Hans Christian Andersen: Die kleine Meerjungfrau (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 06. November 2015 07:50
Hans Christian Andersen & Marc Gruppe (Script)
Die kleine Meerjungfrau
Titania Special
Sprecher: Max Schautzer, Reinhilt Schneider, Dagmar von Kurmin u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2015, 1 CD, ca. 70 Minuten, ca, 9,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5165-7
Von Christel Scheja
Zu den großen klassischen Märchen mit einem eher traurigen Ausgang gehört „Die kleine Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen. Allerdings dürfte die Version von Walt Disney den Blick auf das eher poetisch-melancholische Original eher getrübt haben, so dass es Titania Medien hoch anzurechnen ist, dieses in einer Fassung als Hörspiel anzubieten, die der ursprünglichen Version sehr nahe kommt.
Die kleine Meerjungfrau ist die jüngste Tochter des Meerkönigs. Mehr als ihre beiden Schwestern träumt sie von der Menschenwelt, die sie bisher nur aus der Ferne und durch die Fundstücke bewundern durfte, die die Fluten mit sich bringen. Ihr größter Schatz ist die Statue eines Menschenknaben. Allein ihre Großmutter scheint die Sehnsucht zu verstehen, die sie von nun an gefangenhält.
Als sie mit fünfzehn Jahren ihren ersten und einzigen Ausflug an die Oberfläche machen darf, rettet sie einem jungen Mann das Leben, einen Prinzen, wie sich herausstellt. Auf der Stelle verliebt sie sich in ihn. Von nun an vergeht kein Tag mehr, an dem sie sich nicht wünscht, bei ihm zu sein und das Glück in der Liebe zu finden. Deshalb wendet sie sich in ihrer Not schließlich an die Meerhexe; doch diese fordert einen hohen Preis für ihre Hilfe…
Die Geschichte ist in ihren Grundzügen sattsam bekannt, in moderneren Versionen wird nur gerne verleugnet, dass das Märchen ein eher trauriges Ende, wenn auch mit einem Hoffnungsschimmer, hat. Dieses ist genau hier zu finden, wenn auch glücklicherweise nicht mit den moralisierenden Hinweisen an die Kinder versehen, die das Original auszeichnet. Ansonsten aber fühlt man sich durchaus in eine altertümliche und fremdartige Welt versetzt. Denn auch wenn die Dialoge ein wenig modernisiert wurden, so klingen sie doch eher poetisch als frech, unschuldig und verträumt als direkt und bodenständig.
Die Unschuld der zentralen Figur ist in der Stimme von Reinhilt Schneider glaubwürdig und nachvollziehbar zu spüren. Man kann ihre Gefühlsregungen und ihre Träume, ihre Hoffnungen und schließlich auch die Verzweiflung deutlich nachvollziehen. Auch die Großmutter wird durch Dagmar von Kurmin zur warmherzigen Leitfigur, an die sich das Mädchen halten kann. Aber auch die anderen Figuren erwachen vor dem inneren Auge zum Leben und entführen in eine magische Welt, in der die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Beschaulich und romantisch wirken auch Musik und Geräusche, so dass die Atmosphäre gewahrt bleibt.
Alles in allem ist die Umsetzung von „Die kleine Meerjungfrau“ mehr als gelungen, gerade weil versucht wird, die Stimmung der ursprünglichen Geschichte zu bewahren ohne jedoch den Bezug zur heutigen Zeit zu verlieren, deshalb wurden Kürzungen und Veränderungen auch nur sehr sacht vorgenommen. Und auch wenn vieles märchenhaft und verträumt wirkt - von dem zuckersüßen Kitsch der Disney-Studios ist die Umsetzung weit entfernt, was auch dem ein oder anderen gefallen könnte.