Anja Bagus: Splitter aus der Ætherwelt (Buch)

Anja Bagus
Splitter aus der Ætherwelt
2015, Paperback, 180 Seiten, 9,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Nach ihren beiden Trilogien rund um die absonderlichen Vorgänge in und um Baden-Baden beleuchtet die Autorin in vorliegender Kollektion mittels drei Kurzgeschichten besondere Aspekte der „Verdorbenen“. Dabei sind die bisherigen Protagonisten, wenn sie denn überhaupt in Erscheinung treten, Randfiguren, der Fokus liegt auf neuen Personen und ihren Schicksalen.

 

In der ersten Novelle begleiten wir einen Ermittler vom Amt für Ætherangelegenheiten in eine noble Herberge. In den letzten Monaten sind langjährige Dauergäste scheinbar spurlos verschwunden. Gerüchte wollen wissen, dass die Verdorbenen, die merkwürdigen Kreaturen vom nahen Glasberg, in die Vorfälle verwickelt sein sollen. Anton Barn soll den mysteriösen Vorfällen auf den Grund gehen und findet im Rahmen seiner Ermittlungen in einem der Zimmermädchen und dessen Vater Hilfe.

Das Kasino von Baden-Baden hat Konkurrenz bekommen. Ein Zeppelin, natürlich mehr als luxuriös ausgestattet, fährt zwischen Süddeutschland und der Nordseeküste hin und her, während hoch über der Erde Vermögen gesetzt, gewonnen oder verloren werden. Seit Kurzem verschwinden noble Gäste von Bord und dies, während der Zeppelin unterwegs ist. Ein Blinder, der nur Æther sieht, soll im Auftrag des Amts für Aufklärung sorgen.

Immer wieder kommt es im Verlauf der Wandelung von Menschen zu Veränderten dazu, dass die frühere Familie hilflos zurückbleibt. Selten aber erinnert sich der oder die Gewandelte an die ehemalige Familie, möchte diese bei sich haben, und dies ohne Rücksicht auf die Ängste oder die Wünsche zu nehmen. Dann muss das Exekutivkommando einschreiten um die Bedrohten zu retten…


In den drei Novellen baut die Autorin Anja Bagus ihre in den beiden Trilogien um den Glasberg und Annabelle Rosenherz entworfene Welt weiter aus. Geschickt nutzt sie die mittlerweile bekannte Welt des grünen Æthers, um uns schlaglichtartig von alltäglichen Sorgen und Nöten, von Ängsten und Ressentiments der Menschen zu berichten. Das Fremde, das Unbekannte ist suspekt, man fürchtet sich vor den Gewandelten und den Erwachten und ist schnell mit Verurteilungen zur Hand. Natürlich sind immer die merkwürdig anderen Wesen die Verdächtigen, oft genug auch die Schuldigen, die Vorurteile, der latente Rassismus und die leicht zu weckende Ablehnung gegenüber allem Fremden lassen die Vernunft schnell vergessen. Hier weisen die Texte durchaus Parallelen zu aktuellen Geschehnissen auf, auch wenn im Vordergrund immer die Unterhaltung steht. Bagus geht es in erster Linie darum, ihre Leser in der von ihr kreierten Welt spannend zu unterhalten. Und dies gelingt ihr auch vorliegend gut. In der nur auf den ersten Blick anheimelnd wirkenden Welt Ende des 19. Jahrhunderts nimmt sie uns an der Hand, verfolgen wir zusammen mit ihr die Ermittlungen ihrer Agenten mit und stoßen auf verblüffende, aber folgerichtige Erkenntnisse.

So baut sie ihre Weltenschöpfung immer weiter aus, fügt den beiden Trilogien neue Aspekte hinzu und unterhält versiert. Wer allerdings die Trilogien nicht goutiert hat, der wird es ein wenig schwer haben, sich in der Welt der grünen Dämpfe, der Erweckten und Veränderten zurechtzufinden. Womit sich dieser Bad in erster Linie an Fans der bisherigen Romane richtet, denn für das Hineinschnuppern in die Welt der Anja Bagus wird viel auf Bisheriges zurückgegriffen.