Serenity 3: Shepherds Geschichte (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Februar 2016 15:29
Joss & Zack Whedon, Patton Oswald
Serenity 3
Shepherds Geschichte
(Serenity, Vol. 3: The Shepherd's Tale, 2011/2016)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Kern
Titelillustration von Dan Dos Santos
Zeichnungen von Chris Samnee und Patric Reynolds
Panini, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 112 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-716-7
Von Christel Scheja
Die schräge Idee, Westerne-Eemente in ein typisches Space-Opera-Setting einzubringen, sorgte dafür, dass die Serie „Firefly“ zwar beim Massenpublikum durchfiel, aber den Fans dennoch so sehr in Erinnerung blieb, dass die Saga heute einen gewissen Kult-Status besitzt. Nach dem abschließenden Film „Serenity“, sah es allerdings nicht mehr so aus, dass die Serie noch einmal im Fernsehen aufleben könnte, wohl aber in Comicform. Vor allem Zack Whedon, Joss’ Bruder, ist dabei als Autor federführend.
Zu einer wichtigen Stütze der Crew wurde ein alter Mann, der sich selbst nur Shepherd nannte und als „Vertreter“ seines christlich angehauchten Glaubens Schäfchen aller Art betreut und ihr Seelenheil zu schützen versucht. Dabei ist er kein Missionar mit Feuer und Schwert, sondern jemand der mit viel Ruhe und Geduld daran geht, die Menschen, die sich ihm anvertrauen, auf den „rechten Weg“ zu führen oder in ihrem Handeln zu stärken. In der Serie fielen immer wieder Andeutungen, dass auch er eine dunkle Vergangenheit hat und aus einem ganz anderen Umfeld kam und genau davon handelt „Shepherds Geschichte“.
Nicht jeder Verbündeter ist auch einer, dem man auf Dauer trauen sollte. Das erkennt River Tam in „Andere Hälfte“. Sie beschließt auf eigene Faust, etwas dagegen zu unternehmen. Nicht viel anders sieht es in „Auszeit“ aus, einem Moment, in dem die Crew einfach nur einen Moment Luft holen will. Wieder ist sie die Wachsame.
„Treibgut“ mag leichte Beute sein, aber manchmal birgt es auch Erinnerungen, das merken drei Freunde, die sich an einen alten Kameraden erinnern, den besten Piloten den sie jemals kennengelernt haben, Und ein Mitglied der Crew.
Auch in „Shepherds Geschichte“ selbst steckt wieder die Leidenschaft und Liebe, mit der schon die Serie gemacht wurde. Die Titelgeschichte ist Herz und Seele der Graphic Novel, was wohl einfach daran liegt, dass Zack Whedon hier auf die Notizen seines Bruders zurückgreifen konnte und so die Andeutungen aus der Serie nun in Fleisch gekleidet hat. Schlaglichtartig geht er dabei auf die Wendepunkte in dem Leben des alten Mannes ein - und das in einer ungewohnten Weise, indem er sich in dessen Leben rückwärts hangelt. Der Zeichenstil mag dabei nicht jedermanns Sache sein, spiegelt aber durchaus die Zerrissenheit in der Seele Shepherds wider, die er so gerne vor den anderen verbirgt.
Die beiden folgenden Geschichten, „Andere Hälfte“ und „Auszeit“, sind kurz und wirken eher wie Lückenfüller, denn mehr als Stimmungsbilder erzeugen sie nicht, machen eigentlich nur deutlich, was Fans schon lange wissen: River kann in den entscheidenden Momenten Fähigkeiten entwickeln, die weit über die eines normalen Menschen hinausgehen - meistens dann, wenn es darum geht, ihren Bruder und ihre Freunde zu beschützen. Das Ambiente mag zwar stimmen, aber wirklich im Gedächtnis bleiben diese Episoden leider nicht.
„Treibgut“ bleibt eher kryptisch. Man braucht eine Weile, um zu verstehen, in welcher Beziehung die drei Männer, die am Anfang der Story auftreten, zu Walsh stehen und warum sie sich eigentlich gerne an ihn erinnern. Durch die ausführliche Rückblende geht allerdings der Rest - das Auftauchen von Zoe - etwas unter und lässt den Leser zumindest etwas unzufrieden zurück.
Alle Geschichten fühlen sich tatsächlich so an, als gehörten sie in das Universum, auch wenn diesmal den bisher im Schatten stehenden Figuren ein wenig Raum gegeben wird. Gerade die Geschichte um Shepherd ist ein eindringlicher Blick in die Vergangenheit der Figur, die so manche Verhaltensweise in der Serie plausibler macht. Ist man allerdings kein Fan der Serie und des Films, wird man nur wenig mit der Sammlung anfangen können, dafür richtet sie sich zu sehr an diejenigen, die alle Folgen kennen und dadurch auch die vielen Anspielungen zu verstehen vermögen.
„Shepherds Geschichte“ ist ein weiteres Geschenk an die Fans, denn die dritte Sammlung um die Crew der bietet nicht nur wieder einen stimmungsvollen Einblick in das eigenwillige Universum von Joss Whedon, sondern beleuchtet diesmal einen der Charaktere und seine Vergangenheit genauer, der zwar mehr im Schatten stand, aber dennoch ein wichtiges Mitglied der Besatzung war. Die Rückblicke enthüllen nämlich viel von dem, was in der Fernsehserie nur angedeutet werden konnte und geben der Figur so eine beeindruckende Geschichte, die man so schnell nicht mehr vergessen mag.