Gena Showalter: Schwarzer Kuss – Die Herren der Unterwelt 2 (Buch)

Gena Showalter
Schwarzer Kuss
Die Herren der Unterwelt 2
(The Darkest Kiss)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Friederike Moldenhauer
Titelillustration von Getty Images
Mira, 2010, Taschenbuch, 426 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-89941-649-7

Carsten Kuhr

Das haben sie nun davon, dass sie vor Urzeiten die legendäre Büchse der Pandora öffneten. Seit ihrer Tat sind die Krieger der Götter damit gestraft, die aus der Büchse befreiten Dämonen in ihrem Körper zu beherbergen. Lucien, Herr der Unterwelt und Anführer der Krieger, musste den Dämon des Todes in sich aufnehmen. Seitdem darf er arme unschuldige Seelen aus ihrem Körper reißen und Sünder in die Hölle geleiten. Wahrlich kein angenehmes Dasein, doch er sträubt sich nicht – nicht länger heißt das, weiß er doch, dass er sonst noch weit mehr büßen muss.

Er hat die Strafe in einem solchen Maße verinnerlicht, dass er kaum mitbekommt, dass eine faszinierende Frau, ein Göttin gar, sich auf seine Fersen gesetzt hat. Anya, Göttin der Anarchie, sucht die Herausforderung seines geschundenen, malträtierten Körpers und seines unbeugsamen Willens. Zunächst wehrt er sich vehement gegen die Avancen, dann aber erliegt er dem Charme der Unsterblichen. Was seit Jahrhunderten niemand gelang, schafft Anya im Handumdrehen. Lucien lächelt, ja, sie bringt ihn zum Lachen. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einem der verschollenen vier göttlichen Artefakte – dem Käfig des Zwangs. Dann aber bekommen die Titanen, die neuen Götter auf den Olymp, Wind von der Liaison. Ein Befehl ergeht an Lucien, eine Order, die er nicht ausführen will – Anya soll sterben...

Nach „Schwarze Nacht“ nun also der zweite von vermutlich sechs Bänden um die Herren der Unterwelt. Von der Anlage her erinnert mich die Grundsituation ein wenig an die Bestseller-Reihe der Black Dagger von J. R. Ward. Wie dort steht auch bei den Herren der Unterwelt in jedem Band ein anderer der Krieger ganz im Zentrum der Aufmerksamkeit, erfahren wir mehr über diesen und sein Los. Natürlich gibt es sexuelle Anspielungen und Darstellungen, werden diese mit dem Bild einer übernatürlichen Gesellschaft gemischt. Statt den Vampiren vorliegend nun also unsterbliche Streiter im Dienste der Götter.

Dabei geht es, aller Dramatik und rasanten Action zum Trotz, sehr einfühlsam zu. Showalter nimmt sich die Zeit, ihre Personen behutsam und überzeugend aufzubauen und zu zeichnen. Deren Motivation, die Gründe für ihren Charakter, der letztendlich ihr Handeln bestimmt, werden offenbart, eine dramatische, stellenweise tragische Liebesgeschichte nimmt vor den Augen der Leserinnen Gestalt an. Das sind großen Gefühle, viel Dramatik, alles aber wohl verpackt in eine eigenständige übernatürliche Welt, in der die Götter nach wie vor vom Olymp aus regieren.

Die Handlung selbst ist straff konzipiert, die zugrundeliegende, weltweite Suche nach der verschollenen Büchse der Pandora, die unsere Herren der Unterwelt in direkten Wettstreit mit den sie bekämpfenden Jägern bringt, wird weiter fortgesetzt.

So liest sich der Roman flüssig und spannend, richtet sich aufgrund seines Schwerpunkts auf die Gefühlswelt und die erotische Anziehung der beiden Hauptpersonen jedoch eher an eine weibliche Zielgruppe, und entwickelt sich langsam aber sicher zu einem ernsthaften Konkurrenten der „Black Dagger“-Serie.