Jennfifer Estep: Spinnenbeute (Buch)

Jennfifer Estep
Spinnenbeute
Elemental Assassin 5
(Spider’s Revenge)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Vanessa Lamatsch
Piper, 2016, Paperback, 386 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-492-28074-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Ich hatte sie in meinem Zielfernrohr. Mein Zeigefinger musste sich nur noch krümmen, dann war meine Todfeindin, die Frau, die meine Mutter und meine ältere Schwester gnadenlos mit ihrer Feuergabe zu Asche verbrannt hat, die meine Hände mit Steinsilber gezeichnet, meine kleine Schwester vertrieben hat, erledigt.

Mab Monroe, ihres Zeichens mächtigster Feuerelementar und graue Eminenz der fiesesten Verbrecher Ashlands, wird gleich von meiner Kugel ins Jenseits befördert - endlich darf, werde ich Rache nehmen und mein so lang gesetztes Ziel erreichen. Gestatten, dass ich mich vorstelle, Gin Blanco, in gewissen Kreisen besser bekannt als die Spinne. Einst war ich die beste Attentäterin der Stadt, und das will etwas heißen: jetzt werde ich ein Übel an der Wurzel auslöschen.

Als sich mein Finger um den Abzug krümmt ahne ich schon, dass Fortuna mir einen Streich spielen wird. Dass es dann aber so schlimm kommt, das hätte ich mir in meinen wildesten Albträumen nicht vorstellen können. Das Attentat misslingt, ein zweiter Anschlag ebenfalls, eine ganze Meute von skrupellosen aber versierten Kopfgeldjägern setzt sich dank eines Preisgeldes von 5 Millionen auf meine Fährte, aber auch meine kleine Schwester wird gesucht und verfolgt. Dass Mab diese in ihre Gewalt bekommt führt dazu, dass ich gezwungen bin, mich der Feuermagierin auszuliefern - doch damit beginnt der Kampf erst so richtig…


Mit vorliegendem Band bring Jenenifer Estep ihr Handlung um Gin und Mab zu einem vorläufigen Ende. In mittlerweile fünf Bänden wurde die große Konfrontation der beiden Elementenmagier vorbereitet, wurden Nebenfiguren aufgebaut, die Welt und ihre politisch-wirtschaftlichen Verflechtungen entworfen und die Charaktere mit Hintergrund unterfüttert.

Jetzt geht alles - zunächst - unheimlich schnell. Das Buch beginnt damit, dass wir Gin, die Spinne, bei ihrem ersten Mordanschlag auf Mab begleiten. Natürlich kann das Attentat nicht gelingen, wie sollten sonst die gut 300 Seiten des restlichen Buches mit Text gefüllt werden? So verfolgen wir zunächst gespannt mit, wie der Anschlag misslingt, wie Gin mehr oder minder versiert versucht, vom Tatort zu fliehen. Und dann hat Estep noch so Einiges an Fährnissen für unsere Protagonistin in petto. Eine ganze Wagenladung von Kopfgeldjägern setzt sich auf die Spur der Spinne, ganz nach dem Motto, viele Füchse sind des Hasen tot, so dass für Dramatik und Spannung satt gesorgt ist.

Natürlich ist von Beginn an klar, dass es zum Aufeinandertreffen der beiden toughen Frauen kommen wird, das Wie und die äußeren Umstände machen es dann erst so richtig interessant. Die jeweilige Entourage wird in den Konflikt mit eingebunden, einige verbleibende Geheimnisse gelüftet, doch im Wesentlichen ordnet sich alles dem Duell der beiden Kontrahentinnen unter. Für eine große Charakter-Entwicklung oder die Einführung neuer Handlungsorte bleibt hier schlicht kein Raum, der Fokus ist zentriert. Dass Gin alias die Spinne bei all den nicht erfolgreichen Versuchen ihre Gegnerin auszuschalten selbst relativ unbehelligt bleibt, ist mehr der dichterischen Freiheit als der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu verdanken.

So liest sich das Gebotene packend, unheimlich spannend und bietet sich als bestes Kopf-Action-Kino an, bei dem die Wahrscheinlichkeit einfach einmal außen vor gelassen wird. Ach ja, bevor ich es vergesse: Eine Fortsetzung gibt es auch, schließlich harren noch weitere Bösewichte darauf, dass ihnen die Spinne zeigt, was eine Harke ist.