Andrea Tillmanns: Julia Jäger und die Macht der Magie (Buch)

Andrea Tillmanns
Julia Jäger und die Macht der Magie
Julia Jäger 1
O’Connell Press, 2015, Taschenbuch, 158 Seiten, 8,90 EUR, 978-3-945227-22-0 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Von Irene Salzmann

Julia Jäger besucht die 10. Klasse des Gymnasiums und hat die üblichen Teenager-Probleme. Dann jedoch ändert sich ihr Leben von Grund auf, denn sie entdeckt, dass sie über eine besondere Gabe verfügt: die Telekinese. Nachdem sie sich mit ihrem Geheimnis arrangiert hat, beginnt sie zu üben, und mit der Zeit gelingt es ihr, immer größere und schwerere Objekte mittels Geisteskraft zu bewegen.

Schon bald erweist sich Julias Talent als nützlich. Bei einem Schulausflug in einen Kletterpark, an dem auch die 11. Klasse teilnimmt, kann sie einen älteren Schüler vor dem Absturz bewahren. Sie ist davon überzeugt, dass die drei Schläger aus ihrer Klasse Tims Sicherungsseil manipuliert haben und er sich bei dem Fall verletzen sollte. Aber wieso? Die Jungen hatten nie miteinander zu tun. Auch Tim hat keine Ahnung, was die Schläger von ihm wollen. Sie bedrängen ihn wenig später auf dem Pausenhof, und dann wird bei ihm zu Hause eingebrochen. Julia ahnt, dass Tim in Gefahr ist und versucht mit ihm zusammen herauszufinden, was hinter all dem steckt. Zu schade, dass ausgerechnet jetzt mit Alexander ein neuer Schüler in ihre Klasse kommt, der einfach die Wucht ist - und sie hat keine Zeit, ihn anzuhimmeln…

Allerdings ist Alexanders Anwesenheit kein Zufall. Doch was hat er mit Julias Gabe, den Schlägern und dem Objekt zu tun, dessen Herausgabe diese von Tim mit Gewalt fordern?


Leider nehmen Klappentext und Cover einige Überraschungen vorweg, wobei man kritisieren muss, dass die abgebildete Münze der Maya überhaupt nicht der Beschreibung im Buch von einem römischen Geldstück entspricht und der Titelgestalter gewiss etwas Passenderes bei Shutterstock hätte finden können.

Die Geschichte selbst ist nicht neu: Ein junges Mädchen entwickelt in der Pubertät telekinetische Fähigkeiten (die X-Men lassen grüßen!). Zunächst zerbricht sie sich ausgiebig den Kopf darüber, wie so etwas möglich ist. Diese Phase hätte man etwas abkürzen und dafür die Sorge ansprechen können, was man (Forscher, Geheimdienste,,,) mit ihr machen wird, falls jemand davon erfährt. Schließlich trainiert sie ihre Gabe, die sie einsetzen möchte, um anderen zu helfen.

Aber das ist gar nicht so einfach, denn ihr Talent soll geheim bleiben, und wirklich effektiv ist die Telekinese (anfangs) nicht gegen gewaltbereite und bewaffnete Schläger, insbesondere dann nicht, wenn diese ihr bereits das Messer an die Kehle gesetzt haben. Obwohl Julia Angst hat, bleibt sie an Tims Seite, da es in ihren Augen das Richtige ist. Die beiden diskutieren (zu) viel und treten (zu) lange auf der Stelle, bis die Situation eskaliert und sie den Schlägern zu ihrem Auftraggeber folgen. Nun bekommen es Julia und Tim mit richtigen Kriminellen zu tun - und mehr noch.

Einige Entwicklungen wirken etwas konstruiert, beispielsweise dass sich die Opfer nicht zusammenschließen, um gemeinsam gegen die Schläger vorzugehen, indem sie Eltern, Lehrer und Polizei um Hilfe bitten. Täter kommen durchaus lange davon, aber irgendwann unterläuft ihnen ein Fehler, oder sie gehen schlicht zu weit wie mit der vorsätzlichen Körperverletzung beziheungsweise den Mordversuchen. Dass Julia und Tim deren Taten auf sich beruhen und die drei Friede-Freude-Eierkuchen am nächsten Tag in die Schule spazieren lassen, statt dass diese mit Konsequenzen rechnen müssen, ist nicht nachvollziehbar. Sehr schön hingegen ist die Lösung, als sich Julia in akuter Gefahr befindet und sich ihrem Gegner, dem mysteriösen Auftraggeber, stellen muss, wie sie dafür sorgt, dass von der Münze keine Gefahr mehr ausgeht. Beinahe glaubte man schon, sie würde… Überraschung!

Die Geschichte ist routiniert erzählt und hakelt nur bei einigen Kleinigkeiten, welche bloß der reiferen Leserschaft auffallen, an die der Titel nicht adressiert ist. Die Protagonisten sind sympathische Schüler-Archetypen, in deren Welt für Erwachsene praktisch kein Platz ist, außer sie verkörpern die Bösewichte oder notwendige Nebenrollen. Für junge Mädchen zwischen 12 und 15 Jahre, die sich mit der Hauptfigur identifizieren können, bietet der Band spannende und auch etwas romantische Mystery-Unterhaltung. Da nicht alle Fragen erschöpfend beantwortet wurden - welche Rolle spielt Alexander? -, darf sich die Zielgruppe auf eine packende Fortsetzung freuen, die im Herbst 2016 erscheinen soll.