Christian von Aster: Höllenherz - eine erotopoetische diableske tragische Natur (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 10. April 2016 10:13
Christian von Aster
Höllenherz - eine erotopoetische diableske tragische Natur
Titelbild und Innenillustrationen von Sergej Schell
Edition Roter Drache, 2016, Hardcover, 64 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-94642501-4
Von Carsten Kuhr
Nun höret die Mär vom Teufel, der aus der Hölle verstoßen auf Erden die Liebe fand - und daran grausam zerbrach.
Einst, lange, lange ist es her, wurde der Teufel aus der Hölle auf Erden verbannt. Hier, weit abseits seiner Heimat sollte er leiden, wie keiner seiner Artgenossen vor ihm. Wann immer er die Lust für sich und seine Gespielinnen entdecken würde, seinen dunklen, beißenden Samen ablegen und seine Minne beweisen würde, wäre seine Holde am nächsten Morgen des Todes.
So zieht er durch die Welt, mit seinem Huf am Boden, den schwächlich ausgebildeten Flügeln am Rücken, dem Wurmfortsatz am Hintern und einem Gemächt, das wie ein Zepter funkelt, das Wonne bereiten und Leid hinter sich zurücklassen wird.
Dies ist die Sage eines Teufels, der seines Daseins überdrüssig wird, der Ruhe und Frieden sucht, aber nie findet. Nie?
Christian von Aster ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Phantastik. Seine Lesungen sind legendär, seine Filme, trotz knappen Budgets, beeindruckend, seine literarischen Ergüsse… besonders, trifft es wohl am Besten. Weit, weit abseits gängiger Pfade unterhält er seine Leser auf ganz eigene, nie sich wiederholende, dafür immer überraschende Art und Weise.
Vorliegend legt er in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Sergej Schell und vom Verlag mustergültig eingebunden eine Kladde vor, die den bibliophilen Buchliebhaber begeistern wird. Nicht nur das großoktave Format, die wunderbaren, kongenialen farbigen Illustrationen zum Text, Lesebändchen und Einrahmung des Textes durch einen passend illustrierten Rahmens, auch der Inhalt ist etwas Besonderes.
Den Leser erwartet ein kurzer Text, der sich stilistisch ganz in der Tradition der alten Märchenerzähler orientierend, etwas altertümlich daherkommt, den Inhalt aber gerade deshalb sehr passend widerspiegelt.
Inhaltlich harrt ein Teufel darauf, dass wir ihn bemitleiden. Seines Herzens wegen aus seiner Heimat verbannt, wandert er rastlos durch die Welt. Er wird in einem fahrenden Kuriositätenkabinett ausgestellt, schändet Jungfrauen wie Metzen, die sich ihm willig hingeben - und findet doch nie das, was er sucht: seine Erlösung.
So ist dies eine Mär, die die Suche eines Jeden nach seinem Glück, nach Zufriedenheit und Erfüllung verklausuliert thematisiert. Für einen doch sehr moderaten Obolus erhält der Leser hier ein Stück außergewöhnlicher Literatur, die weitab des Üblichen angesiedelt ist und uns eine ergreifende Geschichte erzählt.