Robert Kraft: Atalanta - Die Geheimnisse des Sklavensees 4 (Buch)

Robert Kraft
Atalanta - Die Geheimnisse des Sklavensees 4
Verlag Dieter von Reeken, 2016, Hardcover, 484 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-940679-97-0

Von Carsten Kuhr

Erinnern wir uns zurück, was in den ersten drei Bänden des umfangreichen Kolportage-Romans geschah. Die Indianerin Atalanta, letzte und damit Erbe ihres Stammes und mit überragenden körperlichen wie geistigen Gaben ausgestattet, hat die Welt in Erstaunen versetzt. Reichtümer, Goldschätze hat sie gefunden und aus den Tiefen ihres Sees gehoben, eine Feindin besiegt, die Liebe ihres Lebens in einem Sandsturm verloren und eine uralte Geheimgesellschaft mit revolutionären Erfindungen kennengelernt.

Zwar findet sie den Totgeglaubten wieder, ein gemeinsamer Sohn wird geboren, doch kurz darauf entreißt das Schicksal den glücklichen Eltern ihren Sprössling. Es dauert ein wenig, bis die Eltern ihn wieder in ihre Arme schließen dürfen.

Von der Welt enttäuscht ziehen sich Atalanta und ihre Familie, begleitet von einigen Freunden, in die Südsee zurück. Hier kommen sie den Nachfahren der Lemurier auf die Spur.

Während sie noch versuchen, sich auf der einsamen Insel ein neues Leben fernab aller sensationellen technischen Neuerungen aufzubauen, wird Atalanta von einem Flüchtling auf dessen Luftschiff gekidnappt. Sie soll ihm als Schutz vor den Nachstellungen der Geheimgesellschaft dienen, aus deren Gefängnissen der Forscher und künftige selbsternannte Herr der Welt geflohen ist.

Nachdem Atalanta ihre Gefährten an Bord geholt hat, geht es zunächst nach Indien, später an den Nordpol, wo dramatische Ereignisse auf unsere Heldin warten…


Vorliegendes Buch beginnt recht verhalten. Robert Kraft nutzt die Gelegenheit weidlich, die ihm die Zäsur in der Handlung bietet, um den Leser in kleinen Geschichten, die mit der Rahmenhandlung wenig zu tun haben, seine Sicht der Dinge nahe zu bringen.

Zunächst fabuliert Kraft dabei über das Wesen der Träume, lässt einige Erzähler im Traum die fernste Vergangenheit besuchen, später berichtet er von den Gefahren der biologischen Forschung.

Ein Wissenschaftler hat eine neue Ameisenart, die sich in Minutenschnelle selbst mittels Zellteilung reproduziert, geschaffen, die Folgen sind ebenso desaströs wie unumkehrbar.

Weiter geht es in Geschichten in der Geschichte nach Indien, später dann, auf den Spuren der Wikinger ins ewige Eis der Arktis.

So interessant sich diese Ausflüge und Erzählungen auch anbieten, es fehlt ganz eindeutig ein toter Faden, der die Handlung bestimmt. Zunächst nahm ich an, dass mit den Nachfahren der Lemurier und deren technischen wie geistigen Errungenschaften ein neues Spielfeld aufgemacht würde, allein die Chance blieb letztlich ungenutzt.

Ähnlich wie sein geistiger Erbe P. A. Müller, lässt auch Robert Kraft in seine Handlung immer wieder Passagen einfließen, in denen er uns von wissenschaftlichen Erkenntnissen und exotischen Ländern und deren Völker berichtet. Dabei sind diese Texte geprägt vom Wissen aber auch den Auffassungen der damaligen Zeit, und wirken heute ein wenig antiquiert.

Bei all dem, was der Autor in seinen Passagen an Geheimnissen andeutet, dem Leser den Mund wässrig macht, bleibt der Plot letztlich leider hinter den Erwartungen zurück. Es mangelt an einem konstanten Bösewicht, an dessen Genialität sich die Protagonisten reiben und letztlich triumphieren können, aber auch an einer wirklichen Queste, die Atalanta und ihre Gefährten fordern würde.

Zum Finale dieses Sammelbandes aber gelangen neue Hilfsmittel in den Besitz der Indianerin, und es rückt auch die mysteriöse Geheimgesellschaft mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit, so dass sich für den die Reihe abschließenden Band interessante Abenteuer andeuten.