Shane McKenzie: Geil auf Sex und Tod (Buch)

Shane McKenzie
Geil auf Sex und Tod
(Fat Off Sex and Violence)
Aus dem amerikanischen Englisch von Stefan Pannor,
Festa, 2015, Taschenbuch, 192 Seiten, 12,80 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Gary ist zu fett, ein Loser, der sich außer für seine Comics und Games für wenig, ach, was sage ich, für nichts interessiert. Selbst die lokale Gruppe der Verlierer, allesamt Nerds, hat ihn auf dem Kieker. Er wird, nachdem ihn sein Chef auf dem Klo beim Onanieren erwischt hat, zusammengeschlagen, fliegt aus der Wohnung seiner Mutter weil er sich mit seinem versoffenen zukünftigen Stiefvater anlegt und verliert dann auch noch seinen Hilfsjob im örtlichen Comicladen.

Mit knapp 30 steht er vor dem Nichts! Und das alles an nur einem Nachmittag. Er flieht zu seinem Lieblingsplatz im Wald. Hier kann er ungestört Trübsal blasen, sich bemitleiden und seinen Rache-Phantasien nachhängen.

Um sich selbst treu zu bleiben, onaniert er gleich einmal, der Samen tropft in die Erde und schon erhebt sich ein seltsames Mädchen, das ihn Meister nennt und die Erfüllung all seiner sexuellen Sehnsüchte in Aussicht stellt - so er sie denn mit sexueller Energie füttert. Erst traut er dem Frieden ja nicht, doch dann wird die ungepflegte, männliche Jungfrau von einem Klasseweib nach Strich und Faden verführt - der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.

Doch halt, ja es kommt zu einer Orgie in der örtlichen Kirche, Gary besteigt seine betörende Nachbarin und bekommt es bestens besorgt, als aber versehentlich auch sein Blut auf den Waldboden tropft erhebt sich der Bruder der Dämonin aus der Erde. Und der ernährt sich nicht von Lust, sondern vom Leiden und Tod - und dann wird es so richtig schlimm für das kleine Kaff, das Gary seine Heimat nennt…


Festa Extrem, der Name ist Programm. In der kleinen, ohne ISBN erscheinenden und nur direkt beim Verlag zu beziehenden Reihe wird aufgelegt, was unappetitlich, pervers und widerlich ist. Das hat mit Stoffen für eine breite Leserschicht nichts zu tun, das bedient krankhafte, extreme Gelüste. Vorliegend aber bietet sich die Handlung zunächst fast schon gemäßigt zu nennen an. Wir begegnen einem typischen Verlierer, der so gut wie keine soziale Kontakte hat, in seiner Spiel- und Traumwelt lebt und darauf hofft, dass auch er eines Tages bei der hübschen Nachbarin zum Zug kommt. Reines Wunschdenken, genauso, wie er in seiner Phantasie für all die erlittenen Kränkungen blutige Rache nehmen will.

Dass ihm die beiden Dämonen eben jene Chance, seine Hirngespinste in die Realität umzusetzen, ermöglichen, verleitet ihn zunächst, ganz seinem Charakter folgend, seine Allmachtphantasien auszuleben. Da wird dann der Akt plakativ und deutlich beschrieben, ohne dass dabei aber die Grenze des guten Geschmacks, wie bei anderen Extrem-Titeln, merklich überschritten würde. Das große Finale hält dann folgerichtig auch kein Happy End für uns bereit; mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Insgesamt ein für die Reihe also eher gemäßigter Titel, der ohne die ganz großen Widerlichkeiten auskommt, der uns einen typischen Verlierer vorstellt, der fast ein wenig Angst vor der eigenen Courage und seinen Wünschen bekommt.