Mark Brandis 27: Metropolis-Konvoi (Hörspiel)

Nikolai von Michalewsky (Buch) & Balthasar von Weymann (Skript)
Mark Brandis 27
Metropolis-Konvoi
Sprecher: Michael Lott, Wolf Frass, Dorothea Hagena, Michael Kessler u.a.
Folgenreich, 2014, 1 CD, ca. 74 Minuten, ca. 9,99 EUR

Von Irene Salzmann

Zwar konnte verhindert werden, dass der Asteroid Ikarus auf die Erde stürzt (Folge 26), aber statt ihn zu zertrümmern, haben ihn die Abwehrsysteme pulverisiert. Dieser Staub treibt nun in der Atmosphäre, sorgt für Klimawandel und Missernten. Die Folgen sind die Rationierung der letzten Lebensmittel und eine weltweite Hungersnot, falls nicht noch rechtzeitig Ressourcen entdeckt werden.

Insbesondere die Stadt Metropolis, die sich nicht selbst versorgen kann, leidet unter den Engpässen. Keine der Nationen und Kolonien, die sich vertraglich verpflichtet hatten, Metropolis mit zu versorgen, will sich an ihre Verpflichtung halten. Jeder ist sich selbst der nächste.

Mark Brandis stößt auf Informationen, laut derer ein General im Bürgerkrieg ein geheimes Versteck mit Vorräten angelegt hat. Aber wo könnte das sein? Des Rätsels Lösung sorgt für eine große Überraschung. Jetzt gilt es, den Fund nach Metropolis zu bringen und ihn nicht an andere zu verlieren, die bereits auf der Lauer liegen. Der einzige Weg für den „Metropolis-Konvoi“ ist so gefährlich, dass er eigentlich nicht zu schaffen ist…


Auch wenn die einzelnen Episoden in sich abgeschlossen sind, so empfiehlt es sich, zumindest mit der letzten vertraut zu sein, da sie die Ereignisse einleitet, die den Hintergrund für dieses Abenteuer liefern. Mark Brandis greift nach einem Strohhalm, und sein Wagemut wird belohnt, ebenso seine sehr menschliche Großzügigkeit, einem Raumschiffkapitän, der sich etwas hatte zuschulden kommen lassen, eine zweite Chance zu geben.

Das Thema im weiteren Sinne ist hoch aktuell: Die zugesicherte Unterstützung wird nicht gewährt, da jede Nation die eigenen Interessen über die der Gemeinschaft stellt. Es wird nicht geteilt, nicht geholfen - stattdessen schottet sich jeder ab und versucht auch noch, die anderen von Versorgungsleistungen abzuschneiden. Solange man etwas gewinnen kann, funktioniert die Gemeinschaft; muss man jedoch etwas abgeben, bricht alles auseinander.
In Konsequenz lauscht man dem Hörspiel mit einem sehr bitteren Geschmack im Mund - denn die bedrückenden Szenarien lassen sich auf die gegenwärtige Lage in der EU 1:1 übertragen. Man kann darum auch leicht die Verzweiflung der Protagonisten nachempfinden, die hervorragend von den jeweiligen Sprechern zum Leben erweckt wurden.

„Metropolis-Konvoi“ stellt eines der Highlights der Serie dar, denn die Geschichte über nationalen Egoismus, auch wenn sie im Jahr 2135 spielt, ist nachvollziehbar und glaubhaft inszeniert.