten, weil das Eis und die Schneefälle zunehmen. Trotzdem will der Kapitän nicht aufgeben - was aber treibt ihn plötzlich dazu an, nicht mehr vernünftig zu reagieren sondern plötzlich wie besessen? Und wie lassen sich die unheimlichen Vorgänge an Bord erklären, die immer mehr Matrosen in Angst und Schrecken versetzen?


In Form eines Tagebuchs wird die Geschichte quasi in Spielszenen erzählt, die immer wieder die entscheidenden Momente beleuchten. Zunächst lernt man alle Figuren in ihrem normalen Umfeld kennen, um später zu verstehen, was und wer sich zu ändern beginnt. Nach und nach schleichen sich auch übernatürliche Momente ein. Geistererscheinungen, unerklärliche Schreie und Schneestürme - die immer deutlicher machen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Die Handlung verläuft ansonsten eher ruhig, Action sollte man nicht erwarten. Auch die Sprecher geben ihr bestes, um die passende Stimmung zu erzeugen. Allein das Ende enttäuscht, da die Spannung eher verpufft, die Geschichte mit einem Twist endet, der leider viel zu viele Fragen offen lässt. Das mag vielleicht in der Erzählung beabsichtigt gewesen sein, um die Leser derselben mit eigenen Vorstellungen zurückzulassen, hier wirkt es eher frustrierend, dass man nicht erfährt, was eigentlich passiert ist, dass das Schiff so in Not geraten musste. Das ist der Punkt, der den ansonsten guten Eindruck schmälert, denn die Atmosphäre ist auch diesmal durch Stimmen, Geräusche und Musik mehr als stimmig.

„Der Kapitän der Polestar“ gehört zu den soliden, wenn auch nicht gerade auffälligen oder herausragenden Titeln der „Gruselkabinett“-Reihe. Sprecher und Atmosphäre sind durchaus von hoher Qualität, allein der Inhalt fällt zum Ende hin doch ziemlich ab und enttäuscht durch ein viel zu offenes, daher unbefriedigendes Ende.