Doctor Who: Silhouette, Justin Richards (Buch)

Doctor Who: Silhouette
Justin Richards
(Doctor Who: Silhouette, 2014)
Übersetzung von Susanne Döpke
Cross Cult, 2015, Taschenbuch, 320 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-86425-799-5 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Obwohl sich die TV-Serie „Doctor Who“ etwas schwer tut hierzulande, ist es Cross Cult hoch anzurechnen, dass sie in regelmäßiger Folge Romane veröffentlichen und dabei neben zeitlosen Klassikern auch darauf achten, Abenteuer der aktuellen Inkarnation des außerirdischen Zeitreisenden zu veröffentlichen. Nach „Die Blutzelle“ erscheint deshalb „Silhouette“ als zweites Buch um die zwölfte Inkarnation des Timelords, gespielt von Peter Capaldi.

 

Unerklärliche Mordfälle erschüttern das London des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Auch Madame Vastra wird aufmerksam. Die große Detektivin lässt durch ihre Lebensgefährtin Jenny auf den Straßen entsprechende Erkundigungen einziehen. Denn wie kann es sein, dass Marlowe Hepworth in seinem verschlossenen Arbeitszimmer ermordet wurde und offensichtlich auf die gleiche Weise starb wie auch schon der bekannte Straßenkämpfer Rick Bellamy?

Zur gleichen Zeit tauchen auch der Doktor und seine Begleiterin Clara Oswald in der Stadt auf. Sie gehen zwar zunächst anderen Dingen nach, werden dann aber während des Besuchs des Frostjahrmarktes in das Geschehen gezogen. Denn gerade zwischen den Kuriositätenschauen gehen Dinge vor sich, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen. Das ist deshalb besonders interessant und lockt den Timelord letztendlich auf eine Spur, die bei dem geheimnisvollen Industriellen Orestes Milton endet…


Eines muss man der Übersetzerin lassen: Sie trifft sehr genau den Ton, den die deutsche Synchronisation in der achten „Doctor Who“-Staffel anschlägt - und das liegt nicht nur an dem konsequent verwendeten „Du“. Aber auch Justin Richards schafft es, die Figuren vor dem geistigen Auge zu erwecken. Das ist die eigentliche Stärke der Geschichte. Sie lebt von den Figuren und ihren Aktionen, von der Kauzigkeit der aktuellen Inkarnation und dem Eindruck, den die „Paternoster-Gang“ beim Zuschauer hinterlassen haben dürften.

Das tröstet ein wenig über die ansonsten doch eher dünne und überschaubare Handlung hinweg. Die Geheimnisse, denen der Timelord und seine Freunde auf den Grund gehen müssen, sind lange nicht so interessant wie die Interaktion der Figuren. Gerade die Nebencharaktere bleiben äußerst blass und sind schnell wieder vergessen.

Justin Richards versteht sein Handwerk, man merkt auch, dass er sich in der Materie gut auskennt, aber einen wirklichen Meilenstein der Saga hat er nicht geschaffen. Der Roman lässt sich schnell lesen und ist durchaus unterhaltsam, der Inhalt leider auch genauso schnell wieder vergessen.

„Silhouette“ ist ein solider „Doctor Who“-Roman, der vor allem durch die Darstellung der bekannten Figuren lebt. Die Geschichte ist flüssig und routiniert geschrieben, lässt aber - und das ist die größte Schwäche - markante Punkte vermissen, an die man sich auch nach Beendigung des Buches noch gerne erinnert und so den Inhalt in den Geist zurückrufen kann.